Prozess in Dubai

Arzt kämpft am Mittwoch gegen Todesurteil

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Eugen Adelsmayr muss sich wegen Mordes in Dubai verantworten.

 Wäre diese Story ein Film, man müsste an der Plausibilität zweifeln. Doch was sich seit dem 21. Februar 2009 im Rashid Hospital in Dubai und in weiterer Folge auch bei den dortigen Staatsanwälten abgespielt hat, ist leider bittere Realität. Und sie könnte dem einst erfolgreichen Intensivmediziner Eugen Adelsmayr aus Bad Ischl das Leben kosten. Heute, um 9 Uhr, soll sein Prozess am Dubai Courts beginnen. Die Anklage lautet auf Mord. Und die Strafe, die der Arzt zu erwarten hat, heißt: Tod durch Erschießen.

Dass der 50-Jährige überhaupt noch imstande ist, klar zu denken, hat mit seinem unerschütterlichen Bewusstsein zu tun, schuldlos zu dieser Mordanklage gekommen zu sein. Die Geschichte dazu ist so gruselig wie unglaublich. Im Jänner 2009 wird ein pakistanischer Arbeiter mit schweren Schädigungen des Rückenmarks auf die chirurgische Intensivstation gebracht. Diagnose: Querschnittlähmung. Fünf Wochen wird er hier betreut, bis klar ist, „man kann den Mann für eine andere Station vorbereiten“, erinnert sich Adelsmayr.

20 Herzstillstände
Dann, am 21. Februar passiert das Unfassbare. Der Patient hat, wie schon 20 Male zuvor, einen Herzstillstand. Der zuständige Arzt kommt zu spät, um den Mann zu retten, er stirbt auf der Station. Am nächsten Tag erhält der ärztliche Direktor des Krankenhauses einen Brief, der besagt: Adelsmayr habe persönlich angeordnet, den Mann bei Herzstillstand nicht zu behandeln. „Ich war zu diesem Zeitpunkt schon 36 Stunden nicht mehr im Dienst, es war eine Intrige meines Stellvertreters und eines zweiten Arztes, die mich loshaben wollten.“

Es folgen einige interne Untersuchungen, Adelsmayr wird die Lizenz entzogen, obwohl ihm das Higher Committee for Medical Liability (ähnlich wie der Oberste Gerichtshof) ein Gutachten ausstellt, das ihn völlig entlastet. Doch der Staatsanwalt zeigt sich unbeeindruckt von der Entscheidung des obersten Gerichtes und schreibt die Mordanklage. Heute startet der Prozess.
 

"So, als hätte ich den Mann echt erschossen"

ÖSTERREICH: Herr Dr. Adelsmayr, Sie sind wegen Mordes angeklagt, weil einer Ihrer Patienten gestorben ist. Wie geht es Ihnen kurz vor dem Prozess?
Eugen Adelsmayr: Ich kann es gar nicht sagen, denn es ist nicht klar, ob es am Mittwoch zu einem Prozess kommen wird. Der Hauptrichter ist auf Urlaub, ein Ersatzrichter kommt. Ich hoffe aber sehr, dass es endlich losgeht, denn ich halte das alles nicht mehr aus. Passiert ist das Ganze doch schon 2009 …
ÖSTERREICH: Sie sollen angeordnet haben, einen querschnittgelähmten Patienten nicht mehr zu behandeln, und so seinen Tod verursacht haben. Wieso gibt es diesen Vorwurf?
Adelsmayr: Den Vorwurf gibt es, weil ich zwei Widersacher im Krankenhaus hatte, die mich loswerden wollten. Fakt ist, dass der Patient einen Herzstillstand hatte und nicht mehr rechtzeitig behandelt werden konnte. Ich war aber zu diesem Zeitpunkt schon 36 Stunden gar nicht mehr im Dienst.
ÖSTERREICH: Sie waren Chef der chirurgischen Intensivstation des Rashid Hospitals in Dubai. Wie oft kam es vor, dass Patienten auf Ihrer Station verstarben?
Adelsmayr: Wir hatten eine ganz niedrige Sterberate, aber 15 Prozent unserer Patienten starben bei uns – es ist eine Intensivstation …
ÖSTERREICH: Der Staatsanwalt sagt, Sie hätten den Mann „sterben lassen“, um an ein frisches Bett zu kommen. Was ­sagen Sie dazu?
Adelsmayr: Ich weiß, aber der Patient war querschnittgelähmt und wurde gerade vorbereitet, um auf eine andere Station verlegt zu werden. Ich hätte rein gar nichts davon gehabt.
ÖSTERREICH: Sie sagen, Ihre beiden Widersacher haben diese Intrige gesponnen. Wie kann es sein, dass Ärzte ein so großes Verfahren auslösen können?
Adelsmayr: Angefangen hat es mit einer schlechten Mitarbeiterbenotung durch mich. Sie fühlten sich nicht richtig beurteilt. Und dieser Fall kam eben gerade recht daher. Als der Patient gestorben ist, gab es plötzlich einen Brief an den ärztlichen Direktor, dann eine Krankenhaus-Untersuchung, und plötzlich war es ein Mordfall. Gerade so, als ob ich in das Krankenzimmer gegangen wäre und den Mann erschossen hätte.
ÖSTERREICH: Jetzt droht Ihnen selbst die Todesstrafe. Durch Erschießen. Haben Sie das schon realisiert?
Adelsmayr: Ich weiß, so steht es im Gesetz und in meiner Anklage. Ich kann darauf aber wirklich nichts antworten.

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