Wiener Budget 2015: Gezielte Investitionen für die Stadt

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Die Bundesstadt bleibt auf Kurs und bilanziert ausgewogen.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen bleibt Wien auf Kurs und legt ein ausgewogenes Budget für 2015 vor. Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin Renate Brauner bekennt sich klar zu antizyklischer Wirtschaftspolitik:

"Gerade jetzt müssen wir in Zukunftsbereiche wie Bildung, Gesundheit, Soziales, Infrastruktur und Wohnbau investieren. Denn wir werden die Krise nicht überwinden, indem wir die Hände in den Schoß legen und hoffen, dass uns aus heiterem Himmel der Konjunkturaufschwung ereilt. Andererseits schauen wir selbst, wo wir noch effizienter werden können."

Wien setzt dabei auf gesunde Finanzen, die Neuverschuldung ist deutlich rückläufig, das Investitionsniveau kann trotz Restriktionen durch den Stabilitätspakt gehalten werden.

Antizyklische Wirtschaftspolitik zahlt sich doppelt aus

Wien bekennt sich zu antizyklischer Wirtschaftspolitik. Sofort zu Beginn der Wirtschaftskrise 2008 - dem tiefsten Einbruch seit Ende des Zweiten Weltkriegs - hat sich Wien dazu entschieden, aktiv gegenzusteuern und trotz rückläufiger Staatseinnahmen Investitionspakete geschnürt. Dadurch wurden der wirtschaftliche Einbruch gedämpft und zigtausende Arbeitsplätze gerettet. Die Investitionspakete von Bund und Ländern haben laut einer WIFO-Analyse mitgeholfen, in den Jahren 2009 und 2010 die Folgen der Wirtschaftskrise zu dämpfen. So wurden gravierende gesellschaftliche Folgekosten vermieden. Allerdings ist es gerade jetzt für eine Kommune wie Wien zunehmend schwieriger, die Dämme dauerhaft dicht zu halten.

"Wir drehen den Investitionshahn nicht zu, weil wir davon überzeugt sind, dass nur mehr Wachstum und Beschäftigung der Weg sind, die Krise zu überwinden. Die einseitige europäische Sparpolitik entpuppt sich als Korsett, das der Wirtschaft und Beschäftigung langsam die Luft abdrückt. Wir steuern dagegen, weil wir keine Zustände wie in Griechenland oder Spanien haben möchten. Der Kampf gegen die Wirtschaftskrise muss aber europaweit geführt werden, hier muss ein Umdenken stattfinden", erklärt Vizebürgermeisterin Renate Brauner.

Das Budget 2015 in Details

Kindergärten und Schulen

Die Einführung des beitragsfreien Kindergartens in Wien im Herbst 2009 war ein Meilenstein für Wiener Familien. Auf dieses Angebot werden sich Eltern auch weiterhin verlassen können. So ersparen sich Familien durch das beitragsfreie Angebot bis zu 3.000 Euro pro Jahr für einen Kindergartenplatz. Das Budget für die Wiener Kindergärten wird im Jahr 2015 über 700 Millionen Euro umfassen. Aktuell gibt es in Wien 78.800 Kinderbetreuungsplätze im städtischen und privaten Bereich, davon 21.800 Kleinkindergruppenplätze (Krippe). Für drei- bis sechsjährige Kinder hat Wien durch den laufenden intensiven Ausbau aktuell eine Versorgungsquote von 104,9 Prozent. Bei den Null- bis Dreijährigen kommt Wien auf eine Versorgungsquote von über 40 Prozent, bei den Ein- bis Dreijährigen auf fast 60 Prozent. Obwohl die Lage in Wien also sehr gut ist, wird weiter in 3.000 neue Plätze investiert.

Im Bereich Schule sind Schulsanierungen und Schulneubau beziehungsweise Schulerweiterungen die wichtigsten Budget-Schwerpunkte. Rund 57 Millionen Euro fließen 2015 in die Sanierung von 139 Schulen. Mit rund 570 Millionen Euro ist das Schulsanierungspaket 2008 bis 2017 ein wichtiges Infrastrukturprojekt der Stadt Wien. Beim Schulneubau sind außerdem weitere Campus-Projekte in Umsetzung beziehungsweise Vorbereitung, so zum Beispiel der Campus Attemsgasse beziehungsweise die Standorte Nordbahnhof, Eurogate und Berresgasse. In alle neuen Campus-Projekte werden in den nächsten Jahren rund 700 Millionen Euro investiert. Darüber hinaus setzt Wien aber auch auf Schulzubauten in moderner Holzbauweise, 2015 sind dafür Bauraten in der Höhe von 38 Millionen Euro vorgesehen.

