Nach Kornmesser-Überfall

Polizei jagt Juwelier-Räuber

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Dank DNA-Spuren ist die Polizei vier serbischen Gangstern auf der Spur.

Die Exekutive sucht zwei Banden von Juwelierräubern, auf deren Konto insgesamt sechs Überfälle in Österreich gehen sollen. Wie die Polizei am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien bekanntgab, dürften Coups in der Bundeshauptstadt und Salzburg geklärt sein, darunter jene bei den bekannten Juwelieren Kornmesser, Schwödt und Thurzo in Wien sowie Karner in Salzburg. Zwei Männer aus der zentralserbischen Stadt Cacak sind auf der Flucht, auf deren Konto vier Taten gehen sollen. Gesucht werden außerdem zwei Mitglieder der "Pink Panther"-Bande nach Überfällen auf den Juwelier Schwödt in Wien-Alsergrund und auf ein Schmuckgeschäft in Wien-Hernals.

Cacak-Connection
Ausgangspunkt der Ermittlungen gegen die sogenannte Cacak-Connection war laut Oberstleutnant Robert Klug vom Wiener Landeskriminalamt (LKA) der Überfall auf das Geschäft Karner in Salzburg im Jänner 2011. Einer der mutmaßlichen Täter, der 29-jährige Mihajlo M., war bereits 2009 in Österreich vor Gericht gestanden und in Zusammenhang mit diesen Fällen erkennungsdienstlich behandelt worden. Ein Abgleich der Tatfotos beim Juwelier Karner mit der Datenbank ergab, dass es sich bei ihm um den Täter handeln dürfte.

Der Überfall auf den Juwelier Kornmesser am Wiener Graben im Jänner 2012 wurde ebenfalls geklärt. Wie bei der Cacak-Connection üblich, wurde der Verkäufer - in diesem Fall der Neffe des Geschäftsinhabers - in den hinteren Geschäftsbereich geschleift und gefesselt. Einer der beiden Männer schlug mit einer Pistole die Vitrine ein, verletzte sich dabei aber - und hinterließ Blutspuren. Die ersten Ermittlungen deuteten eher in Richtung einer baltischen Bande. Nach dem DNA-Abgleich war aber klar, dass es sich bei einem der Täter wieder um Mihajlo N. handeln dürfte. Bei diesem Raubzug wurde nach Angaben des Juweliers Schmuck im Wert von rund 3,5 Millionen Euro erbeutet.

Video vom Überfall auf Promi-Juwelier Kornmesser:


Auch beim bisher letzten Überfall des Duos - Anfang Februar 2012 auf den Juwelier Thurzo auf der Mariahilfer Straße in Wien - dürfte sich Mihajlo N. verletzt haben. Jedenfalls deuten auch in diesem Fall DNA-Spuren auf ihn als Verdächtigen. Weniger erfolgreich dürften der Verdächtige und sein ebenfalls namentlich bekannter Komplize Nikola B. (23) im Juni 2011 in der Salzburger Churfürststraße gewesen sein. Dort konnten sie die Sicherheitsbarriere des Juweliers nicht überwinden bzw. ließ sie die Verkäuferin nicht in das Geschäft. Auf der Flucht verlor einer der Räuber Teile der Tarnung.

Auf die Identität der Komplizen stieß die Exekutive - federführend war die LKA-Gruppe Fichtenbauer in Kooperation mit dem LKA Salzburg und dem Bundeskriminalamt - durch einen Abgleich der Tatortfotos, Erhebungen und die Zusammenarbeit mit der serbischen Polizei. Nach Nikola B. und Mihajlo N. wird mit Haftbefehl gefahndet, mittlerweile auch über die TV-Sendung "Aktenzeichen XY".

Auf das Konto der nun gesuchten "Pink Panther"-Gruppe dürften die Überfälle auf den Juwelier Schwödt am Alsergrund und auf ein Schmuckgeschäft auf der Hernalser Hauptstraße, beide im September 2011 verübt, gehen. Hier kam die Gruppe Fichtenbauer den Tätern durch einen Zeugen auf die Spur, der nach dem Coup bei Schwödt beobachtet hatte, wie Männer von Motorrädern auf Autos umgestiegen waren. Die Räuber hatten hohe Beute gemacht und waren mit Motorrädern geflüchtet.

