ÖFB-Kapitän Ivanschitz macht sich nichts vor: Im Team gehe es "derzeit drunter und drüber". Trotzdem soll es gegen Türken Steigerung geben.
Andreas Ivanschitz macht sich über die Stimmungslage rund um das österreichische Fußball-Nationalteam vor dem Testspiel am Mittwoch (20.30 Uhr/live ORF1) im Wiener Happel-Stadion gegen die Türkei keine Illusionen. "Die Situation ist sicher nicht einfach. Im Moment geht es drunter und drüber", erklärte der Kapitän.
"Im Nachhinein klüger"
Zu den jüngsten
Misserfolgen in der WM-Qualifikation gesellten sich auch noch
Unstimmigkeiten zwischen den Spielern und der Verbandsführung, etwa was die
Organisation der Rückreise von den Färöern betrifft. Auch Ivanschitz selbst
hatte sich der diesbezüglichen Kritik von Marc Janko öffentlich
angeschlossen. "Es ist normal, dass auch ein Spieler etwas sagt, wenn viel
über ein Thema diskutiert wird. Aber im Nachhinein ist es klüger, wenn man
so etwas intern klärt."
Mit der Vergangenheit will sich Ivanschitz ohnehin nicht mehr allzu viel befassen. "Für uns ist das erledigt, es bringt nichts, noch darüber zu diskutieren. So kommen wir nicht weiter", sagte der Burgenländer.
Verständnis für Scharner
Für die am Montag von Paul
Scharner am ÖFB geübte Kritik zeigte der Mittelfeldspieler Verständnis. "Das
sind seine Ansichten, und er hat in gewisser Weise recht, vor allem was
Roger Spry betrifft, weil er wirklich nicht so eingebunden ist. Aber da gibt
es bereits Gespräche und das wird sich ändern." Der Panathinaikos-Legionär
rief zur Vernunft auf. "Man sollte sich aufs Wesentliche, auf den Fußball,
konzentrieren. Wenn es sportlich passt, werden interne Probleme leichter
beseitigt."
Chance auf Wiedergutmachung
Die Rückkehr zum Erfolg soll schon im
"Schlüsselspiel" (Ivanschitz) gegen die Türkei erfolgen. "Für uns ist das
die Chance, vieles wieder gutzumachen. Wir dürfen nicht über die Ausfälle
jammern, immerhin haben jetzt einige Neue die Gelegenheit, sich zu
beweisen", betonte der 25-Jährige und erwartet im Vergleich zum
Serbien-Match eine klare Steigerung. "Wir müssen schauen, dass wir wieder
den Biss reinbringen, der gegen die Serben gefehlt hat, und versuchen,
gleich ins Spiel reinzukommen und den Türken mit Aggressivität wehzutun."
Gespräch mit Vereins-Trainer gesucht
Offensiver wird
Ivanschitz künftig auch die Problematik seines Reservistendaseins bei
Panathinaikos in Angriff nehmen. "Für mich ist die Situation nicht
zufriedenstellend. Es gibt keinen Streit mit Trainer Henk ten Cate, aber
vielleicht wird es in den nächsten Tagen oder Wochen ein Vier-Augen-Gespräch
geben", meinte der Linksfuß, der zwar vor einer Woche im Cup rund 60 Minuten
spielte, in den jüngsten beiden Liga-Partien aber nicht im Kader aufschien.
Gspurning im Aufwind
Deutlich besser geht es da schon Michael
Gspurning, dem zweiten Griechenland-Legionär im aktuellen ÖFB-Kader. Der
Goalie hat sein Stammleiberl bei Xanthi sicher und kassierte in dieser
Saison nur zwei Liga-Tore, was ihm die erstmalige Team-Nominierung und
gleichzeitig auch das Debüt gegen die Türkei ermöglichte. "Ich bin von der
Mannschaft sehr gut aufgenommen worden. Für mich persönlich ist es gut, dass
ich gleich so schnell zum Einsatz komme, denn dann bleibt mir nicht so viel
Zeit zum Nachdenken." Dass er nicht schon für das enttäuschende
WM-Quali-Doppel Mitte Oktober geholt wurde, sei für ihn "von der Psyche her
sicher kein Nachteil".
Der Transfer nach Griechenland vor knapp zwei Jahren hat sich laut Gspurning als goldrichtige Entscheidung herausgestellt. "Ich bin ein anderer Spieler und auch ein anderer Mensch geworden. Für meine gesamte Entwicklung war das sehr wichtig", erklärte der Steirer, der zuvor in Pasching nicht an Josef Schicklgruber vorbeigekommen war. "Vielleicht bin ich damals zu wenig laut gewesen, aber auch daraus habe ich gelernt."