Österreichs Versicherer planen eine Gesamtversicherung, die gleich verschiedene Naturkatastrophen umfasst.
Angesichts der steigenden Zahl von Naturkatastrophen und den daraus resultierenden Schäden in Millionenhöhe pochen Österreichs Versicherungsunternehmen auf ein Gesamtpaket. Im Bereich Sturm liege der Versicherungsgrad bundesweit bei knapp 70 Prozent, erklärte Thomas Hlatky von der Grazer Wechselseitigen in einer Pressekonferenz anlässlich der Herbstveranstaltung des Institutes für Versicherungswirtschaft der Kepler Universität am Mittwoch in Linz. Bei Erdbeben und Hochwasser berichtete er hingegen von 12 bis 13 Prozent und damit von einem "Zustand wie in einem Entwicklungsland".
Milliarden-Schäden
Österreich sei Naturkatastrophen aufgrund
seiner Topographie besonders ausgesetzt, erläuterte Franz Sinabell vom WIFO.
Das Jahrhundert-Hochwasser habe 2002 beispielsweise knapp 3 Mrd. Euro
Schaden angerichtet, jenes von 2005 rund 0,6 Mrd. 12 Prozent des
Gebäudebestandes befänden sich laut Sinabell in Gefahrenzonen, was eine
"sehr, sehr große Zahl" sei. Um Potenziale besser erkennen und einschätzen
zu können, wurde das Zonierungssystem HORA entwickelt. Mit dem Programm, das
einzigartig in Europa sei und exakte Luftbilder liefere, würden
Gefährdungslagen "postadressengenau" dreidimensional dargestellt, so Hlatky.
Mögliche Schadenszenarien könnten simuliert werden.
Gesampaket gegen Naturkatastrophen
Wolfgang Weidl,
Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung, forderte eine
"praktische Gesamtversicherung" mit einem fixen, mehrere Katastrophen
umfassenden Leistungsbündel und leistbaren Prämien. Ein mögliches Modell sei
auch eine Pflichtversicherung, wie es sie bereits in der Schweiz gebe, so
Sinabell. Die Berechnungen dafür seien im Gange.
Selbsbehalte
Man werde nicht umhin kommen, Selbstbehalte
einzuführen, betonte Anton Bauer von Swiss Re Germany: "Wir müssen weg von
dieser Vollkasko-Mentalität." Die Höhe des Selbstbehalts würde sich nach den
jeweiligen Naturkatastrophen und der Gefährdung der verschiedenen Zonen
richten.
Eine gangbare Lösung werde erst dann realisiert, wenn Österreich vom nächsten Hochwasser heimgesucht werde, sagte Hlatky. Die Versicherer wiesen darauf hin, dass auch Präventivmaßnahmen nicht vernachlässigt werden dürften. Die bisherige Hilfe der öffentlichen Hand durch den Katastrophenfonds stößt nach Ansicht der Experten jedenfalls an ihre finanziellen Grenzen.