Politik-Insider

Sebastian Kurz als Vorbild: Die neue Wahl-Strategie von Nehammer

Teilen

Karl Nehammer will nach Burger- und Frauen-Aufreger-Video auf „Polarisierung“ setzen.und nimmt dabei Anleihen bei Ex-Kanzler Kurz und der FPÖ.

Jetzt heiße das Motto „jetzt erst recht“. „Alle reden das Land schlecht“, „die Radikalen von Links und Rechts patzen Nehammer an und setzen nur auf Dirty Tricks“, versuchen ÖVP–Strategen die Aufregung für sich umzudrehen. Nachdem bekannt wurde, dass Bundeskanzler Karl Nehammer vor ÖVP-Funktionären in Hallein über Frauen in Teilzeitarbeit spöttelte und ärmeren Familien de facto riet ihren Kindern bei McDonald‘s Hamburger und Pommes zu kaufen, soll jetzt Nehammer „als Opfer von Oppositions-Intrigen geschützt werden“.

Nehammers Taktik: „Alle gegen ihn“

Die Taktik dahinter erinnert nicht zufällig an Sebastian Kurz. Die Kanzler-Strategen wollen das einstige türkise (früher und später auch der Blauen) Lied spielen, wonach „alle gegen Nehammer“ seien. Es sei „die Polarisierung wie einst bei Sebastian Kurz“, glaubt zumindest ein VPler. Wie einst im Wahlkampf 2017 wird auch jetzt hinter den türkis-schwarzen Kulissen gestreut, dass der VP-Chef auf eine „positive Linie setzt, während ihn die anderen anpatzen“. Dass der Stil in dem Nehammer in diesem sechs Minuten Film nicht gerade förderlich ist, wissen freilich auch die ÖVP-Wahlkämpfer.

Nehammer soll voll auf Kern-Klientel setzen

Im Unterschied zu Kurz – der 2017 versuchte möglichst viele neue Wähler, vor allem bisherige Blaue, anzusprechen – wollen die VPler aus der Not eine Tugend machen und ihren Regierungschef in einer ersten Phase besonders eine Kern-Wähler-Linie fahren lassen. Dabei solle nach der „Glaub an Österreich“-Kampagne eine „Leistungs-Kampagne“ präsentiert werden. Der Spruch von der „Leistung, die sich lohnen“ müsse, solle dabei auch wieder andere Wählergruppen ansprechen. Die ÖVP befindet sich freilich bereits seit Sommer – da fand die Tour des VP-Chefs zu Funktionären statt, um die eigene Partei zu mobilisieren – im Wahlkampfmodus.

Der zweite Streich war eben die Figl–inspirierte Linie.

ÖVP will Rot und Blau als „Radikale“ brandmarken

Parallel zur Leistungs-Kampagne soll die ÖVP sich auch auf FPÖ und SPÖ einschießen und diese „gleichermaßen als Radikale“ darstellen, verrät ein türkiser Stratege. Und Nehammer als „besonnener Regierungspolitiker, der arbeitet während die anderen mit Dreck schmeißen“ von der ÖVP promotet werden. Wenn nicht neuerliche Videos auftauchen, die diese Linie – freundlich ausgedrückt – konterkarieren.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.