Gesundheit/Soziales

Das Budget für Gesundheit und Soziales nimmt in einer wachsenden Stadt wie Wien einen zentralen Stellenwert ein. Deshalb ist in diesem Bereich auch eine deutliche Steigerung von 3,49 auf 3,64 Milliarden Euro zu verzeichnen. Die Erhöhung wird vor allem durch die Finanzierung des Großprojekts Krankenhaus Nord notwendig. Das Spitalskonzept sieht im kommenden Jahr folgende weitere Schritte vor: Mit einem Bündel von Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und der Qualität wird sichergestellt, dass die Ausgabensteigerungen im Spitalsbereich gedämpft werden. Gleichzeitig wird in die Modernisierung der sieben zentralen Spitalsorganisationen investiert, die in Zukunft die Versorgung der Wienerinnen und Wiener übernehmen werden. Die Investitionen im Akutbereich machen 2015 rund 412 Millionen Euro aus.

Das Wiener Geriatriekonzept sichert allen Wienerinnen und Wienern im Alter die passende Unterstützung. Zwischen dem Start 2007 und dem Abschluss im kommenden Jahr 2015 werden 639 Millionen Euro investiert, davon allein 2015 52 Millionen Euro. Mit diesem Geld wurden insgesamt 36 Pflegewohnhäuser und PensionistInnen-Wohnhäuser neu errichtet, saniert oder modernisiert. Die Stadt fördert somit rund 18.000 Pflege- und Wohnplätze in 91 Einrichtungen.

Dem Fonds Soziales Wien (FSW) werden aufgrund der notwendigen höheren Transferzahlungen mehr Mittel zur Verfügung gestellt, heuer sind 928 Millionen Euro vorgesehen. Der Fonds Soziales Wien unterstützt Menschen mit Behinderung, bietet Unterstützung für wohnungslose Menschen und kümmert sich um die Grundversorgung von Flüchtlingen. Die Abteilung Soziales, Sozial- und Gesundheitsrecht (MA 40) ist unter anderem für die Bedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS) zuständig, mit der rund 153.000 Wienerinnen und Wiener in schwierigen Zeiten unterstützt werden, allerdings leben nur etwa zehn Prozent ausschließlich von der BMS. Mit der Mindestsicherung sorgt die Stadt für rund 50.000 Kinder und Jugendliche von null bis 18 Jahren.

Stadtplanung/Verkehr

Bis Dezember 2015 erfolgt die Vollinbetriebnahme des Wiener Hauptbahnhofes. Mit dem Sonnwendviertel entsteht ein neuer Stadtteil mit 5.000 Wohnungen für über 13.000 Menschen. Für die technische Infrastruktur werden 2015 rund 25 Millionen Euro aufgewendet.

Die Neu- und Umgestaltung des öffentlichen Raums bildet einen weiteren wichtigen Schwerpunkt: Die Bauarbeiten der neuen Mariahilfer Straße werden im Sommer 2015 fertiggestellt, dafür sind heuer 12,3 Millionen Euro budgetiert. 2015 erfolgt auch die Errichtung der ersten Wiental-Terrasse bei der Pilgramgasse. 2,2 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. 6,5 Millionen Euro sind für den Hauptradwegebau und das Citybike-Angebot vorgesehen.

Wichtige Straßenbau- und Sanierungsprojekte stehen 2015 ebenfalls ins Haus, so zum Beispiel die Instandsetzung der Gürtelbrücke (fünf Millionen Euro), die Instandsetzung der Koppstraße (drei Millionen Euro) oder der erste Schritt der Umsetzung der Stadtstraße (35 Millionen Euro).

Wohnen

Die von Wien vorgesehenen Förderungsmittel sollen wie jedes Jahr die Neuerrichtung und Sanierung von Wohnhausanlagen ankurbeln und somit zur Schaffung von qualitätsvollem, leistbarem Wohnraum auf konstant hohem Niveau beitragen. Damit werden im Bau- und Baunebengewerbe rund 23.000 wertvolle Arbeitsplätze gesichert. Dafür sind 2015 rund 641 Millionen Euro vorgesehen. Mit einem Förderungszusicherungsvolumen von rund 290 Millionen Euro wird für 6.500 bis 7.000 neu zu errichtende Wohnungen das gewohnt hohe Neubauvolumen der Jahre 2013 und 2014 beibehalten, sodass sich insgesamt circa 20.000 neue Wohnungen in der Fertigstellungsphase befinden. In der Seestadt Aspern werden Ende 2015 circa 2.900 Wohneinheiten, im Sonnwendviertel beim Hauptbahnhof über 1.500 Wohneinheiten fertiggestellt sein.