 Die Beschreibung des Autos, der Männer und wieder die Zusammenarbeit mit der serbischen Polizei brachte die Ermittler auf die Verdächtigen: Gesucht werden demnach Filip P. (22) und Nemanja V. (23). Ein dritter Verdächtiger - Marko N. (21) - ist bereits in Haft.
 

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Die Zahl der Überfälle auf Juweliere und Schmuckgeschäfte in Österreich dürfte stark ansteigen. Heuer wurden allein in Wien seit Jahresbeginn acht solcher Raubzüge verübt. Im Vergleichszeitraum 2011 war es eine Tat. Die Ermittler gehen davon aus, dass nicht zuletzt der hohe Goldpreis zur großen Anziehungskraft von Juwelieren auf Kriminelle beiträgt. Die bisher höchste Zahl an Juwelierüberfällen wurde 2009 mit 17 registriert, davon wurden sieben geklärt, wie Michael Braunsperger von der kriminalpolizeilichen Abteilung am Mittwoch sagte. Im folgenden eine Chronologie der nun geklärten Fälle:

24. Jänner 2011: Beim Juwelier Karner am Salzburger Herbert-von-Karajan-Platz bedrohen zwei Räuber mit Faustfeuerwaffen die Verkäufer, schlagen Vitrinen ein und raffen etliche Schmuckstücke zusammen. Sie sperren die beiden Opfer in ein Hinterzimmer und flüchten. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Coup auf das Konto der sogenannten Cacak-Connection geht.

18. Juni 2011: Wieder dürfte es die "Cacak-Connection" sein, die in der Salzburger Altstadt zuschlagen will. Doch der Überfall auf einen Juwelier in der Churfürststraße geht schief. Die Verkäuferin lässt die Räuber zunächst nicht hinein, flüchtet dann vor ihnen laut schreiend aus dem Lokal. Die Täter verlieren die Nerven und flüchten. Unterwegs verliert einer der Männer seinen Rucksack, seinen Hut und schließlich einen Revolver.

 1. September 2011: Auf der Wiener Hernalser Hauptstraße schlagen drei Räuber einen Juwelier in seinem Geschäft nieder. Seine Hilfeschreie alarmieren einen Bekannten, der sich im hinteren Bereich des Lokals befindet. Er kommt in den Verkaufsraum und stört die Täter, die mit relativ geringer Beute auf einem Motorrad flüchten. Nach Erkenntnissen der Ermittler geht dieser Überfall auf das Konto der "Pink Panther".

 7. September 2011: Nicht einmal eine Woche später schlagen die "Pink Panther" erneut zu, diesmal beim bekannten Juwelier Schwödt am Julius-Tandler-Platz in Wien-Alsergrund. Sie stürmen in das Geschäft, einer hält die Inhaberin und den Juniorchef mit einer Faustfeuerwaffe in Schach, während die anderen mit einem Hammer eine Vitrine einschlagen und die Beute an sich raffen. Mit Motorrädern flüchten sie, steigen aber später in ein Auto um und werden dabei beobachtet.

 18. Jänner 2012:
Die "Cacak-Connection" überfällt den Juwelier Kornmesser am Graben in der Wiener Innenstadt. Sie schlagen den Neffen des Geschäftsinhabers nieder und zwingen ihn, den Tresor zu öffnen. Einer der Täter schlägt die Vitrinen mit einer Pistole ein, verletzt sich dabei und hinterlässt Blutspuren. Laut dem Geschäftsinhaber entkommen die Räuber mit Beute im Wert von 3,5 Millionen Euro.

 3. Februar 2012. Diesmal ist es der Juwelier Thurzo auf der Wiener Mariahilfer Straße, den die "Cacak-Connection" ausraubt. Einer der Täter fesselt zwei Angestellte, während sein Komplize die Vitrinen ausräumt.

