Die Aktivistin und zweifache Mutter Veronika Bohrn Mena schreibt über den Wirbel um Wirte-Chef Pulker.
Ich werde das nie vergessen: „Können Sie Ihrem Kind bitte sagen, dass es nicht so laut lachen soll?“ fuhr mich eine ältere Dame mit erbostem Blick am Nachbartisch eines Wiener Kaffeehauses an. Mein ältester Sohn war damals gerade einmal ein Jahr alt. Er konnte noch nicht sprechen, aber brabbelte und kicherte gerne laut vor sich hin. Meine beiden Buben sind fröhliche Kinder und das finde ich eigentlich wunderschön.
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Damals jedenfalls, in diesem Kaffeehaus, war ich erst kurz ziemlich irritiert. Ich fand die Vorstellung so absurd, dass es mir die Sprache verschlug. Dann allerdings sagte ich mit betont fester Stimme und so, dass mich die Dame jedenfalls gut hören konnte: „Alles gut, mein Schatz, lass dir von der Frau nicht den Spaß verderben!“ und anschließend zu meinem Mann: „Ignorieren wir diese ausgesprochen intolerante Person bitte einfach.“
Mit dieser Reaktion hatte die Dame sichtlich nicht gerechnet, offenbar war sie bislang mit ihrer Impertinenz gegenüber Kindern durchgekommen. Es war wohl das letzte Mal, dass sie sich derart daneben verhielt. Und wäre ich heute wieder in dieser Situation, würde ich es exakt so wieder machen. Vielleicht würde ich die Person sogar mit ihrem Verhalten konfrontieren, damit sie noch was lernt. Aus Erziehungsgründen quasi.
Denn natürlich steht auch Kindern ein Platz im öffentlichen Raum zu. Und natürlich haben sie ein Recht darauf, in der Gastronomie oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln auch Kinder zu sein und nicht zu stummen Objekten werden zu müssen, die warten, bis sie wieder Gefühle haben und diese auch äußern dürfen. Kinder sind nicht nur ein Teil unserer Gesellschaft, sie sind sogar notwendig für dessen Fortbestehen.
Trotzdem scheint sich der oberste Gastronom in der Wirtschaftskammer, ein gewisser Mario Pulker, nicht dafür zu genieren, dass er kein besonders großes Herz für Kinder hat. Schließlich ließ er sich mit den Worten „Ein Gast mit Hund ist mir lieber als ein Gast mit Kind“ zitieren und legte sogar noch damit nach, dass er selbst Familien, deren Kinder sich nicht zu benehmen wüssten, rigoros aus seinem Lokal werfen würde.
Ja, vermutlich gibt es sogar eine ganze Reihe von Menschen, die ihre Kinderfeindlichkeit ungeniert ausleben. Aber sollte ausgerechnet der Obmann einer ganzen Sparte in der Wirtschaftskammer sich derart öffentlich äußern? Und sollte er unwidersprochen die Mär verbreiten dürfen, dass der Wirt eine Art „Hausrecht“ habe, dass es ihm erlaube, einfach ganze Bevölkerungsgruppen auszusperren? Das darf er natürlich nicht.
Weder kann er Kinder noch Schwarze oder Frauen pauschal verbannen. Aus gutem Grund haben wir Gesetze, die das verbieten – damit eben Rassisten, Sexisten oder Kinderfeinde ihre Menschenfeindlichkeit nicht einfach so ausleben können. Und vielleicht sollte man dem Herrn Pulker auch in Erinnerung rufen, dass wir alle die Gastronomie vor nicht allzu langer Zeit, während Corona, mit massenhaft Steuergeld gemästet haben.
Das Geld von uns Müttern hat er damals gerne genommen, unsere Kinder will er aber nur tolerieren, wenn sie seinen Maßstäben von „Bravsein“ entsprechen? Wie überheblich. Und ich bin, wie so viele Mütter, müde davon solche Debatten führen zu müssen. Die Kinderfeindlichkeit darf nicht wieder salonfähig fähig. Dem Herrn Pulker empfehle ich sich demnächst unseren Podcast „Müde Mütter“ anzuhören. Wir werden dort eine Botschaft für ihn bereithalten.