Ein Pariser Luxushotel löst sich auf und versteigert sein ganzes Mobiliar. Vom Champagnerkübel bis zur ganzen Zimmereinrichtung.
Alles muss raus. Das gut fünf Meter lange dunkelgrüne Sofa im Foyer genau wie die Luster im Treppenhaus, wie Stühle, Bilder und Nachtschränke aus den über 500 Zimmern und Suiten des Hotels und das Silbergeschirr. Die schweren weißen Bademäntel mit dem Schriftzug des "Royal Monceau", die Champagnerkübel, fast jeder einzelne Teil trägt ein Schild mit einer Nummer darauf: 310 eine elfenbeinfarbene Minibar im ersten Stock, 2122 die beiden roten Plüschhocker aus der Bar "Le Royal". Über 3.000 Posten will das Pariser Luxushotel bis Sonntag loswerden, dann wird es zu einem noch luxuriöseren Hotel umgebaut.
"Justify my love"
Generale wie John J. Pershing und
Dwight D. Eisenhower, Künstler wie Josephine Baker und Ernest Hemingway,
Schauspieler wie Robert de Niro stiegen in dem Hotel in der Avenue Hoche in
der Nähe des Triumphbogens ab, das seit Sonntag keines mehr ist. In den 90er
Jahren drehte US-Superstar Madonna hier ihr Video zu "Justify My Love", auch
Popstar Michael Jackson ließ es sich zu seinen guten Zeiten gutgehen im
"Royal Monceau". Das einfachste Zimmer kostete 460 Euro, die "Royal Suite"
7.000 Euro pro Nacht. Ohne Frühstück, wohlgemerkt.
Erinnerungsstücke
Dieser Tage schieben sich hunderte
Menschen durch die 80 Jahre alte Luxusherberge, auf der Suche nach einem
Erinnerungsstück, das zu ersteigern ist. Wie die Mittfünfzigerin mit den
hochgesteckten Haaren, die an einem Tisch im zweiten Stock ein schriftliches
Gebot für zwei Stehlampen abgibt. "Englischer Stil", steht im 260 Seiten
dicken Katalog, geschätzter Preis 100 bis 200 Euro. "Und dann habe ich noch
einen Frisiertisch gesehen, diesen kleinen, was meinst Du?", fragt die Frau
ihren Mann, der sich gerade in eine verschnörkelte Wandleuchte anschaut.
Ganzes Paket
Ein Stockwerk tiefer steht ein junges Paar vor einem
weißen Schreibtisch mit Lederbezug, den es aber nicht einzeln gibt: Er
gehört zum Gebot Nummer 348, das aus 17 Einzelstücken besteht. Zwar sei der
Schätzpreis von 300 bis 600 Euro "nicht so schlimm", sagt die Frau - aber
wohin mit der Kommode und dem Lehnsessel, den zwei Nachtschränken, dem
Couchtisch, dem Hocker und zwei Spiegeln, die zum Paket dazu gehören?
Neues Hotel
"Es wird alles schnell gehen", sagt eine
Mitarbeiterin des Auktionshauses Cornette de Saint Cyr. Denn schon im
kommenden Frühjahr soll das neue Hotel fertig sein - eine bisher nicht
dagewesene Verbindung "von Luxus und höchstem Service", wie es angepriesen
wird. Der Besitzer des "Royal Monceau" ist seit vergangenem Jahr der
Jungmilliardär Alexandre Allard, der sein Vermögen mit dem Internet gemacht
hat. Er will ein jüngeres Haus aus dem "Royal Monceau" machen, nach dem
Entwurf des französischen Stardesigners Philippe Starck.
Schnäppchenjagd
Unter den Posten seien "eine Menge
Schnäppchen", sagt Hubert Felbacq von Cornette de Saint Cyr. Selbst die
Vorhänge werden versteigert und der ausgetretene Teppich, der im Treppenhaus
über den Stufen liegt. Zu den teuersten Stücken gehören ein Wandteppich aus
dem 18. Jahrhundert, der auf 15.000 bis 20.000 Euro geschätzt wird, sowie
ein riesiger Marmortisch für 12.000 bis 15.000 Euro. Insgesamt wird die
Versteigerung rund eine Million Euro einbringen, schätzen die Veranstalter.
Silbergeschirr begehrt
Am besten werden laut Mitarbeitern das
Silbergeschirr und die Badtextilien weggehen: Ein kleines Paket enthält
neben vier Duschtüchern und sechs normalen Handtüchern unter anderem zwei
Bademäntel mit dem Schriftzug des "Royal Monceau". Noch beliebter seien
höchstens die knapp 80 Zentimeter hohen frei stehenden Minibars in den
Zimmern mit einer goldenen Krone und dem Schriftzug des Hotels auf der Tür.
Schon am ersten Tag der Besichtigungen seien dutzende Gebote dafür
eingegangen.