Schulen im Check

Schmied vergibt Gütesiegel für Schulen

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Jahrzehntelang war es ein Tabu – doch jetzt ist es Realität: Claudia Schmied unterzieht Österreichs Schulen einem strengen Qualitäts-Check. Die besten bekommen ein Gütesiegel.

Claudia Schmied ist einfach kein Thema zu heikel. Um ihre Mission von einem modernen, effizienten Schulsystem zu verwirklichen, wartet die Unterrichtsministerin zum Schulschluss mit einer neuen Maßnahme auf: Nach den Sommerferien wird es österreichweit 200 Schulen geben, die die Tagesbetreuung Neu anbieten. Um den Schülern eine innovative Form der Ganztagsschule zu bieten, unterzieht sie diese Schulen auch gleich einem Qualitäts-Check.

81 Schulen mit Gütesiegel
Der Test des Ministeriums funktioniert wie in der Schule: Wer besteht bekommt ein Gütesiegel. Die anderen müssen sich verbessern. „200 Schulen haben sich angemeldet und nur 81 haben das Gütesiegel bekommen“, so Schmied zu ÖSTERREICH.

Für das „Sehr gut“ erhalten die Top-Schulen eine Belohnung: Ihr Budget für die Tagesbetreuung wird verdoppelt. Das soll den Ehrgeiz der anderen Direktoren anheizen. Erklärtes Ziel: 2013 bereits 1.000 Schulen mit Gütesiegel zu haben.

Claudia Schmied im Österreich-Interview
ÖSTERREICH: Frau Minister Schmied, welche Kriterien mussten die 81 Schulen erfüllen, um das Qualitätssiegel vom Ministerium zu bekommen?
Claudia Schmied: Insgesamt haben sich 200 Schulen beworben, aber nur 81 konnten den Qualitäts-Check bestehen. Das zeigt, wie hoch die Anforderungen sind. Die Schulen mussten ihre Pläne für das ganztägige Schulangebot darlegen. Wie schaut die Mittagsverpflegung der Kinder aus? Wie sind die Förderprogramme gestaltet? Welche Freizeitaktivitäten von Kultur bis Sport werden angeboten? Auch die Abfolge des Lern- und Förderunterrichts wurde von einem Team des Ministeriums geprüft. Und nur wo es erstklassige Qualität gab, konnte das Siegel vergeben werden.

ÖSTERREICH: Als Anreiz das Ganztagsmodell anzubieten, gab es für die Schulen eine Verdoppelung des Budgets...
SCHMIED: Das ist richtig. Ich möchte eine angebotsorientierte Bildungspolitik vertreten. Das heißt, ich will den Bedürfnissen der Eltern gerecht werden. Noch in dieser Legislaturperiode möchte ich diese modernen Ganztagsangebote auf 800 bis 1.000 Standorte ausweiten. Das wäre ein Fünftel der Pflichtschulen mit Qualitätssiegel und ein großer Schritt.

ÖSTERREICH: Ist das Ziel der Ganztagsschule, dass die Kinder nach 17 Uhr Zeit für Freunde und Familie haben?
Schmied: Auf jeden Fall. Denn in diesen Schulen soll auch die Förderung der Kinder und das gemeinsame Lernen gelingen. Ich erwarte mir durch dieses Modell einen starken Rückgang der Nachhilfe. Das wäre eine echte finanzielle Entlastung für die Eltern. In Zukunft soll alles, was die Schule betrifft, auch in der Schule gut bewältigt werden.

"Das Gütesiegel soll die Schulen ehrgeizig machen"

ÖSTERREICH: Kann das Gütesiegel einer Schule auch wieder entzogen werden?
Schmied: Ja, die Schulen bekommen das Gütesiegel für zwei Jahre. Dann werden sie wieder einem Qualitätscheck unterzogen.

ÖSTERREICH: Schafft man durch dieses System nicht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Bildungssystem?
Schmied: Nein. Ich glaube viel mehr, dass es zu einer Wettbewerbssituation mit einem Schneeballeffekt kommen wird. Ich mache mir keine Sorgen, dass nicht auch die anderen Schulen ehrgeizig werden.

ÖSTERREICH: Wenn Sie das Budget dieser Schulen verdoppeln und die Lehrer auch am Nachmittag die Kinder betreuen, wird das sehr kostspielig. Woher nehmen Sie die finanziellen Mitteln?
Schmied: Wenn wir den aktuellen OECD-Bericht anschauen, dann gibt Österreich im internationalen Vergleich viel Geld pro Schüler aus, nur die Leistungen sind mittelmäßig. Das heißt, wir müssen mit dem Schulinvestitionsprogramm die Infrastruktur verbessern und beim neuen Dienst- und Besoldungsrecht auch zu einer neuen Gestaltung der Lehrerarbeitszeit kommen.

ÖSTERREICH: Sind neue Verträge nicht eine Mission Impossible?
Schmied: Nein. Die aufrechten Verträge möchte ich auch nicht verändern, sondern die Junglehrer sollen die neuen All-In-Verträge bekommen.

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