ÖSTERREICH-Interview

Pfarrer-Geliebte: "Jetzt erzähle 
ich alles"

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Talk über Tabu-Liebe: Eva-Maria Mahrer hatte Affäre mit Skandal-Pfarrer Swierzek.

Eva-Maria Mahrer (55) hätte ihr Geheimnis wahrscheinlich mit ins Grab genommen. Doch am Ostermontag entschied sie sich zum Outing. Da gab ihr Ex-Lover Gerhard Swierzek – nun Pfarrer in Stützenhofen, NÖ – ein provokantes Interview über seinen neuen schwulen Pfarrgemeinderat Florian Stangl.

Aber: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steiner werfen …

Die Scheinmoral weckte die Wut in der attraktiven Mezzosopranistin (die etwa auch in Kottan ermittelt mitspielte). „Als ich hörte, dass Gerhard sagte, in Sünde zu leben, dürfe nicht die Norm sein und dass das Volk ehrliche Priester wolle, war ich schockiert“, so Mahrer, die seit 2006 glücklich mit einem Arzt verheiratet ist. „Auch mein Mann bestärkte mich in meinem Vorhaben.“

Positive Resonanz
Vier Tage sind seit dem überraschenden Outing ihrer Tabu-Liebe vergangen. Bereut hat Mahrer den Schritt nicht im Geringsten. „Ich bin überwältigt von der riesigen Menge an positiven Rückmeldungen. Viele Menschen gratulieren mir zu meinem Mut, die Scheinmoral in der Kirche aufzudecken.“

Sechs Wochen gaben sich der Priester und die Operettensängerin aus Pressbaum der Lust hin. „Wir erlebten eine sehr intensive Zeit, verbrachten viele Stunden miteinander.“

Stützenhofen: Eine Gemeinde in Aufruhr

Alle wussten es
In Pressbaum war das Liebespaar im Herbst 2005 Tuschelthema Nr. 1. Bald sprach man von Dornenvögel (TV-Serie über Liebe zwischen Pfarrer und Farmbesitzerin) im Wienerwald. „Erst jetzt entdecke ich, wie viele Menschen von uns wussten“, wundert sich Mahrer jetzt.

Auch wenn Swierzek aus Angst vor Gerüchten abrupt die Liebe beendete, wird die Affäre für die 55-Jährige immer etwas ­Besonderes bleiben: „Die Heimlichkeit machte auch ihren Reiz aus."

Auf der nächsten Seite spricht Eva-Maria Mahrer im großen ÖSTERREICH-Interview über ihre verbotene Liebe!

Interview: "Wie jeder andere Mann auch"

ÖSTERREICH: Frau Mahrer, am Mittwoch outeten Sie Ihre geheime Liebe zum Skandalpfarrer Gerhard Swierzek. Hat sich Ihr Ex-Geliebter bei Ihnen gerührt?
Eva-Maria MAHRER: Nein, Gerhard hat sich bei mir noch nicht gemeldet. Er ist sicher schockiert über mein Outing. Ich rechne nicht mit einem Anruf von ihm. Gerhard ist ein Mensch, der Konfrontationen aus dem Weg geht. Ich nehme an, er hat sich krankgemeldet und ist nach Polen abgetaucht. So hat er es auch schon vor sieben Jahren gemacht.

ÖSTERREICH: Sind Sie sich bewusst, dass Ihr Outing für Pfarrer Swierzek zum Verhängnis werden könnte? Immerhin gibt es nächste Woche einen Termin mit Kardinal Schönborn.
MAHRER: Ich wollte ihm nicht schaden, aber Gerhard muss zu seiner Verantwortung stehen. Wer austeilt, der muss auch einstecken können. Es geht nicht, dass er Wasser predigt und Wein trinkt. Ich hätte nie unsere geheime Liebe öffentlich gemacht, wenn er nicht so diskriminierend über den homosexuellen Pfarrgemeinderat und seinen Lebensgefährten gesprochen hätte. Das hat mich wütend gemacht.

ÖSTERREICH: Wie liebt man einen Pfarrer? Wie groß war das schlechte Gewissen?
MAHRER: Ich war zu dieser Zeit Single und bin auch keine Nonne. Gerhard hat den ersten Schritt gemacht. Er rief mich eines Tages an und fragte mich, ob wir spazieren gehen können. Natürlich habe ich anfangs zu ihm öfters gesagt: „Oh Gott, du bist Pfarrer.“ Aber irgendwann schaltet sich die Vernunft aus und die Emotionen und die Sehnsucht nach der Nähe sind stärker. Zum Schluss sieht man nur mehr den Menschen und nicht den Pfarrer.

