Entscheidung am 3. Mai

Natascha will 1 Million spenden

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"Profitieren werden Kinder in Not und Gewaltopfer."

In zwölf Tagen rechnet Entführungsopfer Natascha Kampusch mit der Republik Österreich ab. Und unterm Strich könnte für die 23-Jährige dabei rund eine Million Euro herausschauen. Denn wie berichtet, hat Nataschas Anwalt Gerald Ganzger am 3. Februar bei der Finanzprokuratur eine Entschädigungsforderung eingebracht. Hintergrund: Bei sorgfältiger Polizeiarbeit wäre seiner Mandantin ein achtjähriges Martyrium erspart geblieben.

Tatsächlich gab es schon sechs Wochen nach ihrem Kidnapping im Jahr 1998 konkrete Hinweise auf den Täter Wolfgang Priklopil. Doch die Kripo ging den Indizien nicht nach. Jetzt fordert Topadvokat Ganzger 323 Euro für jeden Tag, den Natascha wegen der Ermittlungspanne weiter in Gefangenschaft war – in Summe rund eine Million Euro.

Für das Bundeskriminalamt hat Spitzencop Ernst Geiger bereits im März eine Stellungnahme verfasst. Sie wird Grundlage für die Entscheidung der Finanzprokuratur sein, die spätestens am 3. Mai (drei Monate Frist) vorliegen muss. Und so viel drang jetzt schon durch: Abgeltung für erlittenes Leid wird Natascha jedenfalls zugesprochen. Denkbar allerdings, dass die Höhe des Betrages noch durch eine Klage geklärt werden muss.

Weil Opfer Natascha mit ihrem Begehren nicht überall auf Verständnis stößt, ist Anwalt Ganzger eine Klarstellung wichtig: „Es geht um Recht, nicht um Bereicherung. Natascha wird den gesamten Betrag Hilfsprojekten spenden.“ Profitieren werden Kinder in Not und Gewaltopfer.

Nataschas Vater nicht mehr arbeitsfähig
Auch Nataschas Eltern wollen finanzielle Trostpflaster für erlittenes seelisches Leid durch die Polizeipanne. Mutter Brigitta Sirny fordert 150.000 Euro, Vater Ludwig Koch gibt sich mit 130.000 Euro bescheidener. Dabei ist seine Existenz auf Suche nach der verschwunden Tochter tatsächlich zerbrochen. Jüngster Schlag: Nach einer missglückten Operation an der Hand ist der Bäcker (57) nicht mehr arbeitsfähig. (höll)

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