Weil sie seit Jahren unversichert war, traute sich eine Magersüchtige nicht zum Arzt. Experten warnen vor gefährlichen Löchern im Sozialnetz.
Bestürzung und heftige Diskussionen nach dem Exklusiv-Bericht von ÖSTERREICH über den tragischen Tod der Claudia J. (36): Wie berichtet, war die Arbeitslose am Montag in Schwechat an Magersucht gestorben. Tragisch: Die Frau war seit Jahren nicht versichert, das Sozialamt konnte sie nicht betreuen. Denn: Weder das Arbeitsamt (AMS) noch Spitäler hatte die Behörde informiert.
Schwachstellen
Gottfried Riedl vom AMS Niederösterreich gibt
zu: „Das Sozialsystem hat Schwachstellen.“ Er rechnet vor: Jährlich stellen
etwa 110.000 arbeitslose Niederösterreicher Versicherungsanträge. Davon
werden rund 4 Prozent abgelehnt. Sprich: Etwa 4.500 Menschen werden vom
Arbeitsamt nicht versichert. Härtefälle werden vom AMS aber nicht an das
Sozialamt gemeldet. Riedl: „Dafür gibt es keine gesetzliche Regelung.
Leider.“
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Ob Freund Michael Straintz tatsächlich wegen
unterlassener Hilfe angezeigt wird, ist übrigens ungewiss: Er gibt an, sein
Bestes gegeben zu haben, um ihr zu helfen.
Gabriele Haselberger, Expertin für Essstörungen, warnt indes, dass ein Drittel der Magersuchtfälle tödlich endet. „Deshalb ist psychotherapeutische Hilfe äußerst wichtig.“ Hilfe, die Claudia J. nicht in Anspruch nehmen konnte: aus Geldnot; und Scham: Denn sie wollte nicht als Schmarotzerin dastehen.
"100.000 Österreicher sind nicht versichert!" |