Auf den Bildern ist der FPÖ-Chef in Wehrmachtsuniform zu sehen - waren es Wehrsportübungen oder simple Paintball-Spiele?
Sechs Monate ist es her, dass die in ÖSTERREICH veröffentlichten Neonazi-Bilder von Heinz-Christian Strache für Furore sorgten – doch erst in den nächsten Tagen erhalten die mittlerweile fast in Vergessenheit geratenen Fotos neue Brisanz.
Paintball-Spiele
Um sich eine Rücktrittsdiskussion zu ersparen,
hatte Strache zunächst im ORF verkündet, es handle sich bei den Bildern in
Wehrmachtsuniform um „harmlose Paintball-Spiele“ – und dann ÖSTERREICH
geklagt. Ab Donnerstag wird nun eine Wiener Richterin in zahlreichen
Zeugen-Einvernahmen herausfinden, was sich hinter den „harmlosen Bildern“
wirklich verbirgt.
Wehrsportübungen?
Nicht länger haltbar erscheint auch
Straches vielfach wiederholte Schutzbehauptung, das Bild sei völlig harmlos,
weil es ihn bei „Paintball-Spielen“ zeige. Noch in der Klage
gegen ÖSTERREICH hatte Strache ausdrücklich davon gesprochen, dass „diese
Fotos den Antragsteller (und mehrere andere Teilnehmer) bei einem vor zirka
20 Jahren in Kärnten abgehaltenen „Farbkugel-Spiel“ (damals „Gotcha“, heute
„Paintball“ genannt) zeigen.“
Expertenmeinungen
Alle bisher mit dem Bild befassten Experten –
ebenso wie die vom Gericht bereits befragten Augenzeugen – schließen dagegen
„definitiv aus, dass dieses Foto anlässlich von Paintball-Spielen gemacht
wurde.“ Jeder (!) der bisher Befragten war der eindeutigen Meinung,
dass dieses Foto „von Wehrsportübungen“ stammt. Einhellige Meinung aller
bisher Befragten: „Es war sicher keine Paintball- oder Gotcha-Veranstaltung.“
Nazi-Szene
Zunächst will das Gericht einmal herausfinden, wer
sich hinter den – von Strache vor seinem ZIB 2-Auftritt penibel verpixelten
– Gesichtern der Uniform-Kameraden verbirgt. Insider behaupten, die Bilder
seien deshalb unkenntlich gemacht worden, weil sich mit Strache auf den
Fotos ein Teil der Crème de la Crème der jungen österreichischen
Neonazi-Szene präsentiert. Gesucht wird auch der Fotograf – es soll der
prominenteste österreichische Neonazi sein.
Stück für Stück stellen sich Straches Behauptungen zum Ursprung des Fotos im Vorfeld des Gerichtsverfahrens als nicht haltbar heraus. Entgegen Straches Angaben entstand das Bild nicht „in Maria Saal“, „ sondern im Kärntner Zweikirchen, wo just um diese Zeit zahlreiche rechtsextreme Jugendtreffen und Wehrsportübungen stattfanden.
Strache unter Druck
Der FPÖ-Chef ist damit in einer ähnlichen
Situation wie der einstige Kanzler Fred Sinowatz, der 1986 gegen Alfred Worm
und Ottilie Matysek ein Gerichtsverfahren angestrengt hatte, dieses verlor
und der anschließend zurücktreten musste.
Ähnlich wie bei Sinowatz geht es auch bei Strache um eine Parteivorstandssitzung – bei Strache um einen Parteivorstand aus dem Dezember 2006, in dem Ewald Stadler und Hilmar Kabas die umstrittenen Bilder der kompletten Parteiführung präsentierten. Schon jetzt sagen mehrere Teilnehmer der Parteisitzung: „Wenn alles bekannt wird, was in dieser mehrstündigen Parteisitzung über Straches angebliche Nazi-Vergangenheit gesprochen wurde und wenn das wirklich stimmt, ist der FPÖ-Chef rücktrittsreif.“ Ab Donnerstag treten die FPÖ-Granden – von Kabas bis Stadler – unter Wahrheitspflicht vor Gericht an.