In Fortsetzung der Wohnbauinitiative 2011, einer innovativen Variante im geförderten Wohnbau, wird die Stadt Wien noch zusätzlich circa 1.800 Wohneinheiten mit Stadt Wien-Darlehen im Ausmaß von rund 100 Millionen Euro finanziell unterstützen. Auch für Sanierungsprojekte wird mit Förderungsmitteln im Ausmaß von circa 230 Millionen Euro ein wesentlicher Beitrag geleistet werden. Allein für die Förderung von thermisch-energetischen Sanierungen und der altersgerechten Adaptierung von Wohnhausanlagen und Wohnungen (zum Beispiel Neuerrichtung beziehungsweise Nachrüstung von Personenaufzügen) werden circa 55 Millionen Euro bereitgestellt. Dieser Betrag muss nicht zurückbezahlt werden und entlastet besonders die Wohnungsnutzerinnen und -besitzer. Für Subjektförderungsmaßnahmen stehen wie bereits in den Vorjahren rund 70 Millionen Euro für die Wohnbeihilfe und circa 16 Millionen Euro für die Gewährung von Eigenmittelersatzdarlehen zur Verfügung.

Wirtschaftsförderung und kommunale Arbeitsmarktpolitik

Die Wirtschaftsagentur Wien fördert Wiener Unternehmen 2015 durch gezielte Förderangebote mit rund 40 Millionen Euro, bietet kostenlose individuelle Beratung, Workshops und Netzwerkaktivitäten zu allen unternehmerischen Fragestellungen. Die Förderungen lösen ein Vielfaches an Investitionen der Unternehmen aus, sichern den Standort nachhaltig und schaffen Arbeitsplätze. Um die Gründungsdynamik weiter zu forcieren, wird die Positionierung Wiens als internationaler Start-up-Hub durch unterschiedliche Aktivitäten der Wirtschaftsagentur Wien weiter vorangetrieben.

Einen zentralen Stellenwert nimmt im Budgetvoranschlag 2015 auch die aktive Arbeitsmarktpolitik ein. Über 27.000 Wienerinnen und Wiener können von den Maßnahmen und Programmen des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) für bessere Jobchancen profitieren. Für die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen unterstützt die Stadt Wien den waff wie bisher mit über 39 Millionen Euro. Im Mittelpunkt der Arbeitsschwerpunkte des waff steht 2015 die schrittweise Umsetzung des Qualifikationsplan Wien 2020.

Umwelt

Wien zählt zu den saubersten Städten der Welt. Allein in die Straßenreinigung werden 122 Millionen Euro investiert. Zur Vielzahl der gesetzten Maßnahmen zählen unter anderem auch die weitere Erhöhung der Anzahl der Papierkörbe im öffentlichen Raum, die Aufstellung weiterer Hundesackerlautomaten und natürlich auch der Einsatz der WasteWatcher zur Kontrolle der Sauberkeitsspielregeln.

Wiener Wasser investiert 2015 weiter in die Rohrnetzsanierung und Erhaltungsmaßnahmen im Umfang von rund 50 Millionen Euro. Unter anderem wird die Offensive am Gürtel fortgesetzt, Erneuerungsarbeiten gibt es auch in der Koppstraße beziehungsweise in der Meidlinger Hauptstraße.

Darüber hinaus werden in Wien zahlreiche neue Parkanlagen errichtet, allein im Jahr 2015 werden rund 4,5 Millionen Euro für die Errichtung und Erhaltung der wichtigen Naherholungsgebiete aufgewendet.

Für das wachsende Wien verbessert WienKanal darüber hinaus das Kanalsystem durch ein aktives Regenwassermanagement. Dafür wird ein Speicherbecken unter dem Sportplatz Haidestraße in Simmering errichtet, das 34 Millionen Liter Regenwasser fasst. Einen weiteren wichtigen Beitrag für die funktionierende Infrastruktur leistet die EbsWien Hauptkläranlage, die über das Zukunftsprojekt EOS (EnergieOptimierung Schlammbehandlung) auf Energieautarkie setzt.

Kunst und Kultur

Kunst und Kultur hat nicht nur eine wichtige gesellschaftliche Funktion, sondern ist gerade in Wien ein unverzichtbarer Wirtschafts- und Tourismusfaktor. Die Wiener Stadtregierung ist sich dieser Bedeutung bewusst und steigert auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Kulturbudget um sieben Millionen Euro auf 246,8 Millionen Euro. Wien bietet 100 Bühnen, 300 Museen, 80 Festivals und 70.000 Sitzplätze pro Abend für Theater und Musik. Mehrere tausend Arbeitsplätze gehen direkt und indirekt auf das Kulturangebot zurück, die Umwegrentabilität ist hoch, jeder in Kultur investierte Euro kommt 2,3-fach zurück.

Integration

Integration ist Querschnittsmaterie: Der Gratiskindergarten und die gezielten Investitionen in Bildung, Wohnen und Kultur sind entscheidend für ein gutes Miteinander. Für Neuzugewanderte bietet Wien spezifische Begleitangebote, dazu zählen die Niederlassungsbegleitung "StartWien", Basisbildungsangebote und Sprachkurse. Insgesamt sind für dieses Paket 2015 mehr als neun Millionen Euro budgetiert.

Weiterführende Informationen

Das Budget der Stadt Wien

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