Bei seiner 'Sommertour' muss Kurz nicht nur mit Fans, sondern auch mit Kritikern wandern.
Das Wetter hält, die 1.500 Anhänger sind auch gekommen, um mit Kanzler Sebastian Kurz gemeinsam auf den niederösterreichischen Schneeberg zu marschieren. Der ÖVP-Chef lud am Sonntag zur zweiten Wanderung in Hansi-Hinterseer-Manier.
Doch diesmal kamen – neben einer gut gelaunten Menschenmenge, die ihm zum Gipfel folgte – auch Bilder dabei heraus, die Kurz wohl nicht ganz so recht sein dürften: Neben ihm und NÖ-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner wanderten drei junge Damen, die plötzlich ihre Dirndln lüfteten – mit Botschaft. Auf der Rückseite ihrer Dirndlschürzen prangte ein durchgestrichener Zwölfer. Es ist eine Protestaktion der NGO Attac gegen den 12-Stunden-Tag.
Soziale Kälte. „Unser Anliegen war, zu zeigen, dass die Politik des Kanzlers nicht der ‚frische Wind‘ ist, den er verspricht, sondern eine Politik der sozialen Kälte“, erklärt Aktivistin Julianna Fehlinger im Gespräch mit ÖSTERREICH (siehe Interview unten).
Bodyguards zogen an den Schürzen der Aktivistinnen
Fehlinger schildert, dass es bei dem Gute-Laune-Event sogar kurz handgreiflich wurde: „Als sie gemerkt haben, dass wir unsere Botschaften unter den Schürzen tragen, haben sie begonnen, die Schürzen nach unten zu ziehen, uns an der Hand zu packen und wegzuziehen.“
Abseits der Störaktion lief der zweite Stopp von Kurz’ „Bergauf, Österreich!“ friedlich ab. In eineinhalb Stunden schafften es Kanzler und Anhänger hinauf zur 1.235 Meter hohen Edelweißhütte.
Attac-Aktivistin: "Wir wurden abgedrängt"
ÖSTERREICH: Was wollten Sie mit Ihrer Aktion bezwecken?
Julianna Fehlinger: Unser Anliegen war, zu zeigen, dass die Politik des Kanzlers nicht der „frische Wind“ ist, den er verspricht, sondern eine Politik der sozialen Kälte. Wir haben uns vor allem auf den 12-Stunden-Tag bezogen.
ÖSTERREICH: Wie wirkte Ihre „Verkleidung“?
Fehlinger: Wir haben uns in Dirndln gekleidet. Anfangs waren alle von uns begeistert. Sogar das Filmteam von Sebastian Kurz hat uns um ein Interview gebeten. Aber in dem Moment, als wir unsere Meinung sagen wollten, sind wir abgedrängt worden. Es wurde an unseren Schürzen gezerrt.
ÖSTERREICH: Was glauben Sie, erreichen Sie damit?
Fehlinger: Wir wollen zeigen, dass nicht jeder glücklich ist mit dieser Politik.