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11:20 Uhr: Bei den Überfällen sind immer wieder andere Gangster dabei (sogenannte Soldaten). Es gibt aber auch Organisatoren, die für das Auskundschaften, Wohnungen usw zuständig sind. Die Köpfe der Bande bleiben aber im Hintergrund.

11:19 Uhr: Zwei Mitglieder der Cacak-Connection haben sich nach den Überfällen Luxus-Autos zugelegt. Der Großteil der Verdächtigen wird in Serbien vermutet.

11:18 Uhr: Die Beutesumme beim Juwelier Kornmesser betrug etwa 3,5 Mio Euro.

11:18 Uhr: Ein Täter, Marko N., sitzt derzeit in Serbien in U-Haft. Die beiden anderen sind noch flüchtig.

11:17 Uhr: Dank enger Zusammenarbeit mit den serbischen Behörden kam man den Pink Panthern auf die Spur.

11:16 Uhr: Den Pink Panthern können zwei Überfälle nachgewiesen werden.

11:15 Uhr: Drei Mitglieder der Cacak-Connection sind flüchtig, einer sitzt in Haft.

11:13 Uhr: Der Cacak-Connection konnten so zwei Überfälle angelastet werden. Im Jänner 2012 wurde versucht, ein Juwelier in Salzburg zu überfallen. Nach einem Überfall auf einen Juwelier in Wien-Mariahilf, der nach ähnlichem Strickmuster ablief, wurde festgestellt, dass es sich um die selben Täter handelte.

11:11 Uhr: Nach relativ viel Ermittlungsarbeit nach dem Kornmesser-Überfall halfen DNA-Spuren. So kam man auf die Spur eines der Täter. Im Jänner 2011 wurde der Juwelier Karner in Salzburg überfallen. Der Raub wurde geklärt und ein Haftbefehl ausgestellt. Ein Vergleich der DNA-Spuren führte zur Ausforschung eines Täters.

11:09 Uhr: Die ausgehobene "Cacak-Connection" führte die Überfälle äußerst brutal durch.

11:08 Uhr: Oberst Mimra erklärt näheres zu den Pink Panthern, die seit vielen Jahren von Ex-Jugoslawien aus viele Überfälle durchgeführt hat.

11:07 Uhr: Sechs Raubüberfälle auf Juweliere wurde geklärt. Drei aus dem heurigen Jahr, drei aus dem vorigen. Zwei Überfälle wurden in Salzburg verübt.

11:05 Uhr: Mit einigen Augenblicken Verspätung gehts los.

10:53 Uhr: Gespanntes Warten in der Bundespolizeidirektion am Schottenring.

10:47 Uhr: In fünf Fällen waren die Kriminellen erfolgreich, bei einem Coup war es beim Versuch geblieben.

10:30 Uhr: Die Polizei ist der Pink Panther-Bande auf der Spur. Um 11 Uhr findet eine Pressekonferenz statt.

Juwelier am Kohlmarkt in Wien überfallen BILDER

Eine Überwachungskamera filmte das Duo "in flagranti".

Die beiden gingen mit äußerster Brutalität vor.

Einer der beiden schaltete den Neffen des Geschäftsinhabers aus. Er zwang ihn den Tresor zu öffnen.

Der Komplize räumte die zuvor eingeschlagenenen Vitrinen aus.

Dem Opfer gelang es, den Alarmknop zu drücken.

Bei dem Coup soll ein dritter Täter beteiligt gewesen sein.

Die Höhe der Beute war vorerst nicht bekannt.

Der Überfall auf den prominenten Juwelier Kornmesser am Graben in der Wiener Innenstadt, zu dessen Geschäftseröffnung im Mai 2010 Hollywood-Star Eva Longoria eingeflogen worden war, schockt ganz Wien.

Der Coup ereignete sich um 11.48 Uhr.

Das Opfer erlitt - aus zunächst nicht bekannten Gründen - eine leichte Verletzung am Kopf, musste sich aber wegen eines Schocks ins Krankenhaus begeben.

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Juwelier-Überfall: Auto als Rammbock

Bilder vom Juwelier-Überfall

Ein Mitglied der Tatortgruppe vor dem Flucht-PKW in der Baumanngasse im 3. Wiener Bezirk.