Kanzler kritisiert das "Krankreden" der österreichischen Wirtschaft im Wahlkampf.
Im Interview für die Sonntagsausgabe der Tageszeitung ÖSTERREICH übt Bundeskanzler Christian Kern Kritik an jenen Parteien, die den Standort Österreich "krank reden". Kern: "Ich verstehe überhaupt nicht und bin - wenn ich ehrlich sein darf - auch entsetzt darüber, warum jetzt manche Parteien anfangen, unser erfolgreiches Land negativ herunter zu machen. Auch unser Regierungspartner sollte doch eigentlich dazu stehen, was wir gemeinsam erreicht haben. Unsere Wirtschaft wächst stärker als von allen Forschern prognostiziert, wir wachsen sogar deutlich über EU-Schnitt. Laut Wifo haben wir ein Wirtschaftswachstum von 2,4 % verglichen mit 1,8 % in der Euro-Zone. Auch unsere Investitionen und neue Jobs liegen schon deutlich über jenen der Deutschen. Natürlich brauchen wir viele Verbesserungen. Aber es gibt keinen Grund, unser Land aus lauter Wahl-Taktik jetzt krank zu jammern."
"Ernste Mahnung fällig"
Über ein Interview von Außenminister Sebastian Kurz mit der Wirtschafts-Agentur Bloomberg, in dem der neue ÖVP-Chef die österreichische Wirtschaftspolitik kritisierte, meint Kern: "Ich nenne bewusst keine Namen, aber es ist jetzt von meiner Seite als Bundeskanzler erstmals in diesem Wahlkampf eine sehr ernste Mahnung fällig. Mit der Wirtschafts-Reputation eines Landes spielt man nicht - da geht es um viele, viele Arbeitsplätze. Ich bin ja als Bundeskanzler auch der Chef-Verkäufer Österreichs im Ausland. Und ich kann Ihnen sagen: Unser Wirtschafts-Image ist so gut wie lange nicht. Ich habe gerade mit der Vorstandsvorsitzenden von Easy Jet verhandelt, dass diese wichtige Airline von London nach Wien kommt. Wir haben mit ABB, mit Boehringer, sogar mit dem Investmentfonds von Abu Dhabi große Investments erzielt. Alle sehen die großen Chancen in diesem Land, die Stabilität, die Verlässlichkeit. Wenn jetzt Wahlkämpfer hergehen und aus reiner Taktik unser Land in wichtigen ausländischen Medien schlecht reden - dann ist das indiskutabel. Das muss sofort aufhören."
Und - Kern weiter: "Jeder weiß, aus welcher Ecke dieses "Abgesandelt"-Heruntermachen unseres Landes kommt. Da reißt mir jetzt die Geduld. Das ist ein No-Go. Die internationalen Investoren, die so wichtig sind, wollen Stabilität und gute Stimmung. Wer die zerstört, der schadet Österreich. Und das hat unser Land nicht verdient."
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