Laut aktueller Prognose ist das Defizit etwas geringer als angenommen. Trotzdem verlangt der Hauptverband mehr Geld für die Kassen.
Die Krankenkassen erwarten heuer ein Defizit von 285,9 Millionen Euro, die Gebietskrankenkassen allein kommen zusammen auf einen prognostizierten Abgang von 269,6 Millionen. Als einzige leicht im Plus soll die Burgenländische Kasse bilanzieren. Die größte Steigerung wird bei den Ausgaben für Medikamente verzeichnet. Diese Zahlen des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger sind etwas weniger schlimm als noch vor einigen Monaten vorhergesagt.
Nicht ganz so arg
Im Februar war für heuer noch ein Defizit von
314 Millionen für die gesamte Krankenversicherung vorhergesagt worden, im
Mai war die Prognose um vier Millionen zurückgenommen worden und jetzt um
weitere 14 Millionen auf 285,9 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte das Ergebnis
noch dramatischer ausgesehen: Die gesamte Krankenversicherung hatte 2007 mit
einem Minus von 343,5 Millionen bilanziert, die neun Gkks zusammen sogar mit
einem Defizit von 425,5 Millionen Euro.
Wien mit minus 93 Mio.
Das größte Defizit erwartet heuer wieder
die Wiener Gebietskrankenkasse mit einem Abgang von 92,8 Millionen. Dahinter
folgen die Steiermark mit einem prognostizierten Defizit von 73,3 Millionen
und Niederösterreich mit 50,3 Millionen. Vorarlberg erwartet ein Minus von
13,7 Millionen, Kärnten 12,7 Millionen, Oberösterreich 12,6 Millionen,
Salzburg 11,1 Millionen, und Tirol 3,3 Millionen. Die Burgenländische
Gebietskrankenkasse kann mit 0,2 Millionen als einzige auf ein positives
Ergebnis hoffen.
Ein Defizit von 42 Millionen Euro erwarten auch die Selbstständigen. Im Plus werden dagegen die Öffentlich Bediensteten mit 24,3 Millionen, die Eisenbahner und der Bergbau mit 1,5 Millionen sowie die Bauern mit 0,5 Millionen Euro sein.
5% mehr Einnahmen
Ausschlaggebend für die verbesserten Prognosen
sind die gestiegenen Beitragseinnahmen. Hatten die Kassen im Vorjahr um 4,3
Prozent mehr als 2006 eingenommen, so wird für heuer eine Steigerung um 5,2
Prozent angenommen. Das geht vor allem auf die hohe Zahl an Beschäftigten
zurück. Auch ein Rückgang der Ausgabensteigerung bei den Leistungen hilft
den Kassen - von 6,1 Prozent im Vorjahr auf prognostizierte 5 Prozent heuer.
Medikamente und Verwaltung teuer
Das größte Ausgabenproblem
haben die Kassen im Bereich der Medikamente. Hier wird für heuer eine
Steigerung um 8,1 Prozent erwartet, nachdem im Vorjahr bereits ein Plus von
8,3 Prozent verzeichnet worden war. Der Verwaltungsaufwand soll heuer um 6,3
Prozent steigen nach einem Plus von 8,3 Prozent im Vorjahr.
Hauptverband will Geld
Angesichts der neuen Prognose hält der
Vorstandsvorsitzende des Hauptverbandes, Erich Laminger, eine Finanzspritze
der öffentlichen Hand für notwendig. Diese sollte "ehestens"
erfolgen, so Laminger am Montagmittag auf Ö1. Immerhin würden die Schulden
zu hohen Zinszahlungen führen.
Kdolsky rückt nichts heraus
ÖVP-Gesundheitsministerin
Andrea Kdolsky hat keine Lust, neues Geld in die Kassen zu stecken. Mit
Jahresanfang sind die Sozialversicherungsbeiträge schon um 0,15 Prozent
hinaufgesetzt worden. Jetzt verlangt Kdolsky einmal mehr strukturelle
Veränderungen. Ursprünglich wollte sie die höheren Beiträge nur umsetzen,
wenn die Kassen im gleichen Ausmaß sparen. Auch ÖVP-Finanzminister Wilhelm
Molterer findet, dass das Problem Sache der nächsten Regierung ist.
Oberhauser ohne Verständnis
SPÖ-Gesundheitssprecherin
Sabine Oberhauser will noch einmal über die gescheiterte Gesundheitsreform
zur Sanierung der Krankenkassen verhandeln und ärgert sich daher über
Kdolsky. Die Gesundheitsministerin wolle offenbar bis zur Wahl keine
Verantwortung mehr tragen, so Oberhauser.