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Talk über Islamfeindlichkeit

Kurz bei Anne Will: Heftige Kritik an Deutschland

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In der Diskussion bei Anne Will ging es um die Islamfeindlichkeit Europas.

Am Sonntagabend war Außenminister Sebastian Kurz beim ARD-Talk mit Anne Will. Neben ihm waren auch Péter Györkös, Ungarns Botschafter in Berlin, Lamya Kaddor, eine islamische Religionslehrerin mit syrischen Wurzeln, Cem Özdemir von den Grünen und die SZ-Journalistin Cathrin Kahlweit als Gäste geladen. Das Diskussionsthema war Folgendes: "Ungarn will keine Muslime - Wird Islamfeindlichkeit in Europa salonfähig?"

"Deutschland zwingt uns Politik auf"

Schon vor Beginn der Show machte Kurz klar, dass Merkels Asylpolitik in seinen Augen "falsch" sei. Sonntagabend hatten in Ungarn 98,24 Prozent gegen den EU-Quotenzwang gestimmt. In der Frage, ob Brüssel den Ungarn Flüchtlinge gegen ihren Willen reindrücken darf, brachte der Außenminister das Problem auf den Punkt: "Viele haben das Gefühl, einige wenige, vor allem Deutschland, zwingen anderen eine Politik auf, die sie nicht wollen."

Als Anne Will jedoch daraufhin wies, dass 57 Prozent der Ungarn bei dem Referendum nicht mitgestimmt hatten, weshalb es als ungültig erklärt worden war, hatte Kurz einen Konter bereit: Auch bei der letzten Wahl zum Europäischen Parlament gingen etwa der gleiche Anteil an Menschen europaweit nicht zur Wahl.

"Flüchtlinge wollen nicht nach Rumänien"

"Die Rumänen sind gezwungen worden, mehrere tausend Quartiere zu schaffen. Mittlerweile, nach einem Jahr, sind nicht einmal ein paar hundert Flüchtlinge dort angekommen", erklärte Kurz weiter. "Flüchtlinge, die sich auf den Weg nach Europa machen, wollen nicht nach Rumänien, Ungarn oder Polen, sondern nach Österreich, Deutschland oder Schweden", stellte er klar.

Der ungarische Botschafter zeigte sich mit den Aussagen von Sebastian Kurz sehr zufrieden. Die BILD geht sogar noch einen Schritt weiter und analysiert folgendermaßen: "Der Ungar lehnt sich entspannt zurück: Der Österreicher macht seinen Job gleich mit, wie früher in der k.u.k-Monarchie."

"Wir sollten uns nicht immer als moralisch überlegen präsentieren"

Weiter erläuterte Kurz, dass die Flüchtlingsfrage ein "Riesen-Spaltpilz" sei. "Viele haben das Gefühl, sie werden als Mitgliedsstaaten zweiter Klasse behandelt, sie müssen moralisch erzogen werden, Ist das Ziel am Ende der kleine Club der moralisch Überlegenen? Wir sollten uns nicht immer als moralisch überlegen präsentieren", appellierte der österreichische Außenminister.

Als Islamlehrerin Kaddor das Beispiel von Grenzzäunen in Ungarn, an denen Menschen zum Teil "niedergeknüppelt" worden seien, brachte, erwiderte Kurz: "Genau dasselbe in der Türkei, und Deutschland wollte das!"

Menschen aus Krisengebieten holen

Da Flüchtlinge in Libyen oder in Syrien ihren Kindern aufgrund der schlechten Trinkwasserversorgung teilweise Urin zu trinken geben würden, müsse Europa jedoch mehr Menschen direkt aus den Krisengebieten holen, so Kurz. Man dürfe nicht nur diejenigen aufnehmen, die sich illegal auf den Weg nach Europa gemacht haben.

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