Pflege-Debatte

Erwin Pröll findet Buchinger "dilettantisch"

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Der Landeshauptmann zog eine "sehr positive" Zwischenbilanz zu seinem eigenen Pflege-Modell. Er vermisst "Leadership" im Bund.

Eine "sehr positive" Zwischenbilanz hat Landeshauptmann Erwin Pröll (V) am Sonntag zu dem von ihm am 7. Dezember 2007 vorgestellten "NÖ Modell" bei der 24-Stunden-Betreuung Pflegebedürftiger gezogen. Das zeige gleichzeitig, dass eine "hohe Verunsicherung gegenüber dem Modell des Bundes vorhanden" sei.

"Untaugliches" Pflegemodell des Bundes
Die Kernpunkte des "NÖ Modells": Für selbstständige Tätigkeit gibt es bei der Betreuung 500 Euro, bei unselbstständigen Kräften 1.000 Euro Förderung. Insgesamt werden vom Land NÖ in dem Paket rund 30 Mio. Euro investiert. Bei der Betreuung im stationären Bereich wird seit 1. Jänner nicht mehr auf das Einkommen der Kinder bzw. Angehörigen der zu Pflegenden zurückgegriffen. Es bleibe auch dabei, dass in Niederösterreich im Zusammenhang mit dem "untauglichen" Pflegemodell des Bundes "nicht gestraft" werde, unterstrich Pröll am Sonntag einmal mehr.

Hotline gut ausgelastet
Der Landeshauptmann verwies im Vorfeld einer Regierungsklausur der Volksartei NÖ in Poysdorf im Weinviertel darauf, dass die eingerichtete NÖ Pflege Hotline (Tel. Nr.: 02742/9005 - 9095) bisher 1.300 Anrufe registriert habe. Schwerpunkt dabei: Fragen im Zusammenhang mit der 24-Stunden-Betreuung. Informationsbedürfnis zeige auch die Ausstellung von bisher 115 Beratungsschecks.

"Dilettantsicher" Buchinger
Wie "dilettantisch" Sozialminister Erwin Buchinger (S) und der Bund handeln würden, so Pröll, beweise das Faktum, dass der Minister vor Weihnachten einen Brief an das Land gerichtet habe, wonach er Mitte Jänner schriftlich an die Pflegefälle herantreten wolle. Dazu wäre Hilfe beim Kuvertieren gefragt. Der Landeshauptmann kommentierte diese Vorgehensweise am Sonntag so: Wie solle er jemandem zutrauen, eine sensible Hand für Betreuungsfälle anbieten zu können, wenn der nicht einmal organisatorische Handarbeit schaffe.

"NÖ Modell" oft genützt
Pröll erinnerte auch daran, dass es in Niederösterreich 3.500 bis 4.000 Pflegefälle gebe. Aufgrund der von ihm genannten Zahlen hätte ein "hoher Prozentsatz" von den Möglichkeiten des "NÖ Modells" Gebrauch gemacht. Lediglich 15 Personen hätten hingegen das Buchinger-Modell für die Betreuung zu Hause angenommen.

Wo bleibt "Leadership" in der Regierung?
Auch im Zusammenhang mit der Pflegefrage und in Richtung von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) stellte Pröll fest, dass an der Spitze der Republik "Leadership" gefragt wäre. Die Kompromissbereitschaft von Vizekanzler Wilhelm Molterer (V) - Verlängerung der Amnestie um sechs Monate - bezeichnete der Landeshauptmann als "akzeptabel", jedoch nicht auf der Grundlage, dass das Modell des Bundes gut sei.

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