Bundeskanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann Karl Nehammer wird offenbar im Wahlkampf der Tiroler ÖVP für die Landtagswahl am 25. September keine Rolle spielen.
"Es sind zumindest keine Termine vereinbart", meinte ÖVP-Obmann, Spitzenkandidat Anton Mattle auf die Frage, ob Nehammer präsent sein werde. Gleichzeitig ließ Mattle erneut deutlich Kritik an den Kanzler-Aussagen am Landesparteitag ("Alkohol oder Psychopharmaka") durchklingen: Es sei "schade", das sollte nicht passieren.
Auf die Frage, ob die Tiroler ÖVP aus eigenen Stücken auf Nehammer-Einsätze im Wahlkampf verzichte oder der Bundesparteiobmann selbst nicht plane, in Tirol wahlzukämpfen, erklärte Mattle am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Innsbruck: "Es ist weder angefragt worden, noch sind Anfragen gekommen". In einer Aussendung in den Abendstunden schwächte Mattle dann ab: "Selbstverständlich" sei Nehammer "jederzeit herzlich willkommen". Etwa werde er beim Europäischen Forum Alpbach und auch im Rahmen von Bundesländer-Tagen in Tirol "unterwegs" sein.
Es tue ihm weh, dass "in der Außenwahrnehmung" vom Parteitag vor allem der umstrittene und vielfach kritisierte Sager des Bundeskanzlers bleiben werde, machte Mattle, der sich einen Tag danach von der Aussage Nehammers distanziert hatte, deutlich. Journalisten würden ihn seitdem immer darauf ansprechen, auch gehe er davon aus, dass dies auch noch "viele andere Menschen" im Wahlkampf tun werden. Solche "flapsigen Aussagen" würden einfach nicht gehen.
Mattle und seine Tiroler ÖVP befinden sich derzeit gehörig unter Druck, momentane Umfragen verheißen für den Wahltag nichts Gutes. Der frühere Bürgermeister von Galtür und Wirtschaftslandesrat verwies aber auf seine Wahl zum Landesparteiobmann mit 98,9 Prozent und darauf, dass die Partei höchst motiviert und geschlossen sei. Man müsse nun ganz intensiv den Kontakt mit den Menschen suchen und ihre Sorgen wahrnehmen. Gleichzeitig räumte der Spitzenkandidat und Nachfolger von Landeshauptmann Günther Platter aber ein, dass die Ausgangsposition für die Partei "nicht unbedingt einfach" sei.
Der ÖVP-Obmann machte zudem klar, dass man dieses Mal nicht unbedingt auf große Events als Wahlkampfbühnen setzen werde. So werde etwa der offizielle Wahlkampfauftakt "kein großes Bahöl" werden wie in vergangenen Zeiten, als etwa die Innsbrucker Olympiahalle als Bühne genützt wurde. Dies entspreche auch mehr seinem Naturell und sei passender in der gegenwärtigen Situation, in der die Menschen mit einer massiven Teuerung zu kämpfen hätten.
Unterdessen präsentierte Mattle am Mittwoch die Bezirkslisten sowie die ersten sechs Proponenten auf der Landesliste, die der Landesparteivorstand nach Sitzungen der Reihungskommission absegnete. Es kam zu keinen Überraschungen. Hinter Mattle auf der Landesliste kandidiert - gemäß dem Reißverschlusssystem - Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann, der Landtagsabgeordnete und geschäftsführende AAB-Obmann Dominik Mainusch, Landtagsvizepräsidentin Sophia Kircher, Landtagsabgeordneter und Touristiker Mario Gerber sowie Gesundheitslandesrätin Annette Leja. Andere prominente Landespolitiker wie Klubobmann Jakob Wolf (Platz eins im Bezirk Imst), Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (Platz eins in Schwaz) oder Landesrat Johannes Tratter (Platz eins in Innsbruck-Land) sind über die Bezirkslisten abgesichert. Keines der Regierungsmitglieder habe aber automatisch wieder einen Regierungsposten sicher, betonte Mattle. "Der frische Wind ist nicht zu hundert Prozent gelungen", räumte er ein. Man habe aber insgesamt "viele neue Gesichter" auf den Listen, die 72 Kandidatinnen und Kandidaten - davon 37 Frauen und 35 Männer - umfasst.
Zudem deutete der Landesparteiobmann an, dass sich die künftigen schwarzen Landesräte großteils aus Personen, die auf den Listen stehen, zusammensetzen werden. Quereinsteiger seien aber auch "nicht ausgeschlossen".
Unterdessen gab am Dienstag auch der Koalitionspartner der ÖVP, die Tiroler Grünen, weitere Details zur Landesliste bekannt. Nach der Wahl des Spitzenkandidaten Klubobmann Gebi Mair, und der Listenzweiten Petra Wohlfahrtstätter - die angekündigt hatten den Wahlkampf im Duo schlagen zu wollen - werden am kommenden Samstag im Zuge einer Landesversammlung die Listenplätze drei bis acht besetzt, hieß es in einer Aussendung. Die sechs Kandidatinnen und Kandidaten, die nun um ihre Plätze rittern, hatten sich bei einer digitalen Wahl durchgesetzt.
Unter ihnen ist Landessprecher Christian Altenweisl, die Innsbrucker Gemeinderätin Zeliha Arslan, die Forstwirtin Cordula Ettmayer-Kreiner, die Kommunalpolitikerin Iris Kahn sowie die beiden Landtagsabgeordneten Georg Kaltschmid und Michael Mingler. Wer nun endgültig welchen Platz einnimmt, werde erneut auf digitalem Weg entschieden, hieß es. Der dritte Listenplatz geht aufgrund des "Reißverschlussprinzip Plus" jedenfalls an eine Frau, wurde betont. Die Abstimmung findet von Freitag bis Samstag statt.