Mattersburg

Coach Lederer noch lang nicht amtsmüde

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Lederer hält sich seit 2004 als Trainer der Burgenländer.

Diese „Ehe“ besteht bereits seit sechs Jahren. Als der gelernte Postbeamte den Klub im Herbst 2004 von Mushin Ertugal übernahm, konnte niemand damit rechnen, dass der 46-Jährige auch im Herbst 2010 das Amt des Chefcoach ausüben wird.

Das Wort „Amtsmüde“ fehlt offenbar im Wortschatz des Burgenländers. „Es gibt Jahr für Jahr neue Aspekte, die mich den Job in Mattersburg gerne ausüben lassen“, gesteht Lederer.

Der längstdienendste Trainer der Liga erklärt im Interview, warum der SVM in dieser Saison noch mehr leisten wird, wieso Michi Mörz nur langsam in Fahrt kommt und weshalb sein Job auch bei sportlichen Misserfolgen nicht gefährdet ist.

Frage: Herr Lederer, vier Punkte aus den letzten zwei Spielen, die Rote Laterne in Linz gelassen. Ist die Länderspielpause zur falschen Zeit gekommen?
Franz Lederer: Wenn man die nackten Zahlen her nimmt, stimmt das. Wir hatten einen Lauf und konnten Punkte und Selbstvertrauen sammeln. Aber man muss es sowieso nehmen, wie es ist. Einmal ist die Pause positiv, dann negativ. Diesmal hat es uns eben nicht so gut gepasst.

Frage: Es wird aber dennoch noch immer eine gute Stimmung im Team herrschen, oder?
Lederer: Es gab schon vor dem Doppel gegen den LASK keine grüblerische Stimmung. Dank der Erfolge geht alles natürlich noch leichter.

Frage: Sie haben zu Beginn der Saison sehr viel mit der Aufstellung experimentiert. Haben sie jetzt die richtige Formation gefunden?
Lederer: Es ist ein bisschen untergegangen, aber uns ist mit Peter Chrappan ein Stamm-Innenverteidiger nach einer Runde verloren gegangen. Er ist wieder zurück. Zudem hat Dominik Doleschal seine Form wiedergefunden. Solange etwas gut funktioniert, wird man daran nichts ändern. Auch die Ersatzbank ist nicht schlecht aufgestellt.

Frage: Speziell im Mittelfeld tummeln sich mit Ausnahme von Michael Mörz recht junge und unerfahrene Spieler. Diese brauchen aber auch Zeit...
Lederer: Das ist richtig. Uns war klar, dass es riskant ist. Die Formation mit Seidl, Doleschal und Salomon kann in die eine Richtung gehen oder eine schwierige Sache werden. Der Start war sehr durchwachsen. Dazu bekommen wir zum Auftakt gegen die Austria ein Tor, das keines war. Das sind zwar Kleinigkeiten, verunsichern die Jungen aber mehr, als gestandene Kicker. Die Burschen haben sehr viel Potenzial und müssen es eben nur abrufen.

Frage: Mörz sucht seit geraumer Zeit seine Form. Was ist passiert?
Lederer: Er weiß selbst am besten, dass er nicht der Mörz ist, den wir brauchen. Aber auch bei ihm zeigt die Leistungskurve nach oben. Die letzten zwei Spiele waren in Ordnung und in der Cup-Partie in Dornbirn hat er sich seiner Stärken wieder angenähert. Michi ist zwar erfahren, aber das eine oder andere hat ihm zu denken gegeben. Das muss er aber abstellen, denn er ist der Kapitän und muss die junge Truppe führen.

Frage: War die Ausbootung vor der EURO 2008 der Knackpunkt?
Lederer: Das war eine sehr, sehr negative Erfahrung. Michi liebt Fußball und hätte gerne Österreich bei der Heim-EM vertreten. Er hat eben lernen müssen, dass es auch solche Entscheidungen gibt.

