"Es ist die Hölle"

12-Jährige missbraucht: Mutter packt im ORF aus

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Der Fall der jungen Wienerin, die monatelang von mindestens 17 Burschen missbraucht und sogar vergewaltigt worden sein soll, hält Wien weiter in Atem. Am Montag sprach erstmals die Mutter des Opfers über das Martyrium ihrer Tochter.

Die schrecklichen Details des Missbrauchsfalls eines mittlerweile 13-jährigen Mädchens aus Wien-Favoriten sorgen seit Wochen für Schlagzeilen.

Monatelang soll die Schülerin von mindestens 17 teils selbst noch minderjährigen bzw. strafunmündigen Tätern zum Geschlechtsverkehr genötigt und mit Videos davon erpresst worden sein. Immer wieder hätten sich die Burschen sich an ihr in Parks, Stiegenhäuser, Toilette-Anlagen und Garagen vergangen. Belegt ist, das einmal sogar ein Hotelzimmer angemietet wurde. Brisanterweise sind bis auf einen alle auf freiem Fuß.

Mutter: "Wie im falschen Film"

In der ORF-Sendung "Thema" meldete sich nun erstmals die Mutter des Mädchens öffentlich zu Wort. "Ich kann immer noch nicht ganz realisieren, was geschehen ist. Es fühlt sich an wie im falschen Film", sagt sie im Gespräch mit Christoph Feurstein.

Sie habe die meiste Zeit gedacht, ihre Tochter sei in der Schule oder im Nachmittagsunterricht. Wie hoch die Fehlzeiten des Mädchens in der Schule waren, habe sie monatelang nicht erfahren.

Die Frau widerspricht dem in Kommentaren oftmals geäußerten Vorwurf, dass die Eltern etwas mitbekommen hätten müssen und dass "in diese Richtung etwas schiefgegangen" wäre: "Aber dem ist nicht so."

Als sie zum ersten Mal konkret erfahren habe, was ihrer Tochter angetan wurde, war sie schockiert: "Mein ganzer Körper hat zu zittern angefangen, mir ist schwindelig gewesen. Ich war fassungslos."

"Bilder kriegst du nie wieder aus dem Kopf"

Die Einvernahmen der Verdächtigen habe sie noch nicht gelesen. "Es ist psychisch gesehen sowieso schon ein absolutes Martyrium für uns alle." Sie und der Vater des Mädchens hätten eine halbe Seite gelesen, um mehr Einblick zu haben, doch die Details waren zu schmerzhaft. "Diese Bilder kriegst du nie wieder aus dem Kopf als Mutter. Ich kann gar nicht erahnen, was für Bilder sie im Kopf haben muss", sagt sie im Hinblick auf ihre Tochter.

Warum sich ihre Tochter ihr nicht früher anvertrauen konnte? "Sie hatte panische Angst, es war ihr wahnsinnig unangenehm. Diese Täter, diese Gruppe haben sie natürlich überall so hingestellt als Mädchen, das alles tut. Haben Gerüchte über sie verbreitet bei Klassenkameraden", schildert die Mutter der jungen Wienerin. "Sie war zu dem Zeitpunkt zwölf Jahre alt. Ihr war teilweise gar nicht bewusst, was hier passiert ist."

Sie habe sich sehr viel selbst die Schuld zugeschoben, glaubt die Mutter. Aufgrund der Aufnahmen von ihr in derart erniedrigenden Situation sei ihre Tochter voller Scham gewesen.

Neuanfang, denn: "Es ist die Hölle"

Das Missbrauchs-Martyrium hat nicht nur beim Opfer selbst, sondern in der gesamten Familie tiefe Wunden hinterlassen: "Wir leben in Angst. Unser Lebensmittelpunkt muss ein anderer werden, erklärt die gezeichnete Mutter. Dass alle Verdächtigen auf freiem Fuß sind, bereitet große Sorgen: "Wir wissen nicht was denen einfällt, oder was Familienangehörigen oder Freunden von denen einfällt. Das kann keiner wissen. Da ist ständiges Aufpassen nötig. Man kann nicht mehr frei leben."

Ihre Tochter könne keinen Schritt alleine nach draußen machen – und das mit 13 Jahren. "Es ist die Hölle." Deshalb plane die Familie einen Neuanfang – "in jeglicher Hinsicht".

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