Viereinhalb Jahre kämpfte die SPÖ-Chefin gegen eigene Partei und Wahlverluste.
Wien. Die Noch-SPÖ-Chefin wartete in der Löwelstraße das Ergebnis der Mitgliederbefragung ab. Für sie stand bereits davor fest, dass sie der Politik den Rücken kehren würde, wenn Hans Peter Doskozil – ihr langjähriger Rivale – die Befragung für sich entscheiden würde. Jetzt will sie Nägel mit Köpfen machen. Für heute, 9.30 Uhr hat sie zu einer Pressekonferenz geladen. Wohl ihr Rücktritt.
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Die 52-jährige Ärztin war die erste Frau an der Spitze der österreichischen Sozialdemokratie und von Tag eins mit Gegenwind aus den eigenen Reihen konfrontiert. Ihr politischer „Erfinder“ – Christian Kern machte sie 2017 zur Gesundheitsministerin und nominierte sie 2018 zur Parteivorsitzenden, um seinen damaligen Gegenspieler Doskozil zu verhindern – hatte sich zuletzt auch gegen sie gewandt. Im Unterschied zu den einst erfolgreichen Ex-Kanzlern Franz Vranitzky, Viktor Klima, Alfred Gusenbauer und Werner Faymann. Sie alle hatten 2018 noch davor gewarnt, eine Quereinsteigerin – Rendi-Wagner trat erst 2017 der SPÖ bei – an die Spitze zu hieven.
Warum Rendi-Wagner nie Chance hatte
Stolpersteine. Auch Wiens Bürgermeister – jetzt war er ihr treuester Verbündeter – Michael Ludwig war 2018 noch gegen sie. Nachdem sie sich von Kern entfernt hatte, wandte sich Rendi-Wagner den Wienern zu. Eine wirkliche Chance hatte sie freilich nie. Sowohl Doskozil als auch der abgewählte SPÖ-Chef von Niederösterreich Franz Schnabl als auch der von ihr abgelöste Geschäftsführer Max Lercher bekämpften sie jahrelang.
Rendi-Wagner selbst fuhr 2019 das schlechteste Wahlergebnis in der Geschichte der SPÖ ein. Nur, damals wollte sich Doskozil die Opposition nicht antun. Ihr größter Fehler war wohl ihr Personalmanagement. Besser gesagt: Sie setzte auf umstrittene Berater und schaffte es nie, die Partei für sich zu begeistern.