Im Telekom-Prozess

Skandal um die Belastungs-Zeugin

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Ex-Sekretärin rudert zurück - Sie entlastet nun Rumpold. 

Montag, 11.24 Uhr, Saal 303, Straflandesgericht Wien, Auftritt Natascha R. Fünf Jahre lang hat die heute 37-Jährige als Sekretärin beim Ex-FPÖ-Werber Gernot Rumpold gearbeitet. Heute, am dritten Tag des Telekom-Prozesses, soll sie die entscheidende Zeugin gegen Rumpold sein. Von illegalen Geldflüssen hat sie im Vorfeld berichtet, von Geldkuverts, die übergeben wurden, von Scheinrechnungen. Die Staatsanwaltschaft rechnet mit einem Knalleffekt, R. soll endlich Licht ins „System Haider“ bringen. Doch: So weit wird es nicht kommen.

Zeugin will von Geldflüssen doch nichts gewusst haben
Dubiöse Geldflüsse: Habe es in Rumpolds Firma nicht gegeben. Scheinrechnungen: Habe sie nie bemerkt. „Die Leute sprechen mich auf der Straße an und fragen mich, was der Gernot (Anm. Rumpold) eigentlich gemacht hat. Und ich sage: Gar nichts. Er hat gar nichts gemacht“, erklärt seine ehemalige Sekretärin.

Natascha R.: „Habe das alles so gar nicht gesagt“
Um 180 Grad hat Natascha R. ihre Meinung geändert. Woher der plötzliche Sinneswandel kommt: Sie sei zwar tatsächlich von zwei Beamten des Bundesamtes für Korruptionsbekämpfung 2011 mehr als fünf Stunden lang befragt, dabei aber völlig missverstanden worden. „Ich habe das alles so nicht gesagt.“

R. wirkt energisch. Sie fragt nach einem Glas Wasser. Rumpold (für ihn gilt die Unschuldsvermutung) reicht ihr seine Trinkflasche. Kurz nachdem erste Zitate aus R.s Vernehmungsprotokoll in den Medien aufgetaucht waren, hat er R. geklagt. Sie hat versucht, ihm alles zu erklären. Vergeblich. Man hat sich in einem Vergleich geeinigt.

Entscheidung verschoben: Doch kein Urteil am Freitag
Nach einer Stunde wird Natascha R. aus dem Zeugenstand entlassen. Die vorerst wichtigste Zeugin der Anklage ist plötzlich keine mehr. Das Urteil (eigentlich für Freitag geplant) wird später fallen.


Natascha R. über Polizei-Aussage: »Habe das alles so nicht gesagt«

Die Gegenüberstellung: Was Zeugin Natascha R. 2011 bei der Polizei aussagte und was sie gestern am Wiener Straflandesgericht erklärte.

  • Polizei-Protokoll – über Scheinrechnungen: Erika Rumpold (heute Erika Daniel, Ex-Frau von Gernot Rumpold und Geschäftspartnerin) habe Natascha R. immer wieder Scheinrechnungen diktiert. Aufträge seien verrechnet worden, für die Rumpolds Agentur „keinerlei Tätigkeit vorgenommen hat“.
  • Aussage gestern vor Gericht: Nur weil Rumpolds Agentur keine Arbeit durchgeführt habe, heiße das nicht, dass niemand gearbeitet hat. „Wir hatten auch viele freie Mitarbeiter. Es war das Vertrauen da, dass wenn wir etwas verrechnen, wir dafür auch etwas gemacht haben.“
  • Polizei-Protokoll – über dicke Geld-Kuverts: Im Safe der Firma seien dicke Geld-Kuverts gelagert gewesen, die „einigen Personen, über welche Interventionen vorgenommen wurden“, übergeben worden waren.
  • Aussage gestern vor Gericht: Alles Unsinn, sagt Natascha R. heute: „Ich habe niemals gesehen, dass Rumpold jemand Geld in Kuverts übergeben hat. Als bei ihm zu Hause umgebaut wurde, hat er einmal Geld im Firmen-Tresor zwischengelagert. Das stimmt. Das war alles. Aber die Leute sprechen mich jetzt auf der Straße an und fragen mich, was der Gernot (Anm. Rumpold) eigentlich gemacht hat. Und ich sage: Gar nichts.“


600.000 Euro Parteispende: Darum geht es im Prozess

Vor zwei Wochen begann in Wien der zweite Telekom-Prozess. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: 2004 soll die Telekom 600.000 Euro an den FPÖ-Werber Gernot Rumpold überwiesen, dafür aber keine angemessene Gegenleistung erhalten haben. Landeshauptmann Jörg Haider habe damals Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer persönlich um diesen Deal gebeten. Kurz nach dem Geldtransfer erließ Rumpolds Firma der FPÖ 764.000 Euro Schulden. Die Staatsanwaltschaft vermutet eine illegale Parteispende.

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