Fagan behauptet

Tank-Explosionen führten zu Kaprun-Katastrophe

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Sechs Jahre nach dem Unglück in Kaprun, bei dem 155 Menschen ihr Leben verloren, präsentierte Ed Fagan eine neue Theorie zur Ursache der Katastrophe. Und klagt damit die Ermittler an.

Vorgeblich neue Erkenntnisse zum Seilbahnunglück in Kaprun, bei dem am 11. November 2000 155 Menschen den Tod fanden, legte eine Gruppe von Juristen um den US-Anwalt Ed Fagan am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien vor - und klagt damit die Integrität der Ermittler an:

Man habe die Angehörigen glauben machen wollen, ein "kleiner, schadhafter Heizstrahler" habe ihre Kinder das Leben gekostet. In Wahrheit seien jedoch mehrere gefährliche Tanks explodiert, die den Opfern den Fluchtweg abgeschnitten hätten.

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Fagan und sein team präsentierten die Reste der explotierten Tanks
© oe24

Kaprun ein Kriminalfall?
Fagan und sein Münchner Kollege Michael Witti bestritten "die Integrität der österreichischen Ermittlungen ". Die im Strafverfahrenen vom Landesgericht Salzburg getroffenen Feststellungen, wonach der Brand eindeutig von einem Heizstrahler im Unglückszug ausgegangen sei, der einen Konstruktions-, Produktions- und Materialfehler gehabt habe, während bei den verwendeten Materialien sowie bei den Sicherheitsvorkehrungen der Stand der Technik eingehalten worden sei, bezeichnete Fagan wörtlich als "Bullshit".

In Wahrheit seien bei der Suche nach dem Unglückshergang " Beweismittel vorenthalten und zerstört", den Gerichtsgutachtern " nicht voller Zugang zum Beweismaterial" gewährt worden, so Fagan und Witti. Sie schilderten den Ablauf folgendermaßen: In Folge eines Öldruckverlusts sei zunächst der Zug stehen geblieben. Als im hinteren Bereich das Feuer ausbrach, wären vorerst 180 Leuchtstäbe explodiert. Die Hydraulikleitung habe dann zündschnurartig funktioniert und die Flammen zu im vorderen Zugbereich bzw. in der Mitte an der Unterseite angebrachten, jeweils 100 Kilo schweren Tanks geleitet.

"Die sind mit hochexplosivem Gas gefüllt gewesen und aufgeplatzt wie eine Rose im Frühjahr", stellte Witti fest. Die mittlerweile ins Freie geflüchtete Insassen - sie hatten eine Scheibe zertrümmert - hätten keine Chance zu entkommen gehabt, wären zwischen den einzelnen Explosionsorten gefangen gewesen.

Diese Beweise fänden sich mit keinem Wort im Gerichtsakt, so der Vorwurf von Fagan und Witti. Zwei Tanks hätten sie bei Besichtigungen des Unglückszugs im Mai bzw. Juli 2006 "im Müll gefunden". Der Verbleib der anderen sechs sei unklar. Eben so wenig wisse man über den Verbleib des mittlerweile von der Staatsanwaltschaft freigegebenen Zugs.

"Niemand in Österreich hat sich je um diese Leute gekümmert!" , rief Fagan mit Blick auf ein Elternpaar, das bei der Katastrophe ihren Sohn verloren hatte. Er hatte diese und eine weitere Angehörige auf die Pressekonferenz mitgebracht, die seine Ausführungen und eine viertelstündige Videodokumentation zum Teil mit unterdrücktem Schluchzen untermalten.

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