Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist Montag Vormittag im Vatikan mit Papst Franziskus zusammengetroffen.
Gemeinsam mit seiner Frau Doris Schmidauer hatte Van der Bellen auch Präsente dabei. Er habe dem Papst eine "Ziegenherde" geschenkt, verriet Van der Bellen nach dem Besuch am Petersplatz vor Journalisten. Die 20 Ziegen wurden freilich symbolisch übergeben. Sie sind Teil der "Sinnvoll Schenken"-Reihe der Caritas und kommen bedürftigen Familien in Burundi zugute.
Umwelt- und Migrationsfragen
Er schätze Papst Franziskus außerordentlich, verriet Van der Bellen und verwies ausdrücklich auf dessen Enzykliken "Laudato Si'" und "Fratelli Tutti", in denen sich der Pontifex mit Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes sowie des sozialen Zusammenhalts auseinandersetze. Der Vatikan sei in Umwelt- und Migrationsfragen sehr engagiert und beobachte dabei auch genau die Entwicklungen in den verschiedenen Ländern, also auch in Österreich. In der Flüchtlingsfrage vertrete der Papst etwa die Ansicht, dass auch "kleine Aktionen" helfen könnten, meinte Van der Bellen. Er erinnerte daran, dass der Papst auch ohne viel öffentlichen Aufhebens einige Flüchtlingsfamilien von griechischen Inseln nach Rom geholt habe. "Die Kirche fördert auch humanitäre Aufenthalte."
Er habe auch versucht, Papst Franziskus zu einem Besuch in Wien und Österreich zu "überreden", erzählte der Bundespräsident bei dem Treffen mit mitgereisten und lokal akkreditierten Medienvertretern. Er sei sich aber bewusst, dass die Chancen auf eine Annahme der Einladung eher gering seien. Für Papst Franziskus gebe es "andere Prioritäten".
Ausgezeichnetes Verhältnis
Das Verhältnis zwischen dem Vatikan und Österreich sei ja "ausgezeichnet", und der Papst gehe lieber "in die Peripherie. Er besuche also lieber Krisengegenden, erinnerte Van der Bellen daher auch die "sensationelle" Reise von Franziskus in den Irak im vergangenen März. Dass der Papst dort den interreligiösen Dialog mit der muslimischen Welt ("Schiiten wie Sunniten") gesucht und gestärkt habe, sei ein Zeichen dafür, wie sehr sich der Vatikan um den Frieden und die Sicherheit in der Welt bemühe.
Van der Bellen (77) erinnert auch daran, dass die Visite am Montag nach jener im November 2017 bereits sein zweiter Besuch im Vatikan gewesen sei. Dass er Franziskus (84) nun "wohlauf und gesund" wiedergetroffen habe, sei eine große Freude. Auf Österreich-spezifische Themen wie den "Druck", den laut Chat-Protokollen das Umfeld von Bundeskanzler Sebstian Kurz (ÖVP) bezüglich der Migrationsfrage auf die katholische Kirche ausgeübt und dabei etwa mit der Abschaffung der kirchlichen Steuerprivilegien (Stichwort aus einem Kurz-Chat: "Vollgas geben!") gedroht habe, sei er im Vatikan nicht angesprochen worden, berichtete Van der Bellen auf eine entsprechende Journalisten-Anfrage.
Weitere Geschenke
Neben dem "nützlichen" (O-Ton Van der Bellen) Ziegen-Geschenk bekam Franziskus auch ein Bild der Malerin Karin Mayer aus der Caritas-Kunstgruppe Retz für Menschen mit Behinderungen verehrt. Zudem einen Katalog der Ausstellung "Kunststationen", die derzeit im Stift Melk zu sehen ist und Werke von 13 Künstlerinnen und Künstlern der Gruppe zeigt, zu der auch Karin Mayer gehört. Die 1967 geborene Künstlerin freute sich der Präsidentschaftskanzlei zufolge sehr. Dass einmal eines ihrer Bilder niemand Geringerem als Papst Franziskus übergeben würde, hätte sie vor wenigen Tagen nicht für möglich gehalten. Auch Thomas Krottendorfer, Leiter mehrerer Caritas-Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in Niederösterreich, war über die Auswahl der Geschenke erfreut. "Wir empfinden es als große Anerkennung für unsere Arbeit, vor allem aber für die Arbeit der Kunstgruppe Retz."
Weiters kam Van der Bellen, der bei seinem Rom-Besuch auch von EU-Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) begleitet wird, auch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ("Das ist eigentlich der Regierungschef im Vatikan") zusammen, dem "ein Kreuz aus Holz und Glas, gefertigt von Mitarbeitern der Caritas-Behindertenwerkstätte in St. Pölten" und eine Sachertorte überreicht wurden. Gewessler - die Grüne-Minsterin nahm für die Hin- und Rückreise nach und von Rom übrigens umweltbewusst den Zug - zeigte sich nach dem Treffen auch positiv angetan vom Klima-Engagement des Papstes. Edtstadler hob hernach kurz hervor, dass mit dem Papst auch das Thema Westbalkan besprochen worden sei. Österreich tritt ja als Verfechter einer EU-Erweiterung um die Balkanländer Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro und Serbien auf.
Treffen mit italienischen Amtskollegen Sergio Mattarella
Zu Mittag stand für den Bundespräsidenten ein Treffen mit seinem italienischen Amtskollegen Sergio Mattarella auf dem Programm. Nach einem Empfang mit militärischen Ehren sollen im Quirinalspalast der "Weg des gemeinsamen Europa nach der Corona-Pandemie und der Kampf gegen die Klimakrise sowie das Verhältnis Europas zu den Großmächten und die EU-Annäherung der Westbalkan-Staaten" zur Sprache kommen. Abschließend gibt es am Dienstag ein Treffen mit Premierminister Mario Draghi und mit den Südtiroler Abgeordneten im italienischen Parlament.
Edstadler hat am Montagnachmittag einen Termin mit der italienischen Innenministerin Luciana Lamorgese, bei dem laut Diplomatenkreisen wohl das Thema Migration erörtert wird. Gewessler kommt demnach Dienstag früh mit Verkehrsminister Enrico Giovannini zusammen. Bei diesem Gespräch dürfte es nicht zuletzt um das Thema Transit am Brenner gehen.