Freiwillige bewachen jetzt die beschädigten Bilder von NS-Opfern in der Innenstadt.
Nach dem jüngsten Vandalismusakt am Wiener Burgring, bei dem in der Nacht auf Montag 13 der insgesamt 80 Porträts NS-Überlebender zerstört wurden, nähten Freiwillige die Leinwände wieder zusammen. Sie bleiben auch noch bis zum Ende der Ausstellung am 31. Mai vor Ort, um auf die Bilder aufzupassen. An der Aktion beteiligen sich katholische, muslimische und jüdische Organisationen.
Menschen bringen Blumen, Schulklassen kommen mit ihren Lehrerinnen, Jugendliche passen auf die Portraits auf und es regnet, regnet, regnet. #gegendasVergessen #wien #meinoesterreich pic.twitter.com/pAbvB1yVT1
— cariklaus ????????????????❤ (@KlausSchwertner) 28. Mai 2019
Am Dienstag besuchten Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Frau die Freiwilligen. Van der Bellen hatte die Kunstinstallation, bei der es sich um ein Projekt mit überdimensionalen Bildern handelt, Anfang Mai eröffnet.
VdB lobt die muslimische Jugend und die Caritas
„Es sind berührende Bilder von Menschen, die als Kinder verschleppt wurden und ins KZ gekommen sind und irgendwie überlebt haben. Und jetzt gibt es Vandalen, die diese Bilder beschädigt haben. Aber das Schöne ist, dass sich spontan junge und ältere Leute gemeldet haben und Wache halten werden, damit so etwas nicht wieder passiert. Dazu gehören die muslimische Jugend und die Caritas, die hier zu ihren jüdischen Freunden stehen“, sagt Van der Bellen zu ÖSTERREICH.
Bundespräsident @vanderbellen und seine Frau nehmen sich in diesen turbulenten Stunden die Zeit und besuchen soeben Künstler Luigi Toscano und die Menschen, die seit gestern die Ausstellung #GegenDasVergessen in #wien bewachen. Danke! pic.twitter.com/gLtybFXfBk
— cariklaus ????????????????❤ (@KlausSchwertner) 28. Mai 2019
Freiwillige nähten die zerstörten Installationen wieder zusammen:
Fotograf Luigi Toscano im Interview: "Ich musste einfach nur weinen"
ÖSTERREICH: Sie haben insgesamt 400 Überlebende des Holocaust porträtiert, hatten Kontakt mit den Menschen. Was geht Ihnen nach dem Vandalismus-Akt durch den Kopf?
Luigi Toscano: Im ersten Moment ist man einfach geschockt. Es tut einfach nur weh. Ich bin am Montagmorgen aus Amerika hier angekommen. Ich musste einfach nur weinen.
ÖSTERREICH: Sie haben geweint?
Toscano: Ja. Sie müssen wissen, die Ausstellung läuft an drei Orten gleichzeitig. Auch in San Francisco und in Mainz. Wir hatten die Ausstellung in San Francisco beendet und deswegen kam ich noch nach Wien, um hier die letzte Woche mitzugestalten.
ÖSTERREICH: Und nur in Wien kam es zu diesen Hass-Attacken?
Toscano: In anderen Städten gab es Kleinigkeiten, wie verbogene Schilder. In dieser Wucht, in dieser Bösartigkeit und mit diesem politischen Hintergrund hat das hier quasi seinen Anfang genommen.
ÖSTERREICH: Was ist Ihre Hoffnung?
Toscano: Man muss auch das Positive sehen. Nachdem sich diese immense Solidarität hier breitmacht und die Bevölkerung sagt, Luigi, wir schützen deine Bilder jetzt, macht das einfach ein schönes Gefühl. Das macht Hoffnung und das tut auch gut. Auch die Geste mit dem Bundespräsidenten, dass er jetzt hier ist, finde ich super. (lae)