Die Koalitionsparteien bejubeln ihre lange verhandelte Trinkgeld-Einigung - die Betroffenen haben eher gemischte Gefühle.
Seit dieser Woche ist alles klar, die langwierige Verhandlungshängepartie um das Trinkgeld beendet. ÖVP, SPÖ und NEOS haben sich auf eine österreichweit einheitliche Berechnungspauschale für das Trinkgeld von 65 Euro geeinigt, die in zwei Jahren auf 100 Euro steigen soll. Das heißt, dass ab 2026 Servicepersonal mit Inkasso 14,30 Euro an die Sozialversicherung zahlen muss, ohne Inkasso werden 9,90 Euro im Monat fällig.
- Trinkgeld-Einigung - Opposition tobt: "Wie kaputt muss ein Staat sein"
- Jetzt jubeln alle über Trinkgeld-Einigung
- Hattmannsdorfer kontert SPÖ-Minister: "Keine Lifestyle-Teilzeit"
Zwar waren zunächst ÖVP und NEOS dafür, die Abgabenpflicht zu kippen - doch da den Wirten eine Amnestie für die in vergangenen Jahren nicht bezahlten Abgaben eingeräumt und damit Rechtssicherheit geschaffen wurde, haben beide Parteien zugestimmt.
Sacher-Chef sieht einen Malus
Das ist auch der Punkt, den die von oe24 befragten Praktiker anerkennen. Sacher-Chef Matthias Winkler sagte auf oe24: "Es gibt einen Pluspunkt, nämlich es gibt jetzt bundesweit, also in allen Bundesländern eine einheitliche Regelung, mit der sich auch alle auskennen und wo es zu keinen Überraschungen mehr kommen kann. Das ist gut und das ist richtig." Es gebe aber auch einen Malus: "Der Staat greift auf etwas zu, was sich nur zwischen dem Gast und einem großartigen Mitarbeiter oder Mitarbeiterinabspielt. In dieses Verhältnis, das schon steuerfrei war, greift der Staat ein und kassiert Sozialabgaben."
Betreiber eine Cefé-Bar dagegen, dass Staat mitnascht
In diese Kerbe schlägt auch Martin Nahler von der Caffe-Bar XCelsior am Stephansplatz. "Das Trinkgeld ist etwas, das der Mitarbeiter als Anerkennung seiner Leistung direkt vom Gast bekommt. Dass da der Staat als Dritter mitnaschen muss - dafür hält sich mein Verständnis in sehr engen Grenzen." Doch auch Nahler gibt zu: "Immerhin wird es künftig in dieser Angelegenheit keine Prüfungen der Krankenkasse geben."
Traditionscafé hat höhere Kosten
Christina Hummel vom gleichnamigen Josefstädter Traditionscafé sieht die Sache im ORF-Radio kritischer: "Alle reden von steigenden Preisen und Inflation, und dann gibt es für den Einzelnen weniger im Lohnsackerl." Sie werde das für ihre Mitarbeiter ausgleichen. "Für mich bedeutet das 7.500 Euro höhere Kosten. Entweder verkaufe ich 2.200 Espresso mehr oder ich erhöhe die Preise", so Hummel.