12 Reformen

Schule: Das Androsch-Begehren

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Text fix: Grüne, Industrie dabei. Eine Schule für alle. Kein Sitzenbleiben.

Genau ein Dutzend Forderungen soll Österreichs Schulen komplett umkrempeln: Hannes Androsch präsentiert sein Bildungsvolksbegehren – mit Unterstützung sowohl der Grünen als auch der Industrie. In der Frage der gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen konnte man sich auf einen Kompromiss einigen. Unabhängig vom Volksbegehren stellen heute auch die Sozialpartner die Forderung nach einer gemeinsamen Schule auf.

Gemeinsame Schule
Am Dienstag noch hatten die Grünen ja damit gedroht auszusteigen, wenn die Abschaffung der frühen Selektion der Kinder durch Hauptschule und Gymnasium keine Forderung werden würde. Die Industriellenvereinigung (IV) unter Präsident Veit Sorger wollte aber "bei einer Gesamtschul-Show nicht mitmachen". Die Industrie fürchtete eine Nivellierung nach unten. Jetzt lautet der Kompromiss unter Punkt 7: "Wir fordern ein sozial faires Bildungssystem, in dem die Trennung der Kinder nach ihren Interessen und Begabungen erstmals am Ende der Schulpflicht erfolgt." Zusätzlich soll es aber auch eine "leistungsorientierte Differenzierung" geben (Punkt 4).

Sitzenbleiben abschaffen
Androsch will mit seinem Volksbegehren Druck auf die Bundesregierung ausüben, die notwendigen Reformen endlich anzupacken. Vom Kindergarten bis zur Universität betreffen die zwölf Forderungen das gesamte Bildungssystem. Darunter ein "flächendeckendes Angebot an Kindergärten", "Abschaffen des Sitzenbleibens", "flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen" und "Erhöhung der öffentlichen Finanzierung für Unis auf zwei Prozent des BIP".

Finale im Sommer
Aus dem 12-Punkte-Paket wird jetzt ein vierzeiliger Text destilliert – das eigentliche Volksbegehren.

Noch im Februar will Androsch die nötigen 8.032 Unterstützungserklärungen beisammenhaben, um das Begehren einzureichen. Da die finanzstarke Industriellenvereinigung an Bord ist, wird es eine große Kampagne unter dem Slogan "Österreich darf nicht sitzen bleiben" geben. Eintragungswoche könnte schon vor dem Sommer sein.

Die 12 Forderungen des Volksbegehrens:

  1. Politik raus aus der Schule
    Bezirksschul- und Landesschulräte werden gestrichen, Direktoren werden zu Managern, die sich Personal aussuchen können. Das Ministerium gibt Bildungsziele vor, die Länder kontrollieren die Qualität.
     
  2. Gleichstellung von Kindergärten und Schulen
    Kindergärtnerinnen sollen wie Lehrer studieren und auch dasselbe Gehalt bekommen. Pädagogen, die sich mehr engagieren, bekommen auch mehr bezahlt.
     
  3. Ausbau von Kindergärten und Ganztagsschulen
    Unterstützung für berufstätige Eltern: Schon kleine Kinder sollen die optimale pädagogische Förderung erhalten. Der Übertritt in die Schule erfolgt erst, wenn das Kind dafür bereit ist. Ganztagsschulen werden bundesweit ausgebaut, vor allem für Vorschulkinder.
     
  4. Talente optimal fördern
    Individuelle Fähigkeiten müssen so früh wie möglich erkannt und gefördert werden. Schwächen werden durch leistungsorientierte Differenzierung beseitigt. Ende der 50-minütigen Schulstunde.
     
  5. Sitzenbleiben und Nachhilfe abschaffen
    Schüler sollen höchstens einzelne Module nachholen, nicht ganze Klassen. Ganztagsschulen helfen, Sitzenbleiben und Nachhilfekosten zu minimieren.
     
  6. Flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen
    Ganztagsschulen sollen zur Regel werden, damit Zeit zum Wiederholen und Vertiefen sowie für Musik, Sport und Theater bleibt.
     
  7. Gleiche Schule für alle
    Bis zum Ende der Schulpflicht besuchen alle dieselbe Schule. Erst mit 14, 15 Jahren sind die beruflichen Interessen zu erkennen.
     
  8. Lehrberuf aufwerten
    Lehrer brauchen die beste Ausbildung, einen modernen Arbeitsplatz und Unterstützung von Psychologen sowie von Sozialarbeitern.
     
  9. Mehr Geld für Unis
    Bis 2020 sollen 2 % des BIP an die Unis gehen. Damit sollen mehr Menschen ein Studium abschließen. Neue Anreize für technische und mathematische Studien müssen geschaffen werden. Forschungsmittel ebenfalls erhöhen.
     
  10. Mehr Akademiker
    In Österreich haben nur 22 Prozent eines Jahrgangs ein Hochschulstudium. Diese Quote soll bis 2020 auf 40 % angehoben werden. Die Studenten sollen aus allen sozialen Schichten kommen. Keine sozialen Zugangshürden.

  11. Mehr Mittel für Erwachsenenbildung
    Staatliche, betriebliche und private Gelder für Weiterbildung sollen um 15 Prozent erhöht werden.
     
  12. Mehr Chancen für Migranten
    Ein offenes Bildungssystem erkennt kulturelle Vielfalt als Bereicherung. Migranten müssen dieselben Chancen auf ein Studium haben wie alle anderen Bürger.
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