Das sagt Österreich

Nach Kurz ist Strache Sieger im Germania-Chaos

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner. 

Nach Sebastian Kurz hat gestern auch HC Strache die Notbremse in der Causa der unseligen Nazi-Liedtexte der Burschenschaft „Germania“ gezogen. Sichtlich entnervt vom Druck der eigenen Partei-Spitze hat der unter mediales Trommelfeuer geratene FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer auf alle Ämter, Gagen und sogar Funktionen in der FPÖ verzichtet – und die Partei verlassen.

Damit hat HC Strache unter Beweis gestellt, dass er die FPÖ wirklich aus dem rechten Schmuddel-Eck heraus in die politische Mitte führen will. Das ist ihm bei der letzten Wahl – mit der sanften „Kickl-Strategie“ – schon gelungen. Das will er jetzt mit der Regierungs-Beteiligung der FPÖ krönen – und das lässt er sich von keinem Landes-Rambo zusammenhauen.

Ziel der neuen Strache-Strategie ist es, die Regierung als „Kraft der Mitte“ zu positionieren und die FPÖ für die Wähler dieser Mitte attraktiv zu machen. Das war nach dem Nazi-Eklat rund um die „Germania“ kaum mehr möglich – die FPÖ war durch Landbauer wieder zur „alten“ Nazi-Partei geworden und prompt in NÖ von den erhofften 23 % auf gerade mal 14 % ´Stammwähler zurück gefallen.

Strache spielt deshalb jetzt ein gewagtes Match: Er legt sich mit seinem neuen „Mitte-Kurs“ – klar gegen Antisemitismus und Rechtsextreme positioniert – mit der eigenen Hardcore-Basis an. Es gibt viele in der FPÖ die meinen, Strache würde seinen Aufstieg den Burschenschaftern verdanken – und hätte jetzt „seine“ Burschenschafter „verraten“.

Beim Akademikerball hat HC Strache jedenfalls zum ersten Mal seine Couleur-Farben bereits abgelegt – ein klares Zeichen, wie er Regierungsverantwortung sieht.

Für Strache ist seine neue, sanfte „Mitte-Strategie“ nicht nur Erfolgs-Konzept, sondern Überzeugung. Er will der bessere Kanzler – sprich: der bessere Kurz – werden, er will Kurz in Wahrheit beim nächsten Mal die Wähler der Mitte abjagen. Und er will wie Kurz die Regierung nicht im rechten Eck haben.

Nach dem Landbauer-Rücktritt muss Strache jetzt aber zuerst das FPÖ-interne Match gewinnen: Er muss die – wütenden – Burschenschafter unter Kontrolle halten, jeden Aufstand der Hardcore-Nazis vermeiden in der FPÖ vermeiden, und nach dem Landbauer-Debakel auch in den Medien den Neustart schaffen. Vom „bad guy“ und „Schmuddel-Nazi“ zum modernen Vizekanzler und Sportminister der mit Nazis nichts am Hut hat und alle ansprechen will: Junge, Frauen, die moderne Generation.

Gewonnen haben im Duell um Landbauer vorerst beide: Strache, weil er die Nazis aus der FPÖ rauswirft – und Kurz, weil er die Regierung aus dem Medienfeuer geholt hat.

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