Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, verteidigte in der ZIB2 bei Armin Wolf die israelische Kriegsführung in Gaza. Heftiger Schlagabtausch im Studio.
Der Gaza-Krieg schlägt hohe Wellen. Immer mehr Staaten in der EU kritisieren Israel dafür heftig. In der ZIB2 bei Armin Wolf ist das Thema, gleich nach den antisemitischen Vorfällen in Wien.
Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, erzählt im Studio: "Ein Freund von mir hat in Wien zwei Watschen bekommen, weil er als Jude erkennbar war. Taxifahrer haben Juden, die als Juden erkennbar waren, nicht fahren wollen." Es gebe vieler solcher Vorfälle, oe24 berichtete über einen großen Antisemitismus-Eklat in Wien .
Wolf: "Die israelische Kultusgemeinde kritisiert die israelische Kriegsführung nie, aber die Kritik daran"
Die Antisemitismus-Skandale in Österreich seien zum schämen, sagt Wolf, doch dann befragt er Deutsch scharf. "Die israelische Kultusgemeinde kritisiert die israelische Kriegsführung nie, aber die Kritik daran. Warum?"
Deutsch argumentiert, dass die Armee die Existenz Israels sichere. Da unterbricht ihn Wolf: "Sichert es die Existenz Israels, wenn in Gaza 60.000 Menschen - mindestens zwei Drittel Zivilisten - getötet werden, 90% der Gebäude zerstört sind und hunderttausende Menschen Hunger leiden und zwei Millionen Menschen vertrieben sind?"
Das wissen wir alles nicht, sagte Deutsch. Das wissen wir schon, meinte Wolf.
"Das ist ein Kriegszustand"
Dann erklärte Deutsch: "Das ist ein Kriegszustand. Er hätte beendet werden können. Wenn die Weltöffentlichkeit Druck auf die Hamas machen würde, statt auf Israel, wäre es schon beendet."
"Bedeutet das, solange die Hamas nicht kapituliert, ist für Israels Armee alles erlaubt?", fragte Wolf. Deutsch bestreitet, dass die Armee das Völkerrecht bricht. Und er sagt, dass es keine rechtsextreme Regierung sei.
"Ich glaube nicht, dass sie das Völkerrecht brechen. Es sind Leute dort in der Regierung, die man vielleicht zu den Rechtsextremen zählen könnte, aber die gesamte Regierung so zu bezeichnen ist falsch", sagt Deusch.
"Homophober Faschist"
Der Finanzminister Israels bezeichnete sich jüngst als "homophoben Faschisten" und forderte bereits die Auslöschung Gazas.
"Das ist nicht Regierungslinie"
Deutsch sagt: "Das ist nicht Regierungslinie." Und: "Ich sympathisiere nicht mit Smotrich und Ben-Gvir. Aber das ist das Schöne an Israel. Das Volk kann jemand anderen wählen."
Er versteht nicht, warum die rund 50 Geiseln im Gaza-Streifen nicht endlich freikommen. "Wichtig ist, dass man in Ruhe leben kann und nicht angegriffen wird. Ich verstehe wirklich nicht, warum nicht Druck aufgebaut wird, dass die Geiseln freigelassen werden. Die verhungern und verdursten uns dort", sagt Deutsch.
Debatte um Hunger in Gaza
Regierungen, die bisher immer an der Seite Israels gestanden sind, kritisieren das Vorgehen in Gaza heftig. Die britische Regierung erhöht mit der möglichen Anerkennung eines Palästinenserstaats den Druck auf Israel im Gazakrieg. Elf EU-Staaten haben den Palästinenserstaat bereits anerkannt.
Wolf fragt: "Das beirrt sie nicht?" Deutsch: "Wissen Sie wie viele Raketen von allen Seiten auf Israel kommen?"
"Wenn in Gaza hunderttausend Menschen hungern, fliegen dann weniger Raketen auf Israel?"
"Es ist nicht richtig, dass sie hungern sollen", sagt Deutsch. Da setzt Wolf nach: "Also hungern sie."
"Das habe ich nicht gesagt, das wissen wir nicht", behauptet Deutsch.
UNO und Caritas "keine ausschlaggebenden Organisationen"
Jede internationale Hilfsorganisation vom Rotem Kreuz über die Caritas bis zur UNO sagt, dass in Gaza gehungert wird. Deutsch entgegnet, dass die Organisationen nie bei den Geiseln waren und „permament Israel verurteilen. Das sind keine ausschlaggebenden Organisationen.“
Israel unternehme vieles, damit die Leute in Gaza zum Essen kommen, sagt Deutsch. Es gebe Lebensmittel an der Grenze und keiner bringe diese zu den Leuten.
„Die israelische Regierung verhindert, dass die Lieferungen nach Gaza kommen. Nur eine US-Organisation verteilt diese und dabei werden hunderte Leute erschossen“, sagt Wolf. „Von der Hamas werden sie erschossen“, kontert Deutsch. Weiß er das sicher. Das kann er nicht sagen. Aber er bestreitet, dass sie von der Isrealischen Armee erschossen wurden.
Deutsch sagt: "Ich sehe, dass Israel alles tut und versucht, dass der Krieg zu Ende geht. Die Hamas lehnt Vorschläge ab. Wenn die EU und Politiker weiter mit Sanktionen gegen Israel drohen, dann jubelt die Hamas und es wird immer schwieriger, den Krieg zu beenden."