Jetzt geht der Intensivwahlkampf für den ORF los.
Gestern endete die offizielle Bewerbungsfrist für die ORF-Chefwahl am 9. August. Und am Freitag präsentierte der haushohe Favorit, der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, seine Vorstellungen für die nächsten vier Jahre im ORF. Er habe eine „umfassende Erfahrung im Bereich der elektronischen Medien“, begründete Wrabetz seine Bewerbung an den ORF-Stiftungsrat.
Wrabetz hat auch ein 115-Seiten-Konzept für die Zukunft des ORF erarbeitet: Der bisherige Generaldirektor möchte ab 2012 wieder in Programm und Qualität investieren. Zudem möchte er die „Gleichstellung von Frauen und Männern fördern“.
Im ÖSTERREICH-Interview gibt sich Wrabetz optimistisch, dass er „mehr Stimmen als das letzte Mal“ erhalten werde.
Im Hintergrund laufen freilich auch rot-schwarze Verhandlungen zum ORF. Derzeit stehen SPÖ, Grüne und BZÖ hinter Wrabetz. SP-Kanzler Werner Faymann und VP-Vizekanzler Michael Spindelegger sollen dem Vernehmen nach aber lieber ein koalitionäres Personalpaket für den ORF schnüren. Kein leichtes Unterfangen:
- Geht es nach der SPÖ, soll der kaufmännische Direktor, Richard Grasl, Finanzchef bleiben. Etwas, das Grasl selbst und Wrabetz ebenfalls wollen.
- Die ÖVP würde Grasl aber lieber als neuen Fernsehdirektor sehen.
- Diesen Posten würde die SPÖ lieber mit Wiens Landesdirektorin Brigitte Wolf besetzen.
- Die ÖVP wiederum möchte auch eine Frau zur Direktorin erheben: Ulrike Baumgartner-Gabitzer, Wolfgang Schüssels Ex-Kabinettschefin, solle demnach kaufmännische Direktorin werden.
Radiochef Karl Amon soll Radiodirektor bleiben und Onlinechef Thomas Prantner Vizedirektor für Online werden.
Wrabetz: "Hoffe auf Zustimmung von allen Gruppierungen"
ÖSTERREICH: Sie haben nun ein 115-Seiten-Konzept für den ORF präsentiert. Was planen Sie?
Alexander Wrabetz: Im Kern geht es stark um die Erweiterung der Fernsehflotte – neben ORF 3 planen wir auch einen eigenen Kinderkanal in Kooperation mit Kika.
ÖSTERREICH: Und was ist mit der Information an sich?
Wrabetz: In Zeiten der Verunsicherung ist die Information von besonderer Bedeutung. Wir planen daher auch eine Dokumentationsreihe über die Zweite Republik. Und wir wollen auch eine Dokumentationsschiene zu Energie, Ernährung und anderen aktuellen Themen starten.
ÖSTERREICH: Und werden Sie weiter sparen?
Wrabetz: Bis Ende 2012 ist das fortgeschrieben. Danach müssen wir wieder in Programm und Qualität investieren. Dafür benötigen wir natürlich auch Mittel. Ich möchte daher, dass die Gebührenfundierung über 2013 hinaus fortgeschrieben wird.
ÖSTERREICH: Bei der letzten Wahl erhielten Sie 20 Stimmen. Glauben Sie, dass die ÖVP Sie diesmal unterstützen wird?
Wrabetz: Ich erwarte mir mehr Stimmen als 2006 und hoffe, dass ich aus allen Gruppierungen Stimmen erhalte.
I. Daniel