Das Sommer-Interview

Pröll: "Man muss höllisch aufpassen"

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Im Sommergespräch kritisiert VP-Vizekanzler Pröll den „Linksruck der SPÖ“ und erzählt von den „motivierenden Zurufen“ seiner Frau.

Am Montag besucht VP-Vizekanzler Josef Pröll (41) noch die Eröffnung der Salzburger Festspiele. Danach rauscht er mit seiner Frau Gabi und den drei gemeinsamen Kindern für zwei Wochen nach Norditalien ab. Um noch einmal „Entspannung und Ruhe“ zu finden, bevor die harten Budgetverhandlungen und die Landtagswahlkämpfe losgehen. Im großen ÖSTERREICH-Sommerinterview redet Josef Pröll im Beisein seiner Frau über die Differenzen mit der SPÖ und seine Spar-Visionen.

Gabi Pröll (41), die seit 20 Jahren mit dem VP-Finanzminister verheiratet ist, lauschte dabei aufmerksam seinen Zielen für Bundesheer und Schule. Die selbstbewusste und sympathische Diplomingenieurin hat Pröll denn auch zum Abnehmen „motiviert“, wie der Finanzminister verschmitzt zugibt.

Kraftprobe.
Ab Mitte August will Pröll dann gleich den Kampf um die Steiermark und um das Budget beginnen: Zunächst werden er und seine Minister durch ganz Österreich touren. Danach soll jedes Ressort sukzessiv seine „Visionen“ – Sparziele – präsentieren. Im September wird Pröll dann auch ein „Sicherheitskonzept“ – für das Innenressort und das Bundesheer – vorstellen. Und schließlich will er noch das VP-Bildungskonzept im Herbst offen legen.

Ganz nebenbei wird er natürlich auch als Finanzminister mit der SPÖ über das Budget und Steuern streiten. Und, so sagt es zumindest Pröll, weiterhin zwei- bis dreimal die Woche trainieren gehen – damit die Kilos weiter purzeln.

Ob sich da einer aufmacht, um den Kampf um Platz eins bereits zu starten?

ÖSTERREICH: Wir sitzen in Bregenz am See. Enten schwimmen vorbei. Stört Sie das? Letztes Jahr wurde das ORF-Gespräch mit dem Kanzler nach einer Beschwerde deswegen verlegt ...
Josef Pröll (lacht und zeigt auf die Enten): Ich freue mich über jede Ente. Mir gefallen ja solche Debatten, sie sorgen für Unterhaltung. Ich fühle mich durch Tiere nicht gestört.

ÖSTERREICH: Dieses Jahr hat Ihr Sprecher ein Beschwerde-E-Mail an den ORF geschrieben. Fühlen Sie sich vom ORF im Vergleich zum Kanzler benachteiligt?
Pröll: Bei einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk darf man Gleichbehandlung erwarten. Der ORF hat klar und fair zu berichten. Da muss man Fehlentwicklungen genau beobachten. Wenn es zu Verstößen kommt, muss man sich beim ORF melden.

ÖSTERREICH: Wogegen hat der ORF „verstoßen“?
Pröll: Ich habe in ÖSTERREICH, bei Ihnen, gelesen, dass der Bundeskanzler bereits wusste, wer mit ihm beim ORF-Gespräch diskutieren würde. Während ich vom ORF darüber keine Auskunft erhielt. Dass einer in der Informationspolitik vom ORF bevorzugt, und einer benachteiligt wird, hielte ich für falsch.

ÖSTERREICH: Sie werden von Ex-SP-Finanzminister Hannes Androsch beim ORF-Gespräch befragt werden. Prallen da zwei Wirtschaftswelten aneinander?
Pröll: Ich schätze den Hannes Androsch sehr. Er ist ein Finanzminister, der die Republik in den 70er Jahren geprägt hat. Er ist einer, der beides versteht: Wirtschaft und Politik.

ÖSTERREICH: Meinen Sie, die SPÖ versteht nun nichts mehr vom Wirtschaften?
Pröll: Es ist zunehmend erkennbar, dass Teile der SPÖ in das alte Muster zurückfallen und leistungsfeindlich agieren. Werner Faymann und die SPÖ sind bei ihrem Parteitag leider eindeutig nach links gerückt. Da versuchen einige wieder, in der Verstaatlichtenphilosophie ihr Allheilmittel zu suchen. Da muss man höllisch aufpassen. Wir zahlen heute noch an dem Desaster, das diese Philosophie angerichtet hatte.

