Europol und Staatsanwaltschaft ermitteln auch im Ausland wegen ÖVP-Datenhack.
Mittlerweile ermittelt auch Europol – die europäische Ermittlungsbehörde – zum ÖVP-Datenfall. Die heimische Polizei dürfte von einem „echten Hackerangriff auf die ÖVP“ ausgehen, so Insider. Und die Staatsanwaltschaft bestätigte gestern, dass es Ermittlungen „mit Auslandsbezug“ geben würde. Die aus der ÖVP entwendeten Daten sollen sich schließlich auf Datenträgern in Frankreich befinden. Was aber befindet sich tatsächlich in diesen ominösen 1.300 GB an „gestohlenen VP-Daten“? Eine Menge.
Laut ÖSTERREICH-Recherchen haben die Diebe des VP-Materials alle Daten geleakt, die seit den 1990er-Jahren auf den Servern der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse in Wien gespeichert wurden.
- Das heißt: Alle Buchhaltungen, Rechnungen, Belege, Verträge – seit der Obmannschaft von Ex-VP-Kanzler Wolfgang Schüssel – sind im Besitz dieser mutmaßlichen Cyberkrieger.
- Damit sind auch sämtliche Gehälter von Parteiangestellten sowie Beraterverträge für Externe nun einsehbar.
- Aber auch alle Kampagnen der ÖVP – als sie noch Schwarz war, dann Türkis wurde – sind nach außen gedrungen.
- Zudem wurden alle E-Mails – von Parteichefs, Generalsekretären, Mitarbeitern – abgeschöpft.
- Last, but not least haben die Hacker so auch Zugriff auf alle Adressenkarteien der Volkspartei erhalten. Das wiederum betrifft freilich Hunderttausende Menschen, die keine Politiker sind.
- Ausgedruckt wären das übrigens nicht Tausende, sondern „Millionen an Seiten. Mittels spezieller Softwareprogramme kann man aber natürlich mit Stichwörtern rasch das finden, was man braucht“, so ein Experte zu ÖSTERREICH.
In mehreren Tranchen Daten abgeschöpft
Laut VP hätten sich die Hacker fünf Wochen lang – samt Administrationszugang – in den Servern der ÖVP bewegt. Insider gehen davon aus, dass die Millionen an Daten „in mehreren Tranchen transferiert“ worden seien. Wäre es auf einmal passiert, hätte man mindestens 30 Stunden dafür gebraucht. Die ÖVP-Daten befinden sich laut Polizeikreisen auf einem Server in Frankreich. Die ursprünglichen Spuren der Hacker würden aber zu Politkreisen in Österreich führen. Die virtuellen Diebe dürften „mehr Fehler gemacht haben als angenommen“. Der von Kurz engagierte Cyber-Sicherheitsexperte Avi Kravitz hatte gleich zu Beginn der Ermittlungen inoffiziell eine „Parallele zu dem Hackerangriff“ gegen Emmanuel Macron im Präsidentschaftswahlkampf 2017 gesehen. Damals standen russische und rechtsextreme Kreise unter Verdacht.
Isabelle Daniel