Danielle Spera zeigte sich verwundert über das Gesprächsangebot des Vizekanzlers an die Anti-Israel-Aktivisten der Festspieleröffnung.
Die Israel-Expertin und ehemalige Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Danielle Spera, hat sich über die Einladung des Vizekanzlers an die Anti-Israel-Aktivisten der Festspieleröffnung "gewundert", erzählt sie im oe24.TV-Interview bei Isabelle Daniel am Montagabend.
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oe24.TV: Frau Spera, was haben Sie sich gedacht, als Sie gesehen haben, dass es bei den Festspielen in Salzburg plötzlich diese Demonstration gegeben hat?
Danielle Spera: In erster Linie war es natürlich ein eklatantes Sicherheitsversagen. Und es ist ein Glück, dass es so ausgegangen ist, denn es hätte auch ganz schlimm kommen können.
oe24.TV: Sie waren ja auch bei den Salzburger Festspielen.
Spera: Ich war bei den Salzburger Festspielen, gerade auch in diesen Tagen. Ich war nur nicht bei der Eröffnung. Diese Aktivisten sind meiner Meinung nach absolut nicht an einem Dialog interessiert. Deshalb hat es mich also etwas gewundert, dass der Vizekanzler sie dazu einlädt. Denn wären sie an einem Dialog interessiert, würden sie nicht solche Aktionen starten. Ich frage mich immer, was hier in der Kultur- und in der Kunstszene passiert, dass man sich so in Israel verbissen hat.
oe24.TV: Sie haben den Eindruck, die Kulturszene in Österreich ist eher israelkritisch?
Spera: In Österreich ist es vielleicht noch ein bisschen angenehmer in der Kulturszene als in anderen Ländern. Wir sehen, was in Deutschland passiert. Wir sehen zum Teil, was in Großbritannien passiert. In Frankreich. Vor allem, was in Frankreich passiert. Und was hier schon auch immer wieder übernommen wird, ist dieses Symbol der blutigen Hände.
oe24.TV: Was hat es damit auf sich?
Spera: Das ist etwas, das uns Jüdinnen und Juden besonders irritiert. Denn es erinnert an einen ganz grauenvollen Vorfall vor 25 Jahren in Ramallah, als zwei israelische Soldaten, die eigentlich auch nicht Soldaten waren, sondern sie waren eigentlich auf Urlaub, sich verirrt haben und irrtümlich nach Ramallah gekommen sind. Sie wurden in eine Polizeistation gebracht. Und in dieser palästinensischen Polizeistation ist ein Mob eingedrungen und hat diese beiden Soldaten auf grausamste Art und Weise ermordet, ihre Leichen geschändet, ihre Eingeweide herausgeschnitten, haben in diesen Eingeweiden gewühlt und einer dieser Mörder hat dann am Fenster seine blutigen Hände hergezeigt. Und dieses Symbol, das trifft uns alle ins Mark.
oe24.TV: Die Frage ist, ob die Aktivisten überhaupt wissen, was diese Hände bedeuten.
Spera: Sie rufen "from the river to the sea", wissen aber nicht um welches Meer oder welchen Fluss es sich handelt. Es ist wirklich unglaublich, dass hier überhaupt keine Bildung vorherrscht, dass man sich auch nicht die Mühe nimmt, diesen Nahostkonflikt von der Geschichte her einfach zu erfassen. Und zu erfassen, dass Gaza vor 20 Jahren den Palästinensern übergeben worden ist. In einem guten Zustand, in einem Zustand, wo es Stromversorgung gab, wo es Wasser gab, wo es alles eigentlich im Überfluss gab und was man daraus hätte machen können.