ÖSTERREICH-Interview

Das neue Leben des Stefan Petzner

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Die Tränen sind getrocknet. Stefan Petzner macht einen politischen Teil-Rückzug und entdeckt, dass er eine eigene Persönlichkeit besitzt.

Villach, vergangenen Dienstag, die neue In-Disco V2: Als der junge Mann mit dem charakteristischen Kurzhaarschnitt den Raum betritt, weicht er überrascht zurück. „Petz-ner, Petz-ner“-Sprechchöre werden skandiert, wie ein Popstar muss er Autogramme geben.

„Das war schon ein schönes Erlebnis“, sagt Stefan Petzner heute darüber, und: „Da denkt man sich: War doch nicht alles vergebens, sich das anzutun.“ Ein wenig mehr als vierzig Tage sind seit dem Tod Jörg Haiders vergangen und für Haiders „Lebensmensch“ Petzner waren es wohl die schlimmsten sechs Wochen seines 27-jährigen Lebens.

Fast erleichtert wirkt er, dass er nicht das komplette schwere Erbe seines Mentors antreten, dass er vorerst „nur“ Wahlkampfleiter für das BZÖ sein muss. Das kann er, wie er mit seinem fulminanten Wahlkampf bewiesen hat.

Er hat viel gelernt in den vergangenen Tagen. Der Mann, der sich öffentlich seiner Tränen nicht schämt, hat einen Panzer um sich gebaut – doch bei einem Thema kapselt er sich ab. Sein Besuch am Grab Jörg Haiders, seine Trauerarbeit – ja, aber er will nicht darüber reden. Will nicht noch einmal die Flanke öffnen für Häme und Untergriffe – beim Gegner, in der Öffentlichkeit, aber auch in der eigenen Partei.

Nach wie vor wohnt er in seiner Klagenfurter Wohnung, aber sein Leben hat neu begonnen. Der Tod Jörg Haiders hat es entschleunigt. Nicht mehr rund um die Uhr im Einsatz, Tag und Nacht für ihn erreichbar sein. Er habe jetzt auch mehr Zeit für seinen persönlichen Freundeskreis. „Ich war wie einer von ihnen“, sagt er, wenn er von der Jubelstimmung in der Disco erzählt. Beinahe hat man den Eindruck, dass hier jemand seine verlorene Jugend nachholen will.

Vielleicht legt er auch irgendwann seine fast mönchische Gebetsmühle ab, mit der er immer „Ich gehe dorthin, wo die Partei mich braucht“ wiederholt und entdeckt seine eigene Persönlichkeit.

Österreich: Wie geht es Ihnen jetzt, 40 Tage nach dem für Sie so schrecklichen Ereignis?

Stefan Petzner: Danke, es geht mir gut. Ich habe als BZÖ-Wahlkampfleiter für die Wahlen in Kärnten jene Aufgabe übernommen, die ich am besten kann und die mir am meisten Spaß macht: kreativ sein, Kampagnen entwickeln, Slogans erfinden. Ich habe deshalb die Aufgabe des Bündnisobmannes vorläufig an Herbert Scheibner übertragen, denn zwei derartige Fulltime-Jobs wären gleichzeitig nicht zu machen gewesen. Ich bin froh mit dieser Lösung.

Österreich: Können Sie sich vorstellen, aus der Politik auszusteigen und nur mehr das zu machen, was Sie am besten können?

Petzner: Ich weiß, was ich kann, und könnte mir durchaus vorstellen, in der Werbebranche tätig zu sein. Jetzt bin ich aber in der Politik. Ich bin im Nationalrat, habe mir das verdient und werde als einer der drei Jüngsten im Parlament gute Arbeit leisten. Ich halte das für sehr wichtig.

Österreich: Wann sind Sie als Wahlkampfleiter erfolgreich?

Petzner: In Salzburg müssen wir den Einzug in den Landtag schaffen und das ist drin – in den Umfragen liegen wir zwischen fünf und sieben Prozent. In Kärnten sollten wir die Nummer eins und den Anspruch auf den Landeshauptmann halten. Das ist machbar – und ich weiß auch wie. Den Stein der Weisen hab ich schon gefunden!

Österreich: Bei einem Erfolg wären Sie dann beim BZÖ-Konvent wieder zu haben?

Petzner: Ich weiß noch nicht, wo mich das BZÖ dann brauchen wird. Aber sicher ist, dass dann für mich wieder alles möglich ist und sich alle wundern werden, die mich bereits abgeschrieben haben.

Österreich: In einem Vortrag haben Sie gesagt, zu viel Emotion sei verhängnisvoll…

Petzner: …das hab ich mit einem Augenzwinkern gesagt.

Österreich: Dennoch: War es ein Fehler, nach dem Tod Jörg Haiders öffentlich so viele Emotionen zu zeigen, so viele Tränen zu weinen?

Petzner: Ob es richtig oder falsch war, kann ich nicht beurteilen – es war ehrlich. Vielleicht gibt es so viel Politikverdrossenheit, weil es so wenige Emotionen in der Politik gibt. Ich sehe Tränen jedenfalls nicht als Schwäche. Ich habe 3.000 E-Mails und handgeschriebene Briefe erhalten und 99 Prozent waren positiv.

Österreich: Es gab aber auch viel Häme. Hat das wehgetan?

Petzner: Ich zeige Emotionen, aber ich kann auch sehr zäh sein. Ich hab’s ausgehalten. Schlimm war, was vor allem in ausländischen Medien aus meinen Tränen gemacht wurde. Diese völlig irren und wirren Spekulationen, die ich ausdrücklich als unrichtig zurückweise.

Österreich: In der eigenen Partei ist man auch nicht nur freundlich mit Ihnen umgegangen…

Petzner: Das stimmt nicht. Für die Art und Weise, wie mich Westenthaler, Stadler Scheibner und Grosz unterstützt haben, bedanke ich mich ausdrücklich.

Österreich: Kärntner war da jetzt keiner dabei…

Petzner: Natürlich bedanke ich mich auch bei meinen Kärntner Freunden.

Österreich: Haben Sie Stermann/Grissemann gesehen?

Petzner: Ich habe es mir bewusst nicht angesehen, aber ich habe die nie witzig gefunden und halte sie für schlechte Kabarettisten. Ich habe gehört, dass dies einer ihrer vielen schlechten Auftritte war.

Österreich: Was hat sich für Sie geändert, seit Sie nicht mehr an der Seite von Jörg Haider sind?

Petzner: Politik mit Jörg Haider bedeutete immer enorm hohes Tempo. Ich bestimme jetzt mein Tempo selbst, kann mich gewissen Dingen intensiver widmen, für die mir früher die Zeit gefehlt hat – auch meinem persönlichen Freundeskreis.

Österreich: Werden wir jetzt auch bald Ihre begonnene Diplomarbeit über Udo Jürgens lesen dürfen?

Petzner: Ich fürchte, die wird unvollendet bleiben.

Österreich: Können Sie wieder lachen?

Petzner: Ja, ich kann wieder lachen. Ich blicke nach vorne und nicht zurück.

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