Van der Bellen gegen Hofer

Deutsche lästern über Peinlich-Duell zur Hofburg-Wahl

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"Oberpeinlich", "denkwürdiges Desaster", "Den Wählern half nur Alkohol." Die deutschen Medien sparten nach dem TV-Duell nicht mit Kritik.

Eine Art rhetorisches Freistilringen hat die vorletzte Fernseh-Debatte der verbliebenen Hofburg-Kandidaten Norbert Hofer (FPÖ) und Alexander Van der Bellen (Grüne) gebracht. Ohne Moderation und ohne inhaltlichen Vorgaben lieferten sich die möglichen Staatsoberhäupter auf ATV einen dreiviertelstündigen Schlagabtausch, der von beiden Seiten angriffig und untergriffig geführt wurde.

ATV hatte für die Konfrontation ein zuletzt vor mehreren Jahrzehnten angewendetes Format ausgewählt, das den Kandidaten ermöglichte, über jene Themen zu sprechen, die ihnen am Herzen liegen. Wirklich nutzen konnte oder wollte das keiner der Präsidentschaftsanwärter.

Deutsche lästern
Das ungewöhnliche TV-Duell der beiden Hofburg-Kandidaten dominierte dabei nicht nur die österreichischen Medien, sondern wurde auch bei unseren Nachbarn breit diskutiert. Die deutschen Medien waren dabei mit ihren Schlagzeilen wenig zimperlich.

Die Welt etwa titelte: „Wenn Politiker ohne Moderator aufeinander losgehen“ und meinte dann nüchtern. „Das Ergebnis war ein verbaler Boxkampf auf Kindergartenniveau. Den österreichischen Wählern half dabei nur Alkohol.“

Deutsche lästern über Peinlich-Duell zur Hofburg-Wahl
© Scrennshot

Die Süddeutsche lästert bereits in der Schlagzeile „Van der Bellen gegen Hofer – Österreich oberpeinlich.“ Das TV-Duell soll einer „politischen Schlammschlacht“ geglichen haben, die Diskussion ging über zu „Häme, Unverschämtheiten und unverstellter Verächtlichkeit“.

Deutsche lästern über Peinlich-Duell zur Hofburg-Wahl
© Scrennshot

Auch der Focus sparte nicht mit Kritik. Das TV-Duell sei „niveaulos“ gewesen und habe den Kandidaten nur geschadet.  Die Tagesschau sprach abschließend sogar von einem „denkwürdigem Desaster.“

Hartes Duell
Van der Bellen bemühte sich 45 Minuten lang, vor Hofers autoritären Zügen zu warnen. Dieser wiederum schilderte seinen Kontrahenten als "Lebensverlängerer des Systems": "Sie sind ein Kandidat der Schickeria, ich bin ein Kandidat der Menschen."

Je länger die Debatte dauerte, umso untergriffiger wurden die beiden potenziellen Präsidenten. Speziell Hofer attestierte Van der Bellen wiederholt "immer so untergriffig" zu sein, nannte seinen Grünen Kontrahenten aber wenige Sekunden später gleich wieder selbst "oberlehrerhaft" oder warf ihm vor nur "nachzuplappern". Doch Van der Bellen stand ihm in mäßiger Diskussionskultur nicht nach und zeigte Hofer einmal sogar einen leichten "Scheibenwischer".

Nachlesen: "Scheibenwischer"-Eklat um Van der Bellen

Persönliche Ebene
Auf welch persönlicher Ebene der Schlagabtausch abgeführt wurde, zeigte sich bei einem kurzen Ausflug in die Wirtschaftspolitik. Kernaussage Van der Bellens Richtung Hofer: "Sie verstehen nichts von Wirtschaftspolitik". Der ehemalige Lauda Air-Mitarbeiter antwortete dem Uni-Professor prompt mit: "Sie haben noch nie in der Wirtschaft gearbeitet."

Van der Bellens Ziel in der Debatte war jedenfalls herauszuarbeiten, dass mit einem Staatsoberhaupt Hofer die Reputation des Landes den Bach hinuntergehen würde und auch Österreich ein anderer Staat sein würde: "Es ist eine Richtungsentscheidung zwischen einem kooperativen Stil und einem autoritären Stil." Hofer tat dies als "Angstmache der Grünen" ab und betonte, eine Regierung nur als "Ultima Ration" zu entlassen.

Van der Bellen unterstellte dem Freiheitlichen dagegen zu planen, die Regierung zu entlassen und eine neue einzusetzen, die dann Neuwahlen ansetze, so lange sich die Regierung nicht erholt habe und die Umfragewerte für die FPÖ noch gut seien.

Anti-Patriot

Hofer stritt das ab und bemühte sich, Van der Bellen als Anti-Patrioten zu schildern: "Ich bin immer einer, der auf Österreich schaut und das werden Sie nicht sei." Außerdem wolle Van der Bellen "Vereinigte Staaten von Europa". Da könnte er sich dann nur noch um einen Landeshauptmann-Posten bewerben. Dass er in der Welt keine Anerkennung finden würde, bestritt Hofer. Er habe als Dritter Nationalratspräsident sehr viele auch freundschaftliche Kontakte zu Menschen aus aller Welt.

Ziemlich offensichtlich war, welche Gruppen Hofer ansprechen wollte. Der Freiheitliche behauptete, dass Österreich zwei Milliarden Euro für Flüchtlinge aufwende, während das Pflegegeld nicht erhöht werde. Zudem spreche Van der Bellen immer nur von Homo-Ehen, nie aber von "normalen" Ehen oder aber von alleinerziehenden Müttern oder alimentezahlenden Vätern.

Im Auge des Betrachters liegt, ob die Zusage des Freiheitlichen vom Beginn der Sendung von einem der Diskutanten tatsächlich eingehalten wurde: "Wir versprechen, dass wir uns gut benehmen werden."

Die besten Zitate des TV-Duells

  • "Wir versprechen, dass wir uns gut benehmen werden." - Norbert Hofer zu Beginn des Duells.
  • "Es ist eine Richtungsentscheidung zwischen einem kooperativen Stil und einem autoritären Stil." - Alexander Van der Bellens Sicht auf den Zweikampf um die Hofburg.
  • "Sie wollen ein Lebensverlängerer des Systems sein." - glaubt Hofer von Van der Bellen.
  • "Finger weg vom Parlament." - Hofer fürchtet sich vor Eingriffen Van der Bellens im Hohen Haus.
  • "Sie sind nicht Heinz Fischer." - sagte Van der Bellen Hofer...
  • "Ich bin nicht Heinz Fischer und ich will auch nicht Heinz Fischer sein." - und der gab ihm wenigstens einmal recht.
  • "Ich möchte ein föderales Europa und sie Vereinigte Staaten von Europa, wo sie nur noch Landeshauptmann werden könnten." - warnte Hofer Van der Bellen.
  • "Ein Jagdgewehr ist keine Waffe in dem Sinn." - darum hat Van der Bellen auch kein Problem mit Unterstützung aus der Jägerschaft.
  • "Sei verstehen nichts von der Wirtschaftspolitik." - meinte Van der Bellen über Hofer.
  • "Sie haben noch nie in der Wirtschaft gearbeitet." - antwortete Hofer Van der Bellen.
  •  "Sie sind ein Kandidat der Schickeria, ich bin ein Kandidat der Menschen." - befand Hofer über seinen Kontrahenten.
  • "Das ist eine Schweinerei, was sie da machen." - der ließ sich seine Unterstützer nicht zur Hautevolee machen.
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