ÖSTERREICH: Wenn die SP nach links gerückt sei, sind Sie dann die Partei der Reichen?
Pröll: Nein, wir wollen jene Partei sein, die auf die hart arbeitenden Menschen, den Mittelstand, baut. Die SPÖ verengt sich, wir besetzen die Mitte dieses Landes.

ÖSTERREICH: Die SP wirft Ihnen vor, dass die ÖVP zu allen Sparplänen nur Nein sage ...
Pröll: Stimmt nicht! Wo sagen wir Nein?

ÖSTERREICH: Na zum Beispiel zu den Sparplänen von Darabos. Er möchte Panzer einmotten und Agenten einsparen, die VP kritisiert das als „Entmilitarisierung“.
Pröll: Ich mische mich nicht ein, wenn Darabos Strategien für sein Heer vorlegt. Aber was notwendig ist, ist, dass es eine echte Strategie gibt: Was ist das Bundesheer der Zukunft? Kurz herumzudoktern ist zu wenig. Man braucht eine klare Vision. Darabos hat sicher meine Unterstützung beim Sparen.

ÖSTERREICH: Wäre ein Berufsheer sinnvoller?
Pröll: Was passiert dann mit dem Katastrophenschutz und dem Zivildienst? Es macht Sinn, die Wehrpflicht zu erhalten. Aber derzeit fehlen mir die Zukunfts-Visionen für das Heer. Maria Fekter, Michael Spindelegger und ich arbeiten daher an grundsätzlichen Strategien, um das Heer als wichtige Säule der Republik zu sichern.

ÖSTERREICH: Die VP arbeitet an einem Heeres-Plan?
Pröll: Wir werden uns in dieser Debatte stark einbringen, weil uns das Heer am Herzen liegt und man nicht nur vom Einmotten reden kann.

ÖSTERREICH: Sie wollen im September auch ein VP-Bildungskonzept vorlegen. Was soll da Neues herauskommen, wenn Sie die gemeinsame Schule als „Einheitsbrei“ abqualifizieren?
Pröll: Wir werden ein Schulkonzept inhaltlicher Natur präsentieren. Ich habe es satt, dass ständig über Strukturen diskutiert wird und nie über Kinder. Es gilt, ein Dreieck zu lösen: Leistungsfähigkeit und Differenzierung. Sprache als Voraussetzung für Aufstiegschancen und Durchlässigkeit, die verbessert werden muss. Schulentscheidungen dürfen nie in eine Einbahnstraße führen. Beatrix Karl wird dann unser Konzept präsentieren.

ÖSTERREICH: Aber Frau Karl ist für eine gemeinsame Schule, nicht?
Pröll: Beatrix Karl ist eine erfrischende Bereicherung für das VP-Regierungsteam. Sie ist eine Frau, die in der Bildungspolitik sehr viel bewegen kann. Wir werden das Bildungskonzept gemeinsam mit ihr diskutieren.

ÖSTERREICH: Sie fahren jetzt mit Ihrer Frau Gabi und Ihren Kindern auf Urlaub. Können Sie da abschalten?
Pröll: Ja, wir fahren mit den Kindern nach Italien, und werden dort im Norden entspannt und in aller Ruhe ein paar Tage verbringen. Jeder soll jetzt seinen Urlaub genießen, aber dann wird mit Hochdruck weitergearbeitet.

ÖSTERREICH: Sie haben rund zehn Kilo abgenommen. Essen Sie jetzt ausgewogener? Wollen Sie weiter abnehmen?
Pröll: Ja, ich habe meine Ernährung umgestellt und habe die Bewegung wieder aufgenommen. Gerade jetzt im Sommer möchte ich gesünder leben.

ÖSTERREICH: Ihre Frau, die ja neben uns sitzt, hat Sie zu diesem Fitness-Programm animiert, oder? Wie oft machen Sie Sport?
Pröll (Pröll lächelt verschmitzt, seine Frau lacht): Die Zurufe meiner Frau dazu waren und sind sicher ein motivierender Faktor. Ich gehe zwei- bis dreimal die Woche in ein Fitness Center in Wien.

ÖSTERREICH: Und wenn dann die Budgetverhandlungen voll losgehen, werden Sie wirklich weiter sporteln?
Pröll: Ja, definitiv! Auch im Herbst werde ich zwei- bis dreimal die Woche trainieren. Wir werden das größte Sanierungspaket seit 1945 schnüren, und ich werde fit dafür sein.

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