Frage: Der Trend zeigt generell bei ihrer Mannschaft nach oben. Wie erleichtert sind sie?
Lederer: Ich bin sehr glücklich. Präsident Pucher, Manager Simmel und ich wollten den Weg mit den Jungen gehen. Noch haben wir aber nicht viel erreicht. Nur wegen den vier Punkten gegen den LASK ist nicht alles eitel Wonne. Wir sind immer noch hinten nach und nicht so in Form, dass man beruhigt sein kann. Aber man sieht, dass sich Vertrauen bezahlt macht und die Burschen immer mehr an sich glauben.

Frage: Bei jedem anderen Verein wäre nach dem verpatzten Saisonstart eine Trainerdiskussion ausgebrochen. Mattersburg ist anders...
Lederer: Auch beim LASK ist ein Umdenken eingetreten. Viele hatten mit einer Ablöse von Trainer Helmut Kraft gerechnet. In Mattersburg wird Ruhe bewahrt – sowohl von meiner Seite, als auch von der Seite des Obmanns. Wir setzen auf Kontinuität.

Frage: Sie sitzen seit Herbst 2004 auf der Mattersburger Trainerbank. Das Wort „Amtsmüde“ gibt’s für sie nicht, oder...
Lederer: Es ist für mich jede Saison eine neue Herausforderung. Ich möchte mich einfach immer wieder beweisen. Ob ich jetzt sechs Jahre bei einem, oder bei sechs verschiedenen Vereinen tätig bin, ist in dieser Hinsicht egal. Es gibt Jahr für Jahr neue Aspekte, die mich den Job in Mattersburg gerne ausüben lassen.

Frage: Welche Aspekte sind das? Gibt es einen ganz besonderen Anreiz?
Lederer: Die Mannschaft. Ich trainiere schließlich nicht seit sechs Jahren die gleichen Spieler. Und im letzten Jahr hat sich immens viel getan. Unser Altersschnitt liegt bei ungefähr 24 Jahren. Aus solchen Spielern eine funktionierende Einheit zu formen, das ist mein Anreiz.

Frage: Das Zuschauer-Interesse ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Was kann man dagegen unternehmen?
Lederer: Mit guten Leistungen und guten Resultaten. Mehr können wir nicht machen. Das Heimspiel gegen den LASK war dafür die beste Werbung – leider wurde es nicht gewonnen. Aber solche Spiele wollen die Fans sehen. Es ist eigentlich schade, dass viele nicht erkennen, was wir hier aufbauen. Wir spielen mit so vielen jungen Burschen aus der Umgebung – das wird außerhalb des Burgenlands mehr gut geheißen, als bei uns selbst.

Frage: Ist es auch ein Sinnbild für die österreichische Mentalität, dass wenn der Erfolg ausbleibt, auch die Zuseher nicht ins Stadion kommen?
Lederer: Das ist logisch und ich bin da auch nicht zu überkritisch. Fußball ist sehr präsent.Wenn mann will, kann man im TV von Montag bis Sonntag Fußball schauen. Die Leute selektieren. Dennoch verstehe ich nicht, warum die Identifikation mit unserem Klub, bei dem sehr viele Burgenländer unter Vertrag stehen, fehlt. Okay, dass wir nicht mehr die 10.000 bis 12.000 Zuschauer aus der Anfangszeit erreichen, war absehbar. Es muss sich wieder einpendeln. Auch Rapid hatte vor etlichen Jahren eine Durststrecke. Da kamen nur 5.000 bis 6.000 Zuschauer ins Stadion – und Rapid hat sicher die treuesten Fans. Wir sind eben nicht so ein Traditionsverein und haben nicht so ein Fanpotenzial. Wir müssen um die Zuschauer kämpfen.

Frage: Mattersburg wurde eine schwierige Saison prophezeit. Was entgegnen sie diesen Kritikern?
Lederer: Ich werde mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen und posaunen: „Ihr habt euch schön verschaut!“ Wir sind noch nicht dort, wo wir vielleicht sein könnten. Wir werden weiter hart arbeiten und schauen, was unter dem Strich herausspringt. Wenn diese Mannschaft noch enger zusammen wächst und länger zusammen spielen darf, ist in absehbarer Zeit eine ganz, ganz gute Truppe am Werk.

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