WK-Präsident Leitl plädiert für Verhandlungen, IV-Generalsekretär Beyrer meint, die Gewerkschaft erkenne nicht den Ernst der Lage.
"Ergebnisse wird man nicht auf der Straße, sondern nur am Verhandlungstisch erreichen", sagte Leitl am Montag im ORF-Mittagsjournal. Die Krise müsse gemeinsam bewältigt werden, es gebe ein gemeinsames Interesse von Wirtschaft und Arbeitnehmern, die Betriebe zu erhalten. So reagierte Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl auf die angekündigte Großdemo am Mittwoch in Wien.
"Nulllohnrunge kein Thema"
Sicher werde die
Verhandlungssituation schwieriger, gestand Leitl ein, er sei aber
zuversichtlich, dass die Kollektivverhandlungen zu einem guten Abschluss
kommen könnten. "Von Arbeitgeberseite ist nicht von einer
Nulllohnrunde die Rede", sagte er. Er verlasse sich auf die moderaten
Verhandlungspartner für die rund 700 Kollektivvertragsverhandlungen in
Österreich. Die angeblich von den Druckern ausverhandelten 3 Prozent
Gehaltserhöhung "können kein Richtwert sein".
IV hat wenig Verständnis
Der Generalsekretär der
Industriellenvereinigung (IV), Markus Beyrer, zeigt "wenig Verständnis"
für die Demonstration. "Der Gewerkschaft ist die Dramatik der
derzeitigen Situation offenbar noch absolut nicht bewusst", monierte er
im Mittagsjournal. Die Industrie habe immer über dem Kollektivvertrag
bezahlt, jetzt seien die Zeiten eben schlechter. Die kolportierten 3 Prozent
Gehaltserhöhung bei den Druckern hält Beyrer für ein "grundsätzlich
sehr bedenkliches Signal, wenn man glaubt, Dogmen durchsetzen zu müssen".
Das habe mit Verantwortungsgefühl nichts zu tun.
"Demonstrieren ist Grundrecht"
Auf Gewerkschaftsseite
sieht man die Sache naturgemäß anders. "Eine in der
Öffentlichkeit stattfindende Versammlung mehrerer Personen zum Zwecke der
Meinungsäußerung ist ein menschliches Grundrecht, von dem jeder Gebrauch
machen darf", sagte Andreas Schlitzer von der Rechtsabteilung der
Metaller-Gewerkschaft.
Rudas gegen Nullrohnrunde
SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura
Rudas sprach sich stellvertretend für die Sozialdemokratie vehement gegen
eine Nulllohnrunde aus. Vor allem aus volkswirtschaftlicher Sicht sei das
problematisch, sagte sie. Stattdessen fordert sie verstärkte öffentliche
Investitionen und vertraut der Gewerkschaft, eine Nulllohnrunde abzuwenden.
FPÖ sieht Armutszeugnis für SPÖ
Die Lohn-Demo
bedeute vor allem eines: Die SPÖ sei schon lange kein Anwalt der
Arbeitnehmer mehr, befand dazu FPÖ-Arbeitnehmersprecher Herbert Kickl. Wenn
Gewerkschaftsmitglieder und Betriebsräte ihren Unmut über die derzeitige
Situation kundtun würden, sei das vor allem ein Armutszeugnis für die SPÖ
unter Faymann.