Teamchef Brückner überraschte bei der Kader-Bekanntgabe für die WM-Quali gegen Färöer und Serbien: Arnautovic, Hölzl, Kienast rein, Linz nicht dabei.
Österreichs Fußball-Teamchef Karel Brückner hat eines der größten heimischen Talente an Bord geholt. Der 19-jährige Stürmer Marko Arnautovic steht erstmals im Aufgebot des Nationalteams, das am 11. Oktober in Torshavn auf die Färöer und am 15. Oktober in Wien auf Serbien trifft. Dazu berief Brückner mit Mittelfeldspieler Andreas Hölzl von Sturm Graz am Donnerstag einen zweiten Akteur ohne Länderspiel-Erfahrung in sein vorerst 21-köpfiges Aufgebot.
Kienast statt Linz
Neben dem verletzten
Salzburg-Mittelfeldspieler Christoph Leitgeb fehlt im Gegensatz zu den
Auftaktpartien in Gruppe 7 gegen Frankreich (3:1) und Litauen (0:2) auch
Stürmer Roland Linz. Der 27-Jährige war zuletzt bei seinem Club Sporting
Braga in Ungnade gefallen. Dafür kehrt Roman Kienast (Helsingborg) ins
Aufgebot zurück. Als fünften Stürmer hatte sich Brückner laut eigenen
Angaben zwischen Arnautovic und Austria-Youngster Rubin Okotie entschieden.
Okotie bleibt im U21-Team
Okotie stürmt anstelle des A-Teams in
der U21 in den entscheiden Playoff-Spielen der EM-Qualifikation gegen
Finnland. "Diese Barrage ist sehr wichtig", sagte Brückner, der sich drei
Stunden lang mit U21-Teamchef Manfred Zsak und ÖFB-Technikdirektor Willi
Ruttensteiner beraten hatte. Den Kader fixierte der Tscheche dann gemeinsam
mit seinen Team-Trainern Jan Kocian und Andreas Herzog. Weitere
U21-berechtigte Spieler wollte das Trio nicht abstellen.
Viele Diskussionen
"Wir haben sehr viel über den Kader
diskutiert", versicherte Brückner, der es sich vorbehält, bis zum
Zusammentreffen des Teams am Montag in Lindabrunn noch Spieler
nachzunominieren. Nicht im vorläufigen Aufgebot stehen weiterhin die
Deutschland-Legionäre Ümit Korkmaz (verletzt) und Andreas Ibertsberger. Ein
Fragezeichen stand am Donnerstag hinter dem dritten Keeper Ramazan Özcan,
der sich im Training in Hoffenheim eine Knieverletzung zugezogen hatte.
Starkes Sturm-Aufgebot
Im Angriff hat Brückner dafür die Qual der
Wahl. Neben dem als Nummer eins gesetzten Marc Janko, dessen in Litauen
glücklosem Ersatzmann Stefan Maierhofer und Rapids Erwin Hoffer nominierte
der 68-Jährige auch Arnautovic und Kienast. "Arnautovic ist ein sehr
interessanter Spieler", sagte Brückner über den 1,92-m-Mann von Twente
Enschede. Herzog hatte ihm den technisch versierten Angreifer empfohlen,
nachdem er ihn in der Champions-League-Qualifikation im August gegen Arsenal
(0:2) beobachtet hatte.
Arnautovic "muss gefordert werden"
"Er hat viel
Selbstvertrauen, das wirkt vielleicht manchmal überheblich", sagte Herzog.
"Aber über sein Potenzial braucht man nicht zu diskutieren. Er muss
gefordert werden, damit er eine Topleistung bringt." Das Interesse des
serbischen Verbandes, den gebürtigen Wiener für das Heimatland seines Vaters
zu gewinnen, habe laut Herzog keine Rolle gespielt, nur dessen Qualität.
"Klar wollen wir, dass er für uns spielt. Aber wenn er eine Flasche gewesen
wäre, hätten wir ihn sicher nicht einberufen."
Offfensiv gegen Färöer
In den ersten drei Länderspielen
unter Brückner hatte das ÖFB-Team stets mit nur einer groß gewachsenen
Solospitze begonnen, in Torshavn könnten es auch mehr sein, deutete der
Tscheche an. "Wir haben drei, vier Grundspielsysteme. Da ist vieles
möglich", sagte Brückner, der sowohl Arnautovic als auch den zwei Jahre
älteren Okotie "Niveau und sehr gute Perspektive" attestierte. Durch das
Überangebot an jungen Stürmern war vorerst auch für Linz kein Platz mehr im
Team.
Probleme im Mittelfeld
Im Mittelfeld dagegen musste Brückner
nachjustieren, holte Hölzl als Ergänzung in den Kader. "Er hat meistens
nicht sehr viele Ballkontakte, aber in der Nähe des Strafraums ist er sehr
gefährlich", sagte der Tscheche über den 23-Jährigen, der 2006 unter Josef
Hickersberger zwar bereits im Team gestanden, aber nicht zum Einsatz
gekommen war. "Wir mussten den Kader auf seiner Position verstärken",
erklärte Brückner. Der trotz fehlender Spielpraxis am rechten Flügel
gesetzte Martin Harnik ist mit Gelb vorbelastet, Rene Aufhauser fehlt auf
den Färöern wegen einer Sperre.
Kompletter ÖFB-Kader
Tor: Alexander Manninger
(Juventus Turin/30 Länderspiele/38 Gegentore), Jürgen Macho (AEK
Athen/17/15), Ramazan Özcan (Hoffenheim/1/1)
Abwehr: Christian Fuchs (Bochum/21 Länderspiele/0 Tore), György Garics (Atalanta Bergamo/17/1 Tor), Ronald Gercaliu (Salzburg/13/0), Emanuel Pogatetz (Middlesbrough/33/2), Sebastian Prödl (Werder Bremen/15/2), Joachim Standfest (Austria Wien/33/2), Martin Stranzl (Spartak Moskau/51/2)
Mittelfeld: Rene Aufhauser (Salzburg/56/12), Martin Harnik (Werder Bremen/14/2), Andreas Hölzl (Sturm Graz/0/0), Andreas Ivanschitz (Panathinaikos Athen/45/7), Jürgen Säumel (FC Torino/16/0), Paul Scharner (Wigan Athletic/18/0)
Angriff: Marko Arnautovic (Twente Enschede/0/0), Erwin Hoffer (Rapid Wien/6/0), Marc Janko (Salzburg/5/2), Roman Kienast (Helsingborg/9/1), Stefan Maierhofer (Rapid Wien/3/0)
Anmerkung: Teamchef Karel Brückner behält es sich vor, bis zum Team-Treffpunkt am Montag noch Spieler nachzunominieren.