Ibiza-Affäre:

Prozess gegen Erfinder der "Ibiza-Methode"

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'Kronzeuge' des Ibiza-Videos steht am Mittwoch in Krems vor Gericht. 

Krems. In Krems steht ab Mittwoch jener Sicherheitsberater unter anderem wegen Verleumdung vor Gericht, der den Begleiter der angeblichen Oligarchen-Nichte im Ibiza-Video ausgebildet haben will. Der mit Spannung erwartete Auftritt des Detektivs selbst fällt allerdings ins Wasser. Der Mann wird laut Gericht nicht als Zeuge in der Wachau erscheinen, sondern per Video zugeschaltet werden.

Sascha W. behauptete, dass ein ehemaliger Geschäftspartner, den er selbst im Bereich Spionage ausgebildet habe, die Videofalle auf Ibiza – die Strache zum Rücktritt zwang und die Regierung stürzte – gemeinsam mit einem Wiener Anwalt gelegt habe.

Julian H., Edis S. und Slaven K. sollen an der Erstellung der geheimen Video-Aufnahmen ihre Hand im Spiel gehabt haben, und das Gericht fährt die drei Belastungszeugen gegen W. auf.

 

"Ibiza-Methode"

Seine Methode, Zielpersonen unter falschem Vorwand reinzulegen, soll W. mit seiner Truppe über die Jahre für zahlungskräftige Kunden ausgetüftelt und immer wieder angewandt haben.

W., der frühere Inhaber der Firma "Die Gruppe Sicherheit GmbH" hat im Februar 2016 Selbstanzeige erstattet, weil er von seiner kriminellen Vergangenheit loskommen wolle, heißt es.
 

Schwere Vorwürfe der Betriebsspionage

Hintergrund der vorerst für drei Tage angesetzten Verhandlung ist ein vermeintlicher Industriespionagefall im Umfeld des Bahnbaumaschinen-Herstellers Plasser & Theurer (PT). Der in Deutschland tätige Sicherheitsberater hatte 2016 Selbstanzeige erstattet und darin den Vorwurf erhoben, dass ein österreichischer Konkurrent ausspioniert worden sei. Die Staatsanwaltschaft Krems nahm daraufhin Ermittlungen gegen 13 Beschuldigte auf - darunter auch zwei Chefs des Traditionsunternehmens.
 
Die Ermittlungen gegen die PT-Chefs und neun weitere Personen wurden eingestellt, ein Fall wurde diversionell erledigt. Der Sicherheitsberater muss sich nun ab Mittwoch in Krems selbst wegen Verleumdung, Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung, schweren gewerbsmäßigen Betrugs und mehrerer Vermögensdelikte verantworten.
 
Der Beschuldigte hatte in jüngster Zeit mehrmals in Interviews erklärt, der Lehrmeister des Wiener Detektivs zu sein und den Mann im Ibiza-Video erkannt zu haben. Die Methoden, die bei der Aufzeichnung verwendet worden waren, kenne er genau, führte der Verdächtige aus.
 

Einvernahme am Nachmittag per Videoschaltung

Der Detektiv, der sich auf Ibiza mit den beiden ehemaligen FPÖ-Politikern Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus getroffen haben soll, steht zwar weiterhin auf der Zeugenliste, wird am Mittwoch aber für die zahlreichen zu erwartenden Journalisten nicht greifbar sein. Seine Einvernahme erfolgt am Nachmittag per Videoschaltung, bestätigte ein Sprecher des Landesgerichts am Dienstag auf APA-Anfrage entsprechende Medienberichte.
 
Dem mutmaßlichen Protagonisten des Ibiza-Videos waren vom angeklagten Sicherheitsberater nach Gerichtsangaben widerrechtlicher Zugriff auf ein Computersystem, Verletzung des Telekommunikationsgeheimnisses, missbräuchliches Abfangen von Daten, Auskundschaftung eines Betriebsgeheimnisses und schwerer gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen worden. Bereits Ende Mai meldete sich eine Anwältin des geheimnisvollen Detektivs zu Wort und erklärte, dass sich ihr Mandant in dieser Sache nichts zuschulden kommen ließ.
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