Grüne gegen Gemeinden

Weiter Streit um Hitler als Ehrenbürger

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Inzwischen musste der Grünen-Mandatar Öllinger teilweise zurückrudern.

Die Grünen prangern weitere Gemeinden mit nach wie vor bestehenden Ehrenbürgerschaften für Adolf Hitler und andere Nazi-Größen an. Auch Kufstein in Tirol und Schalchen im Innviertel (OÖ) hätten sich bisher geweigert, Hitler die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. Mauterndorf im Lungau halte an der Ehrenbürgerschaft für Hermann Göring fest, kritisierte der Grüne Abgeordnete Karl Öllinger am Mittwoch in einer Aussendung. Am Dienstag hatte Amstetten Hitler die Ehrenbürgerschaft aberkannt, Waidhofen a.d. Ybbs (Bezirk Amstetten) hatte erklärte, dass eine Aberkennung nicht möglich sei, weil die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod erlösche.

Schalchens Bürgermeister empört: "Bereits 1998 aberkannt"
Die Gemeinde Schalchen im Innkreis im oberösterreichischen Bezirk Braunau am Inn hat die Ehrenbürgerschaft für Adolf Hitler 1998 aberkannt. Das teilte Bürgermeister Stefan Fuchs (SPÖ) auf APA-Anfrage am Mittwoch mit. Der Gemeinderat habe sich damals damit befassen müssen, weil man noch "in der blöden Lage" gewesen sei, dass die Ehrenbürgerschaft bestanden habe. Der Beschluss zur Aberkennung sei einstimmig erfolgt. Fuchs war am Telefon sehr aufgebracht darüber, dass seine Gemeinde in diesem Zusammenhang ins Gerede geraten sei.

Öllinger rudert nach Telefonat mit Bürgermeister zurück
Nach einem Telefonat mit dem Bürgermeister von Schalchen widerrief der Grünen-Abgeordnete Karl Öllinger am Nachmittag seine Behauptung: "Mir war nur die ablehnende Reaktion des Bürgermeisters aus dem Jahr 1998 bekannt, in der er sich dagegen verwahrt hat, einen entsprechenden Beschluss zu fassen. Wenn er und die Gemeinderäte von Schalchen  sich danach eines Besseren besonnen haben, umso besser", so Öllinger in einer Aussendung: "Dann freue ich mich für Schalchen!".

Auch Kufstein weist Vorwürfe als "Blödsinn" zurück
Ein "Blödsinn" sei die Behauptung vonseiten des Grünen Abgeordneten Karl Öllinger, dass Adolf Hitler Ehrenbürger der Tiroler Gemeinde Kufstein sei. "Dieser Blödsinn kocht immer wieder auf", äußerte sich Stadtamtsdirektor Karl Helbok gegenüber der APA am Mittwoch. Bereits im Jahr 2005 wurden Medienberichte - Adolf Hitler war als Ehrenbürger von Kufstein angeführt worden - widerlegt. Im Stadtarchiv wurden die Ehrenbürger von 1928 bis nach dem Tod Hitlers überprüft. Ergebnis war, "dass in allen Stadt- und Gemeinderatsprotokollen und in allen Zeitungen keine Hinweise zu finden waren, dass Adolf Hitler in Kufstein Ehrenbürger wurde", hatte der frühere Bürgermeister Herbert Marschitz erklärt.

Waidhofen a.d. Ybbs will "Unklarheiten ausräumen"
Der Gemeinderat von Waidhofen a.d. Ybbs will in seiner nächsten Sitzung einen Feststellungsbeschluss veranlassen, dass Adolf Hitler nicht mehr Ehrenbürger der Stadt ist. Damit wolle man alle Unklarheiten ausräumen, sagte Bürgermeister Wolfgang Mair (ÖVP) laut ORF Niederösterreich. "Selbstverständlich distanzieren sich die Stadt Waidhofen und alle politischen Verantwortungsträger der Stadt von der Ehrenbürgerschaft für Adolf Hitler", hieß es demnach in einer Aussendung. Rein rechtlich, so Mair, sei die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod der genannten Person erloschen. Trotzdem werde der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung einen diesbezüglichen Feststellungsbeschluss veranlassen.

Öllinger: Auch andere Nazis Ehrenbürger

Öllinger vermutet aber, dass es in ganz Österreich aber noch etliche Dutzend Gemeinden mit einer schlummernden Ehrenbürgerschaft für Hitler geben könnte. Dazu kämen noch jene Ehrenbürgerschaften, die anderen Nazis verliehen wurden, wie etwa die erwähnte für Hermann Göhring in Mauterndorf (S). Die Stadt Salzburg habe die Ehrenbürgerschaft für Josef Thorak, den Bildhauer des "Führers" und Eduard Tratz, SS-Hauptsturmführer und Gründer des "Hauses der Natur" bis heute nicht aufgehoben. Und Georg Ritter von Schönerer, das antisemitische Vorbild Hitlers, soll - so vermutet Öllinger - noch immer Ehrenbürger von Zwettl (NÖ) sein.

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