Polit-Report von Günther Schröder

So erlebte ich Schmid im U-Ausschuss

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Schmid galt stets als wortgewaltiger Polit-Profi. Am Donnerstag schwieg er eisern.

Wien. Hätten Sie ihn nach der Urzeit gefragt, Schmid hätte an diesem Donnerstag auch da die Aussage verweigert. Auf Anraten seines Anwaltes Roland Kier hüllt sich der „Prätorianer“ von Sebastian Kurz in Schweigen.

Wortgewaltig. Langjährige Politik-Beobachter kennen Schmid ganz anders: Er war Sprecher von ÖVP-Größen wie Elisabeth Gehrer, Wolfgang Schüssel, Michael Spindelegger sowie mächtiger Kabinetts-Boss im Finanz­ministerium für Hans Jörg Schelling bis Hartwig Löger – und stets ein wortgewaltiger Polit-Profi.

Er wirkt konzentriert, aber nicht nervös

Plötzlich Schweiger. Und im U-Ausschuss? Schmid kommt nach 9 Uhr, huscht mit Maske wortlos an Journalisten und Kameras vorbei, sitzt um 9.27 Uhr im „Zeugenstand“ – und dann: Nada, nothing, nichts. 20 Mal wird Schmid in zweieinhalb Stunden gefragt, 20 Mal verweigert er die Aussage. Immer mit demselben Stehsatz.

Schmid wirkt konzentriert, keinesfalls nervös. Er startet mit einer Erklärung – die juristisch komplizierte Begründung kommen ihm ohne Holperer über die Lippen – das war es dann aber schon. Dann wirkte er eher wie ein Roboter, der stets denselben Satz wiederholt.

Lacher. „War Kurz Auftraggeber von allem?“ Stehsatz. „Sind Sie ÖVP-Mitglied?“ Stehsatz. „Ist das Ihre Unterschrift unter dem Protokoll?“ Stehsatz. „Haben Sie einen Kollegen ein SMS geschrieben, er sei die ,Hure der Reichen‘“. Stehsatz – das war die letzte Entschlagung. Alle sorgen sie für Kopfschütteln und sarkastische Lacher.

454 Seiten. Das kam unerwartet, 454 Seiten umfasst seine Aussage vor der WKStA. Schwer belastet wurde nicht nur Kurz, sondern eine ganze Latte von ÖVPlern (Sobotka, Wöginger, Schelling) sowie auch einige Wirtschaftsbosse.

„Lügner Schmid.“ Der Grund der Entschlagungsorgie: Die ÖVP mobilisiert seit Wochen gegen den „Lügner Schmid“ im U-Ausschuss sollte er weiter desavouiert werden. Das hat Schmid vermieden. Wichtig für ihn, denn noch ist er nicht Kronzeuge. Eine Schlammschlacht im Parlament kann er also brauchen wie einen Kropf...

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