Es regnet heftige Kritik verschiedenster Institutionen und Vereinigungen an der devoten Staatshaltung in Bezug auf den Papstbesuch.
Einige Wiener rätseln: "Wer ist die First Lady im Vatikan?" (siehe Video links). Andere nehmen den bevorstehenden Besuch des Papstes nicht so locker. Verschiedenste Institutionen von der Aktion Kritischer Schüler bis zur Plattform "Wir sind Kirche" wollen den Papst-Rummel nicht mitmachen. Lesen Sie hier wer die erklärten Gegner des Papstbesuches sind und welche Argumente sie haben.
Plattform "Wir sind Kirche"
Die Plattform "Wir
sind Kirche" richtet anlässlich des bevorstehenden Papstbesuchs einen
Brief an Benedikt XVI. Darin werden sieben Thesen erläutert, u.a. die
Abschaffung des Zölibats, die Beendigung des Predigtverbots für Pastoral-
und Pfarrassistenten, die Öffnung des Diakonats für Frauen und das Ende der
Allmachtstellung des Papstes innerhalb der Kirche. Ursprünglich hat sich die
Plattform um ein persönliches Gespräch mit Benedikt bemüht. Diesem hat der
Vatikan - aus Zeitmangel - nicht zu gesagt.
Priestermangel
Eine der dringlichsten Fragen: der
Priestermangel. Das Durchschnittsalter der Priester liege in Österreich
derzeit bei 64 Jahren und damit über dem durchschnittlichen Pensionsalter
der Bevölkerung. Angesichts dessen werde sich der Vatikan der Frage nach der
Abschaffung des Zölibats irgendwann nicht länger verschließen können, ist
die Plattform überzeugt.
Kritik an "Allmachtstellung" des Papstes
Reformieren
wollen die Vertreter der Plattform auch die Rolle des Pontifex an sich. "Ich
bin ein überzeugter Anhänger der Papstkirche, aber gegen einen so
triumphalistisch auftretenden Papst", meinte der ehemalige Vorsitzende
Hubert Feichtlbauer. Die Allmachtstellung des Papstes solle vom Vatikan
ernsthaft hinterfragt werden, erklärte er. Statt als "Dominator"
solle Benedikt als "Berater" auftreten, so der Wunsch der
Plattform-Vertreter.
"Lächerliches Begleitprogramm"
Kritisch gegenüber
steht man auch dem Papstbesuch selbst. So seien die Begleitthemen der Schuh-
und Messgewandauswahl von Benedikt sowie die Frage, wann und wo er in das
Papamobil umsteige, oder der Versand von SMS-Nachrichten "lächerlich".
Bei "dem Zirkus" dürfe man sich nicht wundern, dass das Interesse
am Besuch eher gering sei, hieß es.
Cave Benedictum: "Hüte Dich vor Benedikt". Plakatinitiative der HOSI Wien (c) HOSI
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Homosexuellen-Plakate: "Hüte Dich vor dem Papst!"
"Cave
Canem" (Hüte Dich vor dem Hund): Diese römische Warntafel hat sich die
Homosexuelle Initiative Wien (Hosi) als Vorbild genommen, um in einer
Plakatkampagne vor dem Besuch von Papst Benedikt XVI. in Österreich zu
warnen. Unter dem Motto "Cave Benedictum" versucht man, einem
befürchteten "Konservatismusschub" durch die Visite des
Kirchenoberhaupts vorzubauen, so Hosi-Obmann Christian Högl. Unter dem Motiv
des in lila gehaltenen Papstes wurde der Wahlspruch "Gegen Homophobie,
für Nächstenliebe" platziert. Die Plakate und Flugblätter
werden nun in Szenelokalen ausgelegt.
Sozialistische Jugend: Anti-Papst-Demo
Während Mitglieder der
Bundesregierung Papst Benedikt XVI. am ersten Tag seiner Österreich-Visite
in der Hofburg empfangen werden, übt die Sozialistische Jugend (SJ) heftige
Kritik am Papst. Deren Vorsitzender Torsten Engelage erhofft sich nun
wenigstens von der roten Koalitionshälfte einen kritischen Blick auf den
Heiligen Vater: "Wir erwarten uns, dass es keine Wallfahrt wird."
Selbst wird die SJ am 7. September an einer Demonstration am Karlsplatz ab
15 Uhr teilnehmen. Der Papst sei das "Oberhaupt des
Klerikalkonservativismus", so
Bündnis „Nein zum Papstrummel“
Teilnehmende
Organisationen bei der Demonstration "Nein zum Papstrummel - Gegen
Sexismus, Konservativismus und Homophobie!" sind neben der SJ noch die "Aktion
kritischer SchülerInnen Wien", der "ArbeiterInnenstandpunkt",
"Funke", "Revolution" und die "Revolutionär
Sozialistische Organisation".
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Kritik an Kdolsky: Kondome in Schulen & der Papst
Dass der
parteieigene Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und die roten Minister beim
Empfang in der Hofburg dabei sein werden, ist für Engelage jedoch kein
großes Problem. Der Papst sei als Oberhaupt des Vatikanstaats ein "völkerrechtliches
Subjekt", dass es zu begrüßen gelte. Strenger geht man in der SJ schon
mit der ÖVP-Riege um. Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky solle sich etwa
die Frage stellen, wie es mit den Standpunkten Benedikts vereinbar sei,
Kondome in Schulen zu verteilen.
Der Sicherheitsaspekt
Allein 1.300 bis 1.400 Beamte werden laut
Sprecher des Innenministeriums, Oberst Rudolf Gollia.,für den
Ordnungsdienst, weitere 350 für Verkehrsmaßnahmen eingeteilt sein. "Es
ist keine konkrete Gefährdung gegeben", betonte Gollia. Wegen der
geopolitischen Lage und auch wegen der islamkritischen Äußerungen des
Papstes sei aber Vorsicht geboten. Unter den Polizisten befinden sich 150
Beamte des Einsatzkommandos Cobra. Diese sind mit dem Personenschutz für
Benedikt XVI. befasst, haben aber auch eine "Anti-Terror-Komponente".
Weiters sind gefahrstoffkundige Organe und Sprengstoffexperten im Einsatz. "Wir
erwarten uns einen friedlichen und feierlichen Papstbesuch", sagte
Gollia. Doch im Internet wurden unter dem Motto "Heidenspaß statt
Höllenqualen" bereits "Antiklerikale Aktionstage"
angekündigt. Bereits vorsorglich hat die Wiener Polizei die Errichtung von
Sperrzonen rund um den Papstbesuch avisiert.