Starke Verluste

Vertrauensindex: Causa SOS-Kinderdorf trifft ganzen NGO-Sektor

NGOs haben seit dem Vorjahr wesentlich Vertrauen in der österreichischen Bevölkerung verloren 

Das zeigt der jüngste APA/OGM-Vertrauensindex. Dort müssen fast alle abgefragten Organisationen ein punktemäßiges Minus hinnehmen. Das Schlusslicht bilden die zuletzt stark in die Kritik gekommenen SOS-Kinderdörfer. Der dort jüngst bekanntgewordene Missbrauchsskandal sei die Hauptursache für den gesamten Vertrauensverlust im NGO-Sektor, sagte OGM-Chef Wolfgang Bachmayer am Freitag.

Insgesamt sind die Werte für die meisten NGOs jedoch noch immer vergleichsweise hoch. An der Spitze der Vertrauenspyramide steht das Rote Kreuz mit einem Vertrauenswert von plus 79, gefolgt von der Krebshilfe (76), den Rote Nasen Clowndoctors (73) und Ärzte ohne Grenzen (65) mit nur geringen Vertrauensverlusten. Das Hilfswerk, die Volkshilfe, die Aids-Hilfe und das Haus der Barmherzigkeit müssen ebenso nur wenig Vertrauensverluste hinnehmen, während andere Organisationen aus dem Jugendbereich wie Pro Juventute (24 Punkte Verlust), UNICEF (minus 15 Verlust) und SOS Mitmensch (wegen der Namensähnlichkeit Verlust minus 18 Punkte) von SOS-Kinderdorf mitgerissen werden, aber trotzdem noch im knapp positiven Vertrauensbereich liegen. Das absolute Schlusslicht sind die SOS-Kinderdörfer, die von einem hohen Vertrauenswert aus dem Vorjahr (plus 65 Punkte) auf einen Vertrauenswert von minus 30 abstürzen.

Das Balkendiagramm zeigt das Vertrauen in verschiedene NGOs in Österreich im November 2025. Das Rote Kreuz hat mit einem Saldo 79 Prozent den höchsten Vertrauenswert, gefolgt von der Österreichischen Krebshilfe mit 76 Prozent. SOS Kinderdorf hat mit minus 30 Prozent den niedrigsten Wert. Quelle: APA, OGM.
 

Bündnis für Gemeinnützigkeit: Vertrauen "weiterhin hoch"

"Das Vertrauen in Vereine und gemeinnützige Organisationen ist weiterhin extrem hoch", meinte Stefan Wallner, Geschäftsführer vom Bündnis für Gemeinnützigkeit dazu, "trotz kleinerer Rückgänge und der Sondersituation von SOS-Kinderdorf." Das Vertrauen der Bevölkerung beruhe "auf der täglichen Erfahrung der Menschen in Österreich im Bereich der Pflege, der Arbeit mit Menschen mit Behinderung, dem Sport und der Kultur, der Blasmusik und dem Rettungswesen oder der humanitären Hilfe". Gemeinnützige Organisationen dürften per Definition keine Gewinne machen und erbringen auch "mit den Millionen freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Leistungen für die Allgemeinheit und den Staat, die nicht finanzierbar wären".

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