ÖSTERREICH: Unterscheidet sich ein Pfarrer als Liebhaber von „normalen“ Männern?
MAHRER: Überhaupt nicht (lacht). Als Liebhaber war er wie jeder andere Mann auch. Gerhard war zwar Pfarrer mit Leib und Seele, aber er hatte seine Probleme mit dem Zölibat. Als er 40 Jahre alt war, wurde ihm bewusst, dass er nie eine Familie haben kann. Er hat sich sehr nach Kindern gesehnt. Über diese Sehnsucht haben wir sehr viel gesprochen.

ÖSTERREICH: Einem Pfarrer sollte eigentlich schon vor dem Priesterseminar bewusst sein, dass er keine Familie haben kann …
MAHRER: Das habe ich ihn auch gefragt, aber er hat gemeint, dass ihm das im Priesterseminar nicht gefehlt hat. Erst durch die vielen Taufen und Hochzeiten hat er erkannt, was ihm entgeht. Da entstand seine Sehnsucht. Vielleicht ändert sich durch mein Outing auch etwas beim Zölibat. Pfarrer sind in erster Linie auch nur Menschen mit Gefühlen und Emotionen.

ÖSTERREICH: Wie oft haben Sie sich mit Pfarrer Swierzek in der Woche getroffen?
MAHRER: Das war alles sehr spontan. Oft hat er ganze Nachmittage bei mir verbracht. Wir hatten eine sehr intensive Zeit, und er war sehr fixiert auf mich. Er hatte große Sorgen in der Pfarre, denn Gerhard war sehr konservativ und starrköpfig, das hat die Pfarre gespalten. Und ich hatte eine Krebsoperation hinter mir und musste dazu meine Mutter pflegen. Wir habe beide Halt gesucht.

ÖSTERREICH: Und wie haben Sie die Nachmittage verbracht?
MAHRER: Ich habe für ihn gekocht. Er liebte Rindssuppe mit Gemüse oder Geschnetzeltes mit Ser­viettenknödel. Gerhard war ein Genussmensch. Schwimmen in meinem Indoorpool hat er auch sehr gemocht.

ÖSTERREICH: Ist er auch über Nacht bei Ihnen geblieben?
MAHRER: Nein, nie. Das ging nicht, weil jeder registriert hätte, dass sein Auto über Nacht vor meinem Haus steht. Meistens ist er nach Mitternacht aus dem Haus geschlichen und wieder zurück in die Pfarre gefahren.

ÖSTERREICH: Wie schwer ist es, eine verbotene Liebe geheim zu halten?
MAHRER: Sehr schwer. Wenn wir gemeinsam einen Ausflug gemacht haben, dann haben wir uns einen versteckten Treffpunkt in Pressbaum ausgemacht, wo wir dann mit einem Auto weitergefahren sind. Trotzdem haben uns immer wieder Bewohner aus Pressbaum gesehen. Dann haben Sie gesagt: „Schau, da ist der Pfarrer mit seiner blonden Freundin.“

ÖSTERREICH: Haben Sie Ihrer Familie von der Affäre erzählt?
MAHRER: Meiner Familie habe ich mich erst sehr spät anvertraut. Meine Verwandten waren entsetzt und meinten, meine Affäre ist nicht sehr vernünftig.

ÖSTERREICH: Und Ihre Freundinnen, wie haben die auf die Affäre reagiert?
MAHRER: Sie sagten immer: Du erlebst ein zweites „Dornenvögel“, weil das Beziehungs-Aus auch so dramatisch war.

ÖSTERREICH: Wer hat die Beziehung beendet?
MAHRER: Wir lernten uns im April 2005 kennen. Die richtige Affäre mit allem Drum und Dran begann im September. Nach sechs Wochen wurde es Gerhard zu heiß, weil immer mehr getuschelt wurde über uns. Da hat er mir einfach über eine Bekannte ausrichten lassen, dass es aus ist. Er hatte nicht den Mut, es mir persönlich zu sagen. Ich habe versucht, ihn anzurufen, aber er hat nicht einmal das Telefon abgehoben. Mir wäre eine persönliche Aussprache damals sehr wichtig gewesen. Die gab es erst viele Wochen später.

ÖSTERREICH: Hatten Sie Liebeskummer, nachdem er Schluss gemacht hatte?
MAHRER: Wenn man das Liebes-Aus nur ausgerichtet bekommt, fühlt man sich nicht sehr gut. Ich ­hatte einen Zusammenbruch.

ÖSTERREICH: Was liebte er besonders an Ihnen?
MAHRER: Ich bin gelernte Operettensängerin, und Gerhard liebte meine Stimme. Er mochte es vor allem, wenn ich für ihn Hallejula sang.

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