Von PISA-Nachzüglern zu Musterschülern: Das will Bildungsministerin Schmied. Langfristig werden pro Schüler 1.300 Euro mehr investiert.
SPÖ-Bildungsministerin Claudia Schmied legt sich die Latte vor ihrer erneuten Angelobung am Dienstag hoch: Gegenüber ÖSTERREICH präsentiert sie erstmals ihr zehn Punkte umfassendes Perspektivenpapier, laut dem unsere Schulen sogar „zur Weltspitze“ aufschließen sollen.
Geldspritze für Schüler
Gerade in internationalen
Rankings wie der PISA-Studie soll ein „substanzieller Anstieg“ messbar sein,
schreibt Schmied in dem Plan mit dem Titel „Schule der Zukunft“. Dafür plant
Schmied – als ersten Punkt – eine gewaltige Geldspritze: 2013 – am Ende der
nächsten Legislaturperiode – sollen pro Jahr 400 Millionen Euro mehr in
Bildung investiert werden als zuletzt. Das wären pro Schüler rund 1.300 Euro
mehr.
Investitionen in Gebäude
Parallel dazu will die Ministerin
1,7 Milliarden Euro in den Ausbau und die Sanierung von Schulgebäuden
stecken. Dass vieles davon unter „Budgetvorbehalt“ steht, lässt Schmied
vorerst kalt: „Der Wohlstand eines Landes wird im Klassenzimmer
entschieden“, betont die 49-jährige Ressortchefin im Interview mit
ÖSTERREICH.
Bonus für junge Lehrer
Mehr Geld wird es auch für die Lehrer
geben, zumindest für Berufseinsteiger. Schmied arbeitet an einem neuen
Dienstrecht, mit dem die Einstiegsgehälter zwar deutlich steigen, dafür aber
später flacher ansteigen sollen. Außerdem plant die Ministerin Aufnahmetests
für alle angehenden Pädagogen: „Nicht jeder, der diesen Beruf ergreifen
will, soll auch studieren können“, betont die SPÖ-Ministerin.
Gesamtschule flächendeckend
Optimistisch ist Schmied laut
ihrem Papier auch für die Neue Mittelschule. Diese soll sich in den nächsten
fünf Jahren in allen Bundesländern etablieren und danach zur Regel werden.
Auszeichnen sollen sich die Schulen künftig auch durch kleinere Klassen und
mehr Sprachförderkurse für Migrantenkinder.
Gratis-Berufsmatura
Dazu plant Schmied Erleichterungen für
Schulaussteiger und Spätberufene. „Das Nachholen von Hauptschul-Abschlüssen
und die Berufsmatura sind für alle Menschen in Österreich kostenlos
möglich“, so Schmied.
Das ganze Interview:
ÖSTERREICH: Wie realistisch ist die Umsetzung Ihrer zehn neuen Perspektiven?
Claudia Schmied: Die Umsetzung bis 2013 ist sehr realistisch, auch wenn besonders anspruchsvolle Punkte dabei sind, wie etwa die neue Lehrerausbildung oder das neue Dienstrecht.
ÖSTERREICH: Ist der Abstand zur Weltspitze bis 2013 wirklich aufholbar?
Claudia Schmied: Es sollte in internationalen Tests ein Trend ablesbar sein: Deutlich auf der Überholspur, mit Zug nach vorne. Gerade bei der PISA-Studie wollen wir bis dahin erste Platzgewinne nach vorne schaffen.
ÖSTERREICH: Welcher Punkt wird für Lehrer, Schüler und Eltern als Erstes sichtbar?
Claudia Schmied: Unmittelbar bemerkbar wird das Schul-Investitionsprogramm. Ich bin sehr froh, dass von insgesamt 1,7 Milliarden Euro rund 600 Millionen vorgezogen werden.
ÖSTERREICH: Es gibt Sparvorgaben. Ist Ihr Ministerium davon nicht auch betroffen?
Claudia Schmied: Die Regierung Faymann-Pröll hat Bildung als Zukunftsthema definiert, unser Wohlstand wird im Klassenzimmer entschieden, wo das Geld direkt ankommen muss. Dafür müssen wir die Verwaltungsreform entschieden umsetzen. Es wäre etwa richtig, Bezirksschulräte abzuschaffen.
ÖSTERREICH: Wie rasch gehen Sie die Reform des Lehrer-Dienstrechts an?
Claudia Schmied: Ab 2012 gehen 50 Prozent unserer Lehrer in Pension, also kommt eine günstige Zeit, um das Dienstrecht zu ändern. Mein Ziel ist es, den Berufseinstieg attraktiver zu gestalten. Daher muss die Verdienstkurve am Beginn angehoben werden und dann flacher verlaufen.