Ministerin Andrea Kdolsky (V) glaubt, dass bereits 2013 alle Voraussetzungen für eine positive Umsetzung der Gesundheitsreform gegeben sind.
Finanzierung, Krankheitsprävention, Qualitätsfragen und Diversität an Verantwortlichkeiten im Gesundheitswesen: "Das österreichische Gesundheitswesen ist ein hervorragendes. Es gibt einen Reformbedarf, weil sich die Außenbedingungen ändern", sagte Andrea Kdolsky.
"2013 alle Voraussetzungen da"
Aktuell benötigen die
österreichischen Krankenkassen - vor allem die Gebietskrankenkassen - mehr
Geld. Damit wird sich die nächste Bundesregierung schon sehr bald
beschäftigen müssen, nachdem das geplante Finanzierungspaket vor dem Bruch
der SP-VP-Koalition nicht mehr beschlossen werden konnte. Doch die
eigentliche mittelfristige Gesundheitsreform liegt für Ministerin Andrea
Kdolsky (V) grob im Zeitplan. "Etwa 2013 wären alle Voraussetzungen gegeben.
Man könnte versuchen, 'scharf' zu stellen", erklärte die Ressortchefin bei
den Gesundheitsgesprächen in Alpbach (28. bis 30. August).
Die Ministerin will die akuten Finanzsorgen der Gebietskrankenkassen nicht mit den von ihrer Vorgängerin Maria Rauch-Kallat (V) bereits eingeleiteten generellen Reformschritten verquickt sehen. Andrea Kdolsky: "Das Wesentliche ist, dass es 'die Gesundheitsreform' nicht gibt. Es handelt sich um einen Prozess mit Anpassungen des Systems."
Die Ministerin: "Bis Ende 2008 sollen die regionalen Strukturpläne der Bundesländer vorliegen. Wir sind mit der Gesundheitsreform in etwa im Zeitplan." Derzeit werde zum Beispiel auch das LKF-System (leistungsorientierte Krankenhausfinanzierung, Anm.) auf den ambulanten Sektor der Krankenhäuser samt tagesklinischen Einrichtungen angepasst und ausgeweitet. Andrea Kdolsky: "Wesentlich ist, dass wir die beiden Systeme von Spitälern und ambulanten Sektor zusammenführen, gemeinsam betrachten und finanzieren."
Kdolsky fühlt sich missverstanden
Kdolsky fühlt sich nach
den scharfen Diskussionen der vergangenen Monate zum Teil missverstanden,
etwa punkto Kritik der Ärztekammer, die sich zunächst an dem Plan für die
Schaffung von ambulanten Versorgungszentren (AVZ) entzündete: "Ich wollte
nie etwas anderes als es die Ärztekammer fordert. Das Einzelkämpfertum von
niedergelassenen Ärzten wird in Zukunft vorbei sein. Kinder fangen zumeist
am Wochenende oder Nacht zum Fiebern an. Wenn wir die medizinischen
Leistungen wohnortnah verlagern, müssen wir auch die rechtlichen Bedingungen
dafür schaffen."
Im Endeffekt würden sich die Ärzte von sich aus mit der Gründung größerer Versorgungsinstitutionen beschäftigen müssen. Den internationalen Trend, dass auch Finanzgesellschaften in ambulante Strukturen einsteigen, werde sich Österreich allein nicht entziehen können. Aber man könne auf Ärzteseite bis zur Realisierung solcher Pläne den Bedarf bereits abdecken und so die mögliche Konkurrenz abwehren.
Verschuldung
Aktuell wichtig wäre jetzt einmal eine Entschuldung
der sozialen Krankenkassen: "Man wird sich darüber unterhalten müssen, wie
eine Entschuldung der Krankenkassen möglich ist." Ständig immer mehr Kredite
aufzunehmen, das sei der falsche Weg. Längerfristig müsse die Politik danach
trachten, dass es zu keiner Neuverschuldung komme.
E-Health-System
Kombiniert werden müsse das mit einem
E-Health-System. Die Ministerin: "Hier sind wir in Österreich schon seit der
Einführung der E-Card in einer extrem glücklichen Lage, um die uns andere
Länder beneiden." Man sollte bei Kritik am ELGA-Projekt (Elektronische
Gesundheitsakte) nur nicht "die Patienten in Geiselhaft" nehmen und Ängste
schüren. Andrea Kdolsky: "Es wird keinen zentralen Speicher geben, wo alle
Daten drin sind. Die E-Card dient nur als 'Schlüssel'."