Geheimdienst-Infos

Wiener Zelle steuerte Jihadisten in ganz Europa

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Mirsad Omerovic soll in Saudi-Arabien ausgebildet worden sein.

Laut der Belgrader Zeitung "Vecernje novosti" gehört der am Freitag in Wien festgenommene Hassprediger Mirsad Omerovic (33)  nach einer Analyse der bosnischen Geheimdienste zu einer Gruppe von 200 führenden Jihadisten aus Bosnien, dem serbischen Sandschak und dem Kosovo. Demnach befänden sich die Chefs der sogenannten "bosnischen Zelle", die als stärkste Jihadisten-Gruppe Europas bezeichnet wird, in Wien.

Zentrum in Meidling
Als Nummer eins der Gruppe wird Muhammad Fadil P., Imam der Tewhid-Moschee (Tauhid-Moschee) in Wien-Meidling, genannt. Seine Salafisten-Organisation mit Sitz im zwölften Bezirk sei die wichtigste logistische und finanzielle Stütze der Jihadisten in Europa, so das Blatt unter Berufung auf die Geheimdienste.

"Bosnische Zelle"
Demnach gehörte Mirsad Omerovic, der in seinem Geburtsort Tutin im Sandschak laut anderen serbischen Medienberichten auch als "Mica Dolch" bekannt war, zu einer Kleingruppe von acht führenden Jihadisten in der südwestserbischen Region. Diese wiederum sei ein Bestandteil der "bosnischen Zelle".

Über Omerovic (Ebu Tejma) ist im Sandschak offenbar recht wenig bekannt. Es heißt, dass er in Saudi-Arabien ausgebildet wurde. Dasselbe soll für den aus Sarajevo stammenden Muhammad Fadil P. gelten. P. soll sich nach einem Zwischenaufenthalt in Gornja Maoca, der bosnischen Wahhabiten-Gemeinschaft, zumeist in Wien aufhalten.

U-Haft
Nach der Großrazzia in Wien, Graz und Linz gegen die mutmaßlichen Jihadisten am Freitag wurde am Montag Untersuchungshaft über acht Festgenommene verhängt.

Anklage in Serbien
Der mutmaßliche Anführer der Sandschak-Gruppe, Abid P. und vier weitere Personen, wurden im Oktober in Belgrad angeklagt, sich an Terroraktionen der Jihadisten des "Islamischen Staates" (IS) in Syrien beteiligt zu haben. Die Angeklagten stehen unter dem Verdacht, sich Anfang 2013 in "Serbien und in anderen Staaten zur Finanzierung von Terrorismus" sowie zur Ausbildung und Rekrutierung von Freischärlern zusammengeschlossen zu haben. Drei Angeklagte aus der Sandschak-Gruppe befinden sich in Haft, Abid P. selbst ist auf der Flucht.

In Syrien werden derzeit etwa 350 Wahhabiten aus Bosnien und etwa 30 aus dem Sandschak vermutet. Die Wurzeln der radikalen Islamistenbewegung in Bosnien liegen in den 1990er-Jahren. Während des Bosnien-Krieges (1992-95) kamen zahlreiche islamistische Freischärler ins Land, um die bosnischen Muslime im Kampf gegen Serben und auch Kroaten zu unterstützen. Viele erhielten nach Kriegsende die bosnische Staatsbürgerschaft.











 

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