Findige Studenten verkaufen ihren Studienplatz an verzweifelte Kollegen.
"Biete Studienplatz um 8.500 Euro.“ Solche und ähnliche Inserate, bei denen Studenten ihre Studienplätze verkaufen, kursieren derzeit in einschlägigen Online-Foren der medizinischen Universitäten in Wien und Innsbruck. Die Studienplatz-Geschäfte sorgen für großen Unmut bei Medizinstudenten und Hochschülerschaft. Die Rektoren und die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) bezeichnen diese Geschäfte als "unmoralisch“ und wollen diesen jetzt einen Riegel vorschieben (s. Interview).
Deutsche stürmten Innsbrucker Med-Uni
Der Hintergrund: Weil deutsche Studenten in der Vergangenheit die medizinischen Unis in Wien und Innsbruck überschwemmt haben, um dem deutschen Numerus clausus zu entgehen, wurde im Jahr 2006 an diesen Unis eine Quote eingeführt: 75 % der Studienplätze sind für Österreicher reserviert, 20 % für EU-Auslandsbürger, 5 % erhalten Studenten aus Nicht-EU-Ländern. Durch die Möglichkeit, einen Studienplatz zu tauschen, hätten sich die meisten deutschen Studenten Plätze in Innsbruck ausgehandelt, die Österreicher sind nach Wien gegangen, erzählt Stefan Konrad, Vorsitzender der Med-Uni Wien. Nach Protesten der Innsbrucker Studenten, die sich von den Deutschen überrollt fühlten, dürfen die Studenten seit heuer die Plätze nur mehr Quoten-intern (Deutsche mit Deutschen und Österreicher auch nur untereinander) tauschen. Problem: Es finden sich kaum österreichische Studenten, die nach Innsbruck wollen.
Aus der Not anderer Profit schlagen
Seit Ende August herrscht Hochbetrieb in den Tauschbörsen. "In den Foren melden sich hauptsächlich verzweifelte Wiener, die einen Platz in Innsbruck bekommen haben, die Stadt aber nicht verlassen wollen“, so Anna Berghoff von der ÖH. Findige Studenten nützen die verzweifelte Lage ihrer Kommilitonen aus, um aus der Not Profit zu schlagen. Sie verkaufen oder tauschen ihren Studienplatz in Wien gegen viel Geld. "Bis zu 8.500 Euro werden da für einen Studienplatz verlangt“, so Konrad. Manche gehen auch mit Auktionen hausieren und bieten ihren Wiener Platz dem Höchstbieter. "Das ist Wahnsinn“, so Norbert Mutz, Innsbrucker Vizerektor für Studienangelegenheiten.
Hier geht es zu den Studienplatz-Tauschbörsen:
http://www.oemu.at/index.php?id=128
http://www.facebook.com/group.php?gid=5970687506&v=wall&ref=search
http://www.skalpell.at/index.php?id=97&tx_mmforum_pi1[action]=list_topic&tx_mmforum_pi1[fid]=14
"Werden ungustiöse Deals jetzt beenden"
Norbert Mutz, Innsbrucker Vizerektor für Studienangelegenheiten, im ÖSTERREICH-Gespräch.
ÖSTERREICH: Herr Mutz, was halten Sie von dem Vorgehen, aus Studienplätzen Kapital zu schlagen?
Norbert Mutz: Das ist ein ganz ungustiöses, unappetitliches Vorgehen. So, als würde man mit Spitalsbetten Geschäfte machen.
ÖSTERREICH: Werden Sie dagegen vorgehen?
Mutz: Ich habe mit meinem Pendant in Wien, Herrn Vize-Rektor Mallinger, und der ÖH gesprochen und wir werden diesen Geschäften den Riegel vorschieben.
ÖSTERREICH: Soll etwa der Tausch von Studienplätzen unter den Studenten in Zukunft verboten werden?
Mutz: Nein, die Mobilität der Studenten muss erhalten bleiben. Man könnte etwa die Eingangstests unterschiedlich gestalten.
ÖSTERREICH: Wird gegen die Studenten strafrechtlich vorgegangen?
Mutz: Es ist nicht kriminell, es ist einfach unmoralisch und grauslich. Mit so etwas macht man keine Geschäfte. Wenn man Leistung verkauft, ist das ja in Ordnung. In dem Fall wird einfach das Fett aus der Suppe geschöpft. Da mache ich aber nicht mit.