Sozialbericht

Reichste besitzen mehr als Hälfte des Vermögens

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Zehn Prozent der Österreicher haben soviel wie die gesamte untere Hälfte aller Haushalte. Einkommen und Erben sind höchst ungleich verteilt.

"Über zwei Drittel besitzen keine nennenswerten Geldvermögen. Die Hälfte der privaten Haushalte verfügt gar nur über 8% des gesamten Geldvermögens", zitiert die Armutskonferenz die im Sozialbericht veröffentlichte neue Studie der österreichischen Nationalbank. Das oberste Zehntel besitzt hingegen 54% des gesamten Geldvermögens. Diesen reichsten 10 Prozent der Haushalte steht rund 290 000 Euro an Vermögen zur Verfügung. Das reichste Prozent (1%) der Haushalte hält 27% des gesamten Geldvermögens. Und das oberste Promill (0,1%) besitzt 8% des Gesamtgeldvermögens. Das entspricht der gesamten unteren Hälfte aller Haushalte, die ebenfalls über 8% des Geldvermögens verfügt.

Das Bild für eine solche Vermögensverteilung ist eine Pyramide. Damit "kann der für die Nachkriegsjahre dominierende soziologische Befund von einer nivellierten Mittelschicht nicht mehr aufrechterhalten werden.", zitiert die Armutskonferenz die Studie.

Meiste Erben in oberster Einkommensgruppe
Weiters weist die Armutskonferenz auf die Falschinformationen im Rahmen der Abschaffung der Erbschaftssteuer hin. Die Daten der Nationalbank im Sozialbericht zeigen, dass "Erbchancen sozial ungleich verteilt sind. Bildung, berufliche Position und Einkommen markieren die Trennlinie beim Erben. Der Anteil der Haushalte, die geerbt haben, ist in der obersten Einkommensgruppe am höchsten", so der Sozialbericht des Ministeriums.

Der Durchschnitt von 56 000 Euro Erbsumme ist aufgrund der ungleichen Verteilung wenig aussagekräftig. Der Median mit 22.000 Euro deutet auf eine große Ungleichverteilung der Erbschaften hin. Arbeiter erben in deutlich unterdurchschnittlichem Ausmaß. Am häufigsten erben Akademiker, am seltensten Pflichtschulabsolventen. "Angesichts der niedrigen Vermögenssteuern in Österreich und sichtbar werdender sozialer Ungleichheiten ist die Abschaffung der Erbschaftssteuer eine ökonomisch und verteilungspolitisch falsche Entscheidung", so die Armutskonferenz.

Hohe Armutsgefahr für Alleinerzieher
Rund eine Millionen Menschen in Österreich ist armutsgefährdet, die Hälfte davon dauerhaft. Am stärksten davon betroffen sind Alleinerzieher und Pensionistinnen. Eine entscheidende Rolle kommt daher der Erwerbstätigkeit von Frauen zu. Familien, in denen Frauen nicht erwerbstätig sind, haben ein mindestens doppelt so hohes Gefährdungsrisiko wie Familien mit erwerbstätigen Müttern. Ein hohes Risiko haben auch ältere Menschen durch ihre Abhängigkeit von Transferleistungen.

Im Gegensatz zu Mehrpersonenhaushalten wirkt sich bei alleine lebenden Menschen ein niedriger Einkommensbezug direkt auf den Lebensstandard aus. In Einpersonenhaushalten mit Pensionsbezug als Haupteinkommensquelle ist die Armutsgefährdung der Frauen mit 28 Prozent rund dreimal so hoch wie jene der Männer (neun Prozent). Mit hochgerechnet rund 123.000 armutsgefährdeten Personen ist etwa jede zehnte armutsgefährdete Person eine alleinlebende Pensionistin.

Mehrpersonenhaushalte ohne Kinder und mit einem Kind (acht Prozent) sowie Mehrpersonenhaushalte mit zwei Kindern (elf Prozent) sind vergleichsweise gut vor Armutsgefährdung geschützt. Bei drei oder mehr Kindern im Haushalt beträgt das Gefährdungsrisiko jedoch bereits 16 Prozent. Eltern und Kinder, die in einem Ein-Eltern-Haushalt leben, sind zu 27 Prozent von Armutsgefährdung betroffen.

Hälfte der Sozialausgaben geht an Ältere
Etwa die Hälfte der Sozialausgaben in Österreich sind Leistungen für ältere Menschen - vor allem in Form von Direkt- und Hinterbliebenenpensionen, Pflegegeldern und sozialen Betreuungseinrichtungen. Rund ein Viertel entfällt auf die Gesundheit, ein Zehntel auf Familien, acht Prozent auf invaliditätsbedingte Leistungen und sechs Prozent auf Arbeitsmarktleistungen. Die Sozialausgaben Österreichs liegen insgesamt mit fast einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) über dem EU-Durchschnitt.

Am stärksten angestiegen sind prozentuell von 1995 bis 2006 die Sozialausgaben für ältere Menschen - und zwar von 18,2 Mrd. auf 29,3 Mrd. Euro, das ist ein Anstieg von 61 Prozent. Die Ausgabensteigerungen für Arbeitslosigkeit (46 Prozent) und Gesundheit (45 Prozent) entsprechen etwa den durchschnittlichen generellen Ausgabensteigerungen. Unterdurchschnittlich angestiegen sind die Ausgaben für Familien (35 Prozent), Invalidität (23 Prozent) und Hinterbliebene (20 Prozent).

Die durchschnittlichen jährlichen Sozialausgaben für eine Person in Österreich betragen im Jahr 2006 etwa 8.500 Euro. Auf ein Kind bzw. einen Jugendlichen (bis 19) entfällt ein durchschnittlicher Betrag von jährlich rund 4.500 Euro, auf eine Person im erwerbsfähigen Alter (20 bis 64 Jahre) von ca. 4.600 Euro und auf einen älteren Menschen von ca. 28.100 Euro.

Frauen verdienen um ein Drittel weniger als Männer
Die Verteilung des Volkseinkommens hat sich in den vergangenen Jahren von den Lohneinkommen zu den Gewinn-und Vermögenserträgen verschoben. Gleichzeitig haben die Einkommensdisparitäten zugenommen: Auf die 20 Prozent mit den niedrigsten Einkommen entfielen 2006 lediglich 2,2 Prozent der gesamten Bruttobezüge, auf die 20 Prozent mit den höchsten Lohneinkommen hingegen 46,7 Prozent. Zudem verdienen Frauen um ein Drittel weniger als Männer. Die Einkommen der Frauen betragen im Durchschnitt 67 Prozent der Männereinkommen. Dabei sind die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede gerade im untersten Einkommensviertel (39,4 Prozent) fast zehn Prozentpunkte größer als im dritten Quartil (30,9 Prozent).

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