Hinter dem Blutdrama vom Hauptbahnhof steckt eine noch viel traurigere Geschichte.
Im Zentrum der Tragödie, an deren Ende ein 21-Jähriger seine eigene Schwester (25) erstach, steht die Familie E. – die in einem 500-Seelen-Ort in der Provinz Navarro in Nordspanien lebt. Die tiefgläubige Mutter ist eng mit einer NGO und der Kirche verbunden, kümmert sich um benachteiligte Menschen und widmet sich insbesondere afrikanischen Waisen. Sie und ihr Mann haben eine leibliche Tochter (die später als geschockte Zeugin der Bluttat am Wiener Hauptbahnhof dabei sein sollte) und vier Adoptivkinder – darunter das Geschwisterpaar Eyob und Eyerus aus Äthiopien.
Während es mit dem Mädchen, das später nach London ging, kaum Probleme gab, war der Junge von Anfang an ein Sorgenkind. Laut Freunden der Familie wurde er „wegen Gewalt verurteilt“ und „verbrachte einige Monate im Kinderzentrum Ilundáin“.
Drogensumpf
Eyob soll schon als Jugendlicher mit Drogen zu tun gehabt haben, doch dann entdeckte er das Kochen – sein ganzer Instagram-Account ist gespickt mit Fotos, auf denen er sein Können und lukullische Kunstwerke postet. Mit 18 ging er nach Deutschland, danach in die Schweiz, zuletzt arbeitete er in der Hotelgastronomie in Vorarlberg und Tirol. Doch die Drogenvergangenheit dürfte den 21-Jährigen wieder eingeholt haben, und am Ende fand er nicht mehr aus dem Drogensumpf in Wien heraus.
„Dämon“
Dort wollten ihn seine Schwestern Eyerus und Raquel Anais (32) herausholen. Die beiden reisten nach Wien. Als sie ihn am Hauptbahnhof aufspürten, erstach der Bruder seine afrikanische Schwester, die er im Verhör angeblich als „Dämon“ bezeichnet haben soll. Vielleicht verrät er mehr, sobald ihn seine Adoptiveltern, die nach Wien gereist sind, in der U-Haft besucht haben. Auch sie wollen wissen, warum (er nach eigenen Aussagen auch die andere Schwester Raquel umbringen wollte). Es gilt die Unschuldsvermutung. (kor)