Volksanwalt Walter Rosenkranz ist der Kandidat der FPÖ für die Bundespräsidentenwahl am 9. Oktober.
Der 59-jährige Niederösterreicher wurde auf Vorschlag von Parteichef Herbert Kickl Dienstagabend vom Parteipräsidium nominiert - und zwar einstimmig, wie Kickl in einer Aussendung betonte. Am Mittwoch präsentiert der FPÖ-Chef den - überraschenden - Hofburgbewerber in einer Pressekonferenz.
Rosenkranz zählte nicht zum Favoritenkreis für das schwierige Rennen gegen Amtsinhaber Alexander Van der Bellen. Genannt worden waren etwa Verfassungssprecherin Susanne Fürst (laut Kickl eine "ganz heiße Aktie") und zuletzt auch Petra Steger, Nationalratsabgeordnete und Tochter des freiheitlichen Urgesteins Norbert Steger. Auch "Krone"-Kolumnist und Anwalt Tassilo Wallentin sprang ab und überlegt laut oe24.at nun eine eigene, unabhängige Kandidatur.
Dennoch verlief Rosenkranz' Kür recht flott und ohne Gegenstimmen: Die Sitzung des nahezu vollständigen Parteipräsidiums (nur ein Mitglied fehlte laut Kickl) dauerte laut FPÖ-Aussendung nur knapp 45 Minuten. "Alle Teilnehmer der Sitzung haben sich zu Wort gemeldet und ein einstimmiges Votum zugunsten von Dr. Walter Rosenkranz abgegeben", erklärte der Parteichef.
Der niederösterreichische Jurist - der am 29. Juli 60 Jahre alt wird - war von 2008 bis 2019 Nationalratsabgeordneter und von 2017 bis 2019 geschäftsführender Klubobmann der FPÖ. Außerdem war er von 2013 bis 2019 Landesparteiobmann der FPÖ Niederösterreich. Seit 1. Juli 2019 ist er Volksanwalt.
Der Kremser ist übrigens nicht verwandt mit Barbara Rosenkranz, die 2010 als Hofburg-Kandidatin der FPÖ antrat und damals 15,24 Prozent holte, das bisher schwächste Ergebnis der nunmehr sechs freiheitlichen Bewerber. Leicht dürfte es auch Walter Rosenkranz nicht haben. Zum einen sitzt Van der Bellen recht fest im Sattel. Zum anderen wollen zumindest zwei weitere Kandidaten antreten, deren Programm inhaltlich den freiheitlichen Standpunkten ähnelt: So wettert etwa der ehemalige BZÖ-Politiker Gerald Grosz ebenso gegen Coronamaßnahmen und Sanktionspolitik gegen Russland wie auch der Chef der impfkritischen Liste MFG, Michael Brunner.
Dennoch sieht Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle durchaus gute Chancen, dass der recht bekannte und gemäßigte Rosenkranz ein "achtbares Ergebnis" schafft. Ein Erfolg wären mehr als 20 Prozent, also mehr als der Wert, bei dem die FPÖ aktuell in den Umfragen steht, erläuterte sie in der "ZiB2". Dass es zu einer Stichwahl kommt - weil Amtsinhaber Van der Bellen unter 50 Prozent bleibt - hält sie "aus heutiger Sicht für unwahrscheinlich". Für die FPÖ sei Rosenkranz jedenfalls eine "sichere Variante", analysierte der Politologe Peter Filzmaier im ORF-"Report". Denn aus Sicht der Partei gehe es vorrangig nicht um das Wahlergebnis, sondern darum, dass FPÖ-Positionen "auf offener Medienbühne wochen- und monatelang präsentiert werden" können. Und das sei mit dem Politik-Profi Rosenkranz garantiert.
Dem Ergebnis des letzten blauen Präsidentschaftskandidaten, Norbert Hofer, auch nur nahe zu kommen wird Rosenkranz - wie die Politologen meinen - nicht gelingen. Dieser erreichte 2016 im ersten Wahlgang 35,05 Prozent, in der Stichwahl 46,21